Transphobie ist ein Produkt des Patriarchats

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Transphobie ist ein Produkt des Patriarchats

Beitrag von Freeyourgender » 10 Jul 2019, 19:01

Transphobie, und Du kannst hier diesen Artikel analog auf Homophobie übertragen,
wird vorwiegend von Männern "gefühlt".
Vergessen wird oft Lesbophobie, Stichwort "corrective rape" z.B. in Südafrika.

Die Antwort liegt in der männlich-patriarchalen Erziehung und dem patriarchalem Weltbild,
das weltweilt in einer patriarchalen Kultur verankert und bestätigt, gelebt und reflektiert wird.
Das Patriarchat definiert ein Männerbild, dass über die Frau herrscht.

Die Frau hat sich unterzuordnen, das war auch in unserer mittlerweile weitgehend emanzipierten westlichen Welt
noch vor wenigen Jahrzehnten so, vor 100 Jahren und im 19. Jahrhundert überdeutlich sichtbar.
Beispiele liefert hier der Frauenrechte-Diskurs, daher werde ich auf Beispiele verzichten.
Ein patriarchaler Mann braucht eine Definition. Wer ist ein Mann und wer nicht.

Wenn diese Definition aufgelöst werden würde, würde das Patriarchat analog aufgelöst.
Daher sind Grenzen eines männlichen Weltbildes unumgänglich.
Die wichtigste Grenze neben den flankierenden Grenzen ist der Penis.
Ist dieser vorhanden, ist dieses Wesen im Patriarchat männlich und hat dies auch so zu sein,
in seinem Verhalten. Ein Mann, der sich nicht männlich verhält, wird als Verräter mit Repressalien überzogen.
Ein Ausbrechen aus dieser Sippenhaft ist schwerlich möglich.

Kulturelle Versuche finden ständig statt, der Song von Herbert Grönemeyer aus den 80ern des 20 Jhd.
"Männer", war gerade deshalb ein Erfolg, er verschaffte den Ausbruchwilligen eine Stimme.
Jede Regelabweichung wird also bestraft.

Regelabweichungen sind unmännliches Verhalten, ein Manager, der in der DAX-Besprechung seinen Kollegen
davon berichtet, wie der Tupperabend mit den Freundinnen seiner Frau war, und der anschließende
Strickkurs in der Volkshochschule, hat wenig Aussichten, weiterhin ernst genommen zu werden.
"Weibisches" Verhalten wird nicht toleriert. Zu männlichem und damit patriarchalem Verhalten gehört
es weiterhin, hetero zu sein.
Schwule Männer nehmen nicht an der Unterdrückung der Frau teil und verbünden sich mit ihnen sogar,
geht gar nicht.
Lesbische Frauen entziehen sich der sexuellen Auslieferung eines Mannes - geht ebenso nicht.
Männer, die in der Gesellschaft "als" Frau leben, mit Penis - ein Ding der Unmöglichkeit.
Sie müssen dann wenigstens das Symbol, den Ausweis, wer wen unterdrücken darf, abgeben. Ihren Penis.
Bis 2011 war dies noch im Transsexuellengesetz verankert. Genau aus diesem Grund.
Die Grenzen, wer Mann ist und nicht müssten unbedingt eingehalten werden,
und wenn der Penis diese Definition nicht mehr liefern kann, hat das patriarchale Weltbild ein Problem.

Je südlicher, je patriarchaler die Kultur. Afrika, Orient, dort werden Menschen maximal bestraft,
die diese Regeln verlassen, bis zur Todesstrafe, z.B. für Homosexuelle oder sogenannte Trans*.
Oft kommen religiöse Brandbeschleuniger hinzu, die monotheistischen Weltreligionen haben alle eines gemeinsam:
Sie haben das Patriarchat mit in ihrem Regelwerk. Deshalb liefern Kulturen, die nicht säkulare
staatliche Religionen verankern, maximale Repressionen für Menschen, die patriarchale Regelwerke verlassen.

In dieser Analyse ist zu erkennen, warum eine Frau mit Penis von einer Frau meist akzeptiert wird,
von einem Mann eher nicht. Eine Frau wurde zwar in einer patriarchalen Welt auch patriarchal erzogen,
aber kann etwas leichter ausbrechen, als es einem Mann noch möglich wäre.
Dieses Ausbrechen der Frauen zeigt sich in der Möglichkeit, andere "Ausbrecher" akzeptieren zu können.
Diese Sonderregelung der Frauen innerhalb des Patriarchats, oder nennen wir sie "größere Freiräume",
sind überall sichtbar: Lesben in Pornofilmen sind ok, Schwule ein NoGo. Lesben in Swingerclubs sind ok. Schwule
unmöglich. Sich küssende Frauen meist kein Problem. Sich küssende Männer in der Öffentlichkeit, das will
niemand unbedingt sehen. Frauen haben sich das Hosentragen erkämpft, Männer dürften demnach Röcke tragen,
ein NoGo.

Hätten wir eine Gesellschaft, ohne patriarchale Erziehung, ohne patriarchales Weltbild,
hätten wir weniger Transphobie und Homophobie.
Gleichgesinnte, nonpatriarchale Fühlweisen finden sich innerhalb der Politik im linken Lager,
im rechten Lager finden wir das Patriarchat.
Künstler, egal welches Genre, stehen in den meisten Fällen für die Auflösung von Regelwerken,
auch dem Patriarchat, daher sind soziale Netzwerke mit Künstlern meist linkspolitisch ausgerichtet.

Und ja - das Geschlecht ist ein Politikum. Weil Macht immer politisch ist. Und im Patriarchat geht es um Macht,
nämlich um nichts weniger, als dass es erlaubt sein soll, dass die Hälfte der einen Menschheit, die andere Hälfte
unterdrücken darf.

Ein Pendant zur Transphobie, der auf den eigenen Selbsthass der eigenen Weiblichkeit gründet,
ist die Gewalt patriarchaler Männer gegen ihre (Ehe)Frauen. Häusliche Gewalt ist hier das Stichwort.
Diese Gewalt liegt in ihrer Ursache darin, dass die viel größere sexuelle Anziehungskraft und damit Macht einer
Frau unterdrückt, nicht zugelassen werden soll. Die Frau wird daher, in welcher Art auch immer, zerstört.
Frauen, die sich nicht zerstören lassen, dagegen angekämpft haben, finden wir im Feminismus.
Feministinnen haben schon lange das Patriarchat als Problem erkannt. Im TS-Diskurs ist das noch nicht durchgedrungen.
Alle, die Feministin, die Lesbe, der Schwule, die Trans*, sind Verräter des Patriarchats.
Natürlich auch die Intersexuellen, allein durch ihre Morphologie.
Daher bilden sich die beiden Lager: LGBTTIQ* und weitere Gruppierungen - die Kürzelreihe könnte
noch viel länger sein, denn die Buchstaben stehen für alle Regelverletzungen des Patriarchats,
und das andere Lager: NICHT-LGBTTIQ - die "Normalen", die Heteros, die CIS. Diejenigen, die das
patriarchale Weltbild bestätigen.



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