von Parteien, Gefühlen, Frust, Fakten, Meinungen, Menschen und Liebe
- Carol Rose
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von Parteien, Gefühlen, Frust, Fakten, Meinungen, Menschen und Liebe
Politik - was ist das? Parteien - was sind Parteien?
Wir können diese beiden Begriffe Schülerinnen und Schülern in einer Schulstunde erklären. Nicht jedoch politische Winkelzüge, Lobbyismus, Korruption, Opportunismus, Verrat, Klüngeleien über Personen, Seilschaften, Beziehungen zwischen Personen und die daraus resultierenden Entscheidungen in der Gesellschaft, Kapitalismus und deren Effekte, Ideologien und deren Effekte in der Gesellschaft, Religionen und deren Effekte in der Gesellschaft... Missbrauch von Menschen für politische Ziele, Missbrauch von Studien, Fakten, falschen Wahrheiten, Parteien und Gefühlen in der Gesellschaft für politische Ziele... Demagogische Reden und deren Wirkungen in der Gesellschaft... Steuerung von Menschen über Angst, Gefühle, Steuerung über Meinungen. Politische Prozesse als Marketingprodukte, die Deine Defizite benennen und das Abstellen derselben versprechen.
Nein. Diese Artefakte können wir nicht in einer Schulstunde erklären. Daher können wir auch nicht erklären, warum ein Mensch sein Kreuz bei der nächsten Bundestagswahl bei einer Partei seiner Wahl machen wird. Sinnlos dieses Unterfangen auch nur anzudenken. Wahlanalysen sind eine Farce, versuchen die Wahlintention von Menschen zusammenzufassen. Die AFD wurde gewählt weil.... ja? Warum? Weil der Mensch, der den Kugelschreiber auf dem Papier geführt hat, ein Nazi, ein Faschist oder ein Idiot war? Wenn es so einfach wäre, wäre Adolf Hitler nicht an die Macht gekommen. Nein. Leider ist es nicht so einfach. Wenn es so einfach wäre, hätte Stalin den Marxismus nicht für seine Genozide instrumentalisieren können. Es gibt Menschen, die verehren ihn heute noch. Pro und Kontra von Handlungen und Entscheidungen sind nicht mehr aufschlüsselbar, wenn wir das Pro und Kontra für einen Menschen, den wir einer Partei zuordnen und zu einer Wahl aufstellen, rückführen wollen. Es ist faktisch nicht mehr möglich. Weil jedes Individuum seine ureigene Intention für dieses Pro und Kontra formuliert, die mit seinen Erfahrungen und seiner Biografie verknüpft ist.
Absolute Entscheidungen sind bewertbar: Ausgrenzung, Diskriminierung, Hass, Mobbing, Ungleichbehandlung zwischen Menschen die arm oder reich sind. Diese können wir bewerten. Parteien setzen aber keine Absolutismen dagegen. Es gibt keine Partei, die Liebe auf der Welt garantiert, nicht einmal Religionen. Es gibt keine Partei, die arme Menschen gleich mit Reichen stellt, nicht einmal sozialistische. Es gibt keine Partei, die... ich will sagen: Alle Parteien scheitern an ihren absoluten, kategorischen Kernfragen in ihren Kompromissen, die sie eingehen müssen. Sie scheitern an dem Dissens zwischen Realität und Theorie. Zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Ich kann Liebe wünschen, aber der Wunsch wird unwirksam, wenn wir den Hass eines Partners ausgesetzt sind, der uns zerstört durch seinen narzisstischen Missbrauch. Wenn wir arm sind und auf Mitleid hoffen, aber unser Gegenüber nur aus Gier und Minderwertigkeitskomplexen besteht. Wenn wir Liebe brauchen, aber unser Mensch, der uns als Richter gegenübersitzt, nur seine Paragrafen kennt.
Die Theorie, dass das Kreuz an einer Partei, das wir machen, für uns eine Verbesserung bedeutet, ist leider ungebrochen. Der Jubel nach dem Wahlsieg unerschütterlich. Wir müssen aber dann sehen, dass unser Traum von Demokratie bereits an dem (freiwilligen) Fraktionszwang zerbricht, den Parteien vollziehen, wenn Parlamente Entscheidungen beschließen, die Gewissensentscheidungen jedes einzelnen Abgeordneten sein müssten. Wir stellen fest, dass eine Partei in sich zersplittert ist, genau wie es das Parlament im Bundestag ist, dass sogar einzelne Flügel der Partei wiederum in kleine Gruppierungen zersplittert sind, die sich um eine Person ranken, die mehr Einfluss als andere hat, gefolgt von ganz persönlichen Interessen und Lobbyismus. Wir können die Zersplitterung von Sehnsüchten, Wünschen, Meinungen, Zielen und Defiziten in der Bevölkerung genauso im Parlament, wie in der einzelnen Partei sehen, bis auf kommunaler Ebene. Gerade auf kommunaler Ebene sehen wir am deutlichsten, dass es immer mehr um Fragen der Person geht, die wir wählen, als um Sachfragen. Je kommunaler ein Problem wird, je mehr wird die Person wichtig. Wir können das herunterbrechen bis auf die kommunale Ebene unserer eigenen Familie, unserer eigenen Partnerschaft. Wenn der Liebste oder die Liebste fragt: Das hätte ich nicht von Dir gedacht, dass Du (xy Partei) wählst... um dann den Liebsten oder die Liebste direkt damit zu konfrontieren, dass es doch nicht gehe, wenn er Dich liebt, dass Du die Partei wählst, die er ablehnt. Das könntest Du doch schon gar nicht rein aus solidarischen Gründen zu Dir tun, Du bist doch mit ihr oder ihm zusammen. Willkommen in der Welt der Beziehungspolitik. Du bist nicht in dem Punkt xy meiner Meinung, also bist Du nicht mein Freund. Die Erweiterung: Du bist befreundet mit einem, der in dem Punkt xy nicht meiner Meinung ist, also kannst Du auch nicht mehr mein Freund, mein Partner sein. Ich muss mich trennen. Völlig irre. Völlig wahnsinnig. Völlig undemokratisch. Und laut Definition haben wir faschistische Effekte, die hier stattfinden. Abspaltungen von Menschen, die vorher zusammen waren.
Zur Zeit sehen wir diese Spaltungen in Bezug auf das Thema Covid-19, Corona, wir sehen und sahen sie in Bezug auf das Thema Klimapolitik oder auch Migrationspolitik. Wir sehen und sahen diese Abspaltung im Bereich Homophobie und Transphobie. Im Bereich hetero und schwul/lesbisch. Wir sehen sie sogar im Bereich von Arm und Reich. Ganze Stadtteile werden von reichen Menschen bewohnt, während andere Stadtteile den Armen gehören. Am deutlichsten zu sehen in den Slums. Eine Frau, aus nicht standesgemäßen Gesellschaftsschichten konnte nicht geheiratet werden von einem Adeligen. Die Väter, die einwilligen mussten, sagten in der Regel nein. Wurde eine Heirat trotzdem vollzogen, bedeutete das die Ausgrenzung aus der Familie, Enterbung. Patriarchale Konstrukte. Heute noch in Religionen außerhalb des Christentums zu sehen. Patriarchat ist Machtausübung. Die Macht gehört einer Partei. Der Name der Partei: Mann. Definition von Mann: Mit Penis geboren. Willst Du gegen diese Machtausübung wirken, kannst Du das versuchen über politische Prozesse. Vielleicht, indem Du eine Partei wählst, die diese Effekte angreift. Vielleicht wählst Du deshalb Bündnis90/Die Grünen. Du wirst aber, solltest Du das in den 80ern getan haben, erlebt haben, dass sich diese Partei, wie ich oben anführte, nicht homogen zeigte, genauso zersplittert ist, wie die Wähler selbst, die verschiedene Parteien wählen. Es zeigte sich dann auch: Realos und Fundis spalteten sich. Die heutige Partei der Grünen hat mit den Anfängen der 80er nicht mehr viel zu tun. Der SPD ging es ähnlich, es spaltete sich die USPD ab, von dieser wiederum die KPD. Die CDU ist gespalten wie nie. Selbst die immer sehr homogen wirkende CSU ist tief gespalten. Nicht einmal eine Frauenquote konnte Markus Söder beim letzten Parteitag im Oktober 2019 durchsetzen. Die AFD führt uns ihre Spaltung in diesen Tagen auf ihrem Parteitag in Kalkar vor. Der liberale Flügel, angeführt von Jörg Meuthen hat noch die Oberhand, mit ca. 2/3 der Delegierten. Die Ultrarechten rebellieren aber immer mehr. Es ist eine Frage der Zeit, wann es auch hier zu einem Bruch kommt. Frauke Petry hat diesen Effekt bereits miterlebt und ist ausgetreten. Vor ihr ging es dem Mitbegründer Bernd Lucke nicht anders. Es gibt keine homogenen Bündelungen von Parteizielen. Unmöglich. Das ist ein Traum, den wir austräumen können.
Wenn wir unser Kreuz machen, werden wir den Krieg nicht abstellen damit. Liebe nicht sichern, auch wenn das alle wollen. Wir können nur eines: Die wichtigsten Grundrechte sichern, aber nicht einmal die. Denn die Demokratie hat mit ihrer Weichheit die Funktion ihrer eigenen Abschaffung eingebaut. Despotie kann demokratisch gewählt werden. Umgekehrt in einer Despotie keine Demokratie. Liebe verliert. Wenn Dir ein Aggressor gegenübersteht, wirst Du seinen Faustschlag nicht mit einem Liebesschwur abwehren können. Wir haben keine kategorischen Lösungen. Wir enden mit unserem Unvermögen, diese zu besitzen, in der Philosophie. Vielleicht enden wir in der Physik, wenn wir uns auf das Besinnen, was wir in der Hand halten, der Stein, wenn wir ihn los lassen, wird zu Boden fallen. Das ist sicher. Wenn wir aber nur noch pragmatisch entscheiden, bleibt kein Platz für Gefühle. Bleibt kein Platz für das Erstreiten von Rechten für Gefühle. Vielleicht für Phänomene wie Transsexualität, denn diese ist nicht sichtbar, obwohl körperlich existent. Der Stein der Transsexualität fällt auch zu Boden, wenn wir ihn aus der Hand fallen lassen. Wir sind hier auch in der Physik, leider sieht den Stein niemand. Und wir sind zerstritten: binärgeschlechtliche (binärgenitale) Vertreter gibt es hier genauso wie Nonbinäre. Wie oben angeführt haben wir wieder das heterogene Meinungsgefüge wie in einer Parteilandschaft. Auch der Feminismus ist zerstritten. Alles ist zerstritten. Hören wir also auf, Menschen nach Meinungen abzusortieren. Lassen wir es einfach. Nimm ein Stück Schokolade und schenke es dem AFD-Wähler. Oder dem Grünen. Je nach Deiner eigenen Gesinnung ein Kraftakt. Vielleicht einigen wir uns auf eine homogene Ebene: die Liebe.
Bild:
Flugschrift der USPD Württemberg: „Die Maske herunter!“, wohl 1918