schon in Deinem ersten Brief schreibst Du erregend...

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JasminRheinhessen
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schon in Deinem ersten Brief schreibst Du erregend...

Beitrag von JasminRheinhessen » 10 Sep 2018, 10:10

"Schon in Deinem ersten Brief schreibst Du, dass Du meine Bilder erregend findest, das ist mir zu früh! Und jetzt sagst Du, Du wärst schüchtern. Du hast eine gespaltene Persönlichkeit. Lass Dich behandeln!"
Meine Persönlichkeit ist mit Sicherheit nicht gespalten. Überhaupt halte ich diese Definitionen aus der Psycho-Schulmedizin, wie "bipolare Störung", ein anderes Wort für Schizophrenie, für sehr starken Tobak, es sind Religionen die da verbreitet werden, ja - es ist eine Wissenschaft, aber es gibt keine Beweise. Leider stellen die Ärzte ihr "Wissen" aber so dar, als ob sie etwas wüssten. Ich habe auch viele Theorien entwickelt, was die Psychologie angeht, aber ich würde nie behaupten, die Wahrheit gepachtet zu haben, wie es Ärzte tun. Aber die verschreiben sowieso heute nur Tabletten, therapiert wird niemand, kostet ja zu viel Zeit. Liebe ist die beste Therapie, in unserer inhumanen Welt / Gesellschaft entstehen die meisten seelischen/psychischen Probleme durch Unmenschlichkeit. Mobbing, Geldnot, Wohnungsnot, Einsamkeit usw. Aus diesen seelischen Problemen entstehen dann physische Krankheiten. Innere Trauer führt zu Depression. Depression ist ein gedehnter Begriff, er muss für alles herhalten, was uns kaputtmacht. Warum wir depressiv werden, wird aber so gut wie nie diskutiert. Mich beschäftigt aber das "warum" sehr. Gerade hier liegen die Erklärungen und werden auch Fragen beantwortet wie: Wie werde ich glücklich. In Salammbo geht es daher auch um dieses Unglück, nicht glücklich zu sein, und um das Warum. Sex spielt daher eine wichtige Rolle in meiner Geschichte. Sex wird meist in einer negativen Konnotation verhandelt. Auch warum das so ist, darüber habe ich Theorien. Auch bei uns hatte Sex eine negative Konnotation. Ich wurde von Dir darauf hingewiesen, dass Du es nicht toll findest, wenn ich schreibe, dass ich Deine Bilder erregend finde. Du hattest den Zeitpunkt kritisiert, dass ich das zu früh schreibe. Hier ist es spannend, zu hinterfragen, warum es ein "zu früh" gibt für Dich. Eine von vielen Antworten wäre: Weil Du Dich dann in Deiner Seele nicht angesprochen fühlst, sondern nur als Körper funktionierst,gesehen würdest, das möchtest Du nicht in der Form, möchtest nicht auf "nur Körper" reduziert werden. Jetzt müsste die Frage lauten: Warum möchtest Du nicht auch nur auf Körper reduziert werden. Erst später dann die Seele. Warum ist hier eine Reihenfolge, erst Seele, dann körperliches, für Dich wichtig. Wer hat Dir diese Reihenfolge so gegeben, das Du diese Reihenfolge für Dein Wohlgefühl brauchst? Es könnte ja sein, dass Du Dich auch wohlfühlen könntest, wenn ich sage, ich mag, dass Du runder bist, Deine Brüste, Deinen Po. Dass sich dann ein Wohlfühlen einstellt, durch dieses Begehrtwerden. Ohne negative Konnotation, dass dann die seelische Verbindung. Charakter erfühlen, mentales, sich anschließt. Warum wird Sex, wenn er isoliert betrachtet wird, ohne mentale Bindung, von den meisten als negativ gesehen. Meine Antworten sind da. Ich habe lange darüber nachgedacht. Wenn ich sie Dir jetzt schreibe, klingen sie sehr abstrakt, sehr schwer zu verstehen. Daher brauche ich Romane, mehrere Bände, damit diese Antworten in Geschichten gepackt, verstanden werden. Ich wiederhole diese Antworten auch im Roman öfters, gebetsmühlenartig, so entsteht bei Leser_innen ein Lerneffekt durch die Wiederholung. Nein - meine Antworten sind nicht die Wahrheit, nicht das Wissen, sondern meine eigenen Erklärungsmodelle, jeder darf sich das nehmen, was er glaubt, was stimmt, was mit seinen Erfahrungen übereinstimmig ist. Schön ist es, wenn Leser_innen sagen. Ja - so sehe ich das auch. Eine komprimierte Antwort ohne Erklärung - einfach so hinge"klatscht" ist:
Sex wird im Patriarchat negativ dargestellt, weil es zur Frauenunterdrückung gehört dies zu tun. Wäre Sex per se etwas Positives, wären Frauen, aufgrund ihrer stärkeren sexuellen Anziehungskraft
in einer machtvolleren Position. Das sind sie trotzdem, aber Sex negativ darzustellen, versucht diese Position zu zersetzen.
Dieser Absatz ist wie eine Bombe: Es gibt jetzt verschiedene Reaktionen. Blödsinn, naja - übertrieben, zu undifferenziert. Verstehe ich nicht. Wie ist das gemeint. Patriarchat gibts doch gar nicht mehr. Und und und.
Jetzt könnte ich 10 Seiten schreiben, die Beweise für diesen Absatz heranführen, ihn illustrieren. Ein Beweis: Prostitution ist käuflicher Sex. Ist negativ konnotiert. Zu sehen an der Nichtgleichstellung von Sexworkern mit anderen Berufen. Soziale Absicherungen, usw. Moralische Diskriminierung usw. Wenn Sex nicht negativ konnotiert wäre, wäre Sex zu verkaufen genauso wie ein Auto zu verkaufen. Das ist es aber nicht. Die Ethik mischt sich ein. Die Religionen. Die Moral. Moral ist immer in der Form, dass Sex negativ ist. Moral und Religion sind verquickt. Religionen sind patriarchal. Im Vatikan gibt es keine Frauen. Islam muss ich nicht weiter ausführen. Vielleicht findest Du meinen Roman völlig überzogen, aber ich sehe ihn jeden Tag bestätigt. Daniel Küblböck, sollte er Suizid begannen haben, und vom Schiff gesprungen sein, bestätigt meine Romanzeilen von Salammbo, es geht in Salammbo in erster Linie um Identitäten. Daniel hatte eine weibliche. Wurde aber von der Gesellschaft als schwul gelesen. Als schwul im Patriarchat übersetzt. Die Diskrepanz, wie er gelesen wurde und was er für sich war, hat ihn meiner Meinung nach zu diesem Schritt gebracht. Ich komme hoffentlich bald dazu, den Rest zu korrigieren, möchte auch für mich das Buch vor mir stehen haben, damit ich es nochmal überarbeiten kann, die Motivation dazu finde, es nochmal durchzugehen. Das Patriarchat als Hauptimpuls, das unsere Gesellschaft so ist, wie sie ist, was Frauen und Männer angeht, hatte ich zu Beginn meiner Arbeiten noch nicht erkannt. Das kristallisierte sich erst in den letzten drei Jahren immer mehr heraus, als ich das Thema Geschlechtsidentitäten und Feminismus parallel analysierte. Das Patriarchat ist inhuman. Macht und Gewalt ist immer inhuman. Es gibt fast keine russische Frau, die nicht geschlagen wurde oder wird. Stell Dir vor, Du hättest einen Penis, und würdest aber genauso aussehen wie jetzt, und ich hätte einen Vagina, und würde auch so aussehen wie jetzt. Stell Dir zwei Fälle vor: Wir würden diese Eigenschaft nur beide wissen, nicht unser Umfeld. Würden wir anders miteinander schreiben?
Zweiter Fall: Stell Dir vor, unsere Gesellschaft und Umwelt würde wissen, dass wir so sind, dass Du anders bist und ich: Wie würdest Du dann mit mir schreiben? Wie würdest Du mit mir schreiben, wenn Du Dich selbst nicht als Frau begreifst, sondern als Zwischen, und mich auch nicht als Mann?
Welche Rolle würde in beiden Fällen dann die Tatsache spielen, dass ich Dich schon in meiner ersten Email begehrenswert finde. Würde diese Beichte für Dich dann positiv sein? Oder auch so negativ, wie sie war?

aus Salammbo, Band 1



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