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JasminRheinhessen
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Beitrag von JasminRheinhessen » 24 Feb 2017, 19:30

Das Taxi von Baby fuhr sanft davon, als ob es sich nicht von mir lösen wollte.

Ich will weiterspielen.

Wenn ich nackt auf der Bühne stehen würde, würden sie denken, es stimmt was nicht.

Die Helen... Die Helen Love... Sie hieß früher Tom Hate.

Sie würden mich dann anglotzen. Und würden tuscheln. Räuspern. Sich ihren Mund zerreissen.

Ich wünschte, es gäbe nichts auf der Welt, was mir gleichgültiger wäre.

Das gleiche Wesen, dass sie vorher angehimmelt haben, im dunklen Saal-Licht.

Dieses Wesen würden sie nun verleugnen, verleugnen, es jemals verehrt zu haben.

Sie würden aufstehen. Den Saal verlassen.

Vor niemanden zugeben, mein Konzert besucht zu haben. Meine Lieder zu kennen.

Vielleicht würden sie Autogrammkarten von mir zerreissen. Verbrennen.

Ich bin verdammt. Verdammt immer so zu erscheinen, für andere, was ich nicht bin.

Baby. Er liebt mich. Er kann seine Männermaske nicht fallen lassen. Seine Erziehung, dass er stark sein muss.

Ich kann nicht diese Maske zurücklieben.

Ich möchte sein Mädchen küssen, dass er in sich hat. Ich liebe Frauen. Auch Frauen, die sich in Männern befinden.

Ich hasse alles, was mich an meiner Männlichkeit erinnert.

Auch Männer, die mich küssen, wenn sie männlich sind. Auch sie erinnern mich an meine männliche Seite.
An meinen männlichen Körper. Der mir gegeben wurde. Das mein Gehirn so weiblich ist, ist für Menschen unsichtbar.

Und selbst wenn sie es sehen könnten, mein weibliches Gehirn, würde sie ihre Transphobie zerfressen.
Ihr Selbsthass, gegen ihre Zweigeschlechtlichkeit, würde sich auf mich übertragen.
Ich würde sie daran erinnern, dass sie auch beides in sich tragen, Yin und Yang, und allein diese Erinnerung,
würde mich zu ihrem Feind machen. Etwas, was sie offen hassen müssen, damit alle es sehen,
damit niemand meint, sie könnten mich lieben. Und damit ihre eigene Zweigeschlechtlichkeit bejahen.

Ja - es gibt Menschen, die sehen mich. Sie lieben mich, wie ich bin. Ja - es gibt sie. Salammbo sieht mich.
Ohne sie - ich wäre schon im See ertrunken.

Eines Tages stand sie vor mir, am Bühnenrand.
Ist aufgestanden von ihrem Sitz. Alle haben sie gesehen. Alle die sitzengeblieben sind. Der Rest. Alle außer ihr.

Sie stand am Bühnenrand. Sie würde stehenbleiben, wenn ich nackt am Bühnenrand stehen würde.

Als einzige stehenbleiben. Meine Teure. Dieses himmlische Geschöpf.

Würde zu allen anderen sagen:

"Meine Herren, meine Damen, warum gehen sie schon? Es sind doch noch 2 Stunden bis zum Ende?
Was sucht ihr denn Zuhause? Euren Frieden? Ihr meint Eure Lethargie bis zu Eurem Tode?
Ihr werdet erwachen, an Eurem Ende."

Salammbo sah mich, sie sah mich durch mein schwarzes Kleid hindurch, sie sah meine Seele.
Und sie wußte es. Sie wußte es.
Sie hatte Tränen in den Augen, als sie am Bühnenrand stand.
Mit ihrem Diadem im Haar. Und ihrem Gewand, Halsschmuck, und ihren Armreifen, ihrem glitzerndem Gürtel,
Sie sah aus wie eine Tempeltänzerin.
An diesem Abend hat sie mich gerettet. Sie wußte nicht, dass ich mich an diesem Abend entschieden hatte, nie mehr aufzutreten.
Als ich in ihre Augen schaute, wußte ich, dass es Menschen gibt, die mich sehen können.
An diesem Abend, wurde ich noch einmal geboren.

Sie gibt mir die Kraft mit diesen Menschen zusammenzubleiben, diese Menschen, die mich nicht sehen können.
Zu spielen. Sie hören mich, sehen eine Frau. Die sie verleugnen würden, würden sie Tom Hate kennen.
Hate. Hate. Hate. Ich habe meinen Familiennamen aus meinem Gedächtnis gelöscht. Hate passt besser.

Alle haben mich verstossen. Sie wissen alles über Tom, den es nicht gibt. Nichts über Helen.

Sie versklaven mich mit ihren Gedanken. Solange, bis diese Sklaverei real ist. Sie haben es geschafft.

Das ist mein Schicksal.

Was haben sie für ein Vergnügen daran, mich zu quälen?

Vielleicht ist es Eifersucht? Sind sie eifersüchtig auf mein Glück? Eifersüchtig auf Helen?

Wollen verhindern, dass ich glücklicher bin, als sie es sind? MIt ihren Verdrängungen? Mit denen sie jeden Tag ins Bett gehen?

Ich schwöre, ich werde weiterspielen.

Für Salammbo. Für sie. Weil sie mir gezeigt hat, dass es Menschen gibt, die mich sehen können.

Trotz ihrer, meiner Männlichkeit zwischen ihren und meinen Beinen, die uns für dumme oder ignorante Menschen als Mann ausweist.

Salammbo hat ihr an diesem Abend ein Essay von JasminRheinhessen auf die Bühne gelegt,
sie hat alle Bücher von ihr, dieses Essay hatte ihr an diesem Abend zusätzlich Kraft gegeben, dass sie weiterspielen kann.
Für sich, Für Salammbo, für andere, die wie Salammbo sehen können. Es sind wenige, aber es gibt sie.

Alles, was man in dieser Zeit tun kann, so schrieb Jasmin damals im Jahr 2017, ist,
dass man dokumentieren kann, dass man nicht zu denen gehört, die verleugnen und hassen.


Im Jahr 2066 ging Amber Arnsberg, 3-fache AMI-Preisträgerin, Journalistin, Fotografin und Filmemacherin, mit einem Dokument aus dem Jahr 2012, dass dem Zeitraum des Transkafkaismus zuzordnen ist, an die Öffentlichkeit.

Sie sagte in einem Interview der NewYork-Times, dass Sie ernste Sorgen hat, dass die amerikanische Öffentlichkeit wieder auf eine völlig veraltete Meinung vorbereitet wird, die schon vor einem halben Jahrhundert zu Diskriminierung, Unverständnis und Leid für falsch zugewiesene Menschen führte, zu einer 80 prozentigen Suizidrate, und dass weltweit.
Und dass diese Propaganda auf eine ähnliche Art und Weise, wie dass schon Anfang des 21. Jahrhunderts geschah, vermittelt wird, von allen Seiten und Institutionen, Kirche, Psychologen, Mediziner und vor allem die Medien, sie alle sorgen für ein Zerrbild, dass die Gruppe der falsch zugewiesenen Menschen, die keine Operation für ihre Harmonisierung ihrer Identität benötigen, quasi durch Druck der Öffentlichkeit gezwungen werden, sich Operationen zu unterziehen, dieses Genitalismus-Weltbild der transkafkaistischen Periode Anfang des 21. Jahrhunderst möchten die Konservativen wieder aufleben lassen, die Massenmedien sprechen eine deutliche Sprache, und leugnen jede Art von selbstbestimmer Geschlechtsidentität.

Wichtige Fakten werden ausgelassen, z.B. die Berücksichtigung des Gehirns, dass weibliche Aspekte haben kann, trotz XY Chromosomen, trotz männlicher Genetik und trotz männlicher Hormonlage, was immer dann zu einer individuell abweichenden Genderidentität führen muss, wenn viele weibliche Aspekte des Gehirns den Menschen weiblich empfinden lassen, die aber nicht immer eine körperliche Angleichung bedingt, da die Abweichung individuell ist, und es wird wieder die längst vergessene Propaganda aktiviert und die Meinung verkauft, dass ein Geschlecht umgewandelt werden kann, und dass Penis=Mann und Vulva=Frau bedeutet.

Amber Arnsberg hat dokumentiert, dass ihrer Recherchen zufolge, die Öffentlichkeit durch die Massenmedien wieder auf diese alten Meinungsmuster vorbereitet werden soll.
Ihrer Dokumentation fügte sie einen Auszug aus der surrealistischen Novelle “Transkafka – Genitalien ohne Gehirn” aus dem Jahre 2012 bei, um die Strategie der Konservativen deutlich zu machen.
Den Auszug konnten wir ins deutsche übersetzen und in Verbindung mit ihrem Artikel in der NewYorkTimes sorgte er zumindest nach dem Erscheinen in der Freeyourgender-Kolumne der NYT, in der Sie als Gast-Autorin regelmässig schreibt, für einen Wahlsieg der Demokraten in San Franzisco und Los Angeles, die sich für die Rechte von Regenbogenmenschen stark machen, und zwar für alle, und nicht nur für diejenigen mit Vulva- oder Penis-Operation.

Viele Vertreter, die sich der Freeyourgender Bewegung anschlossen, waren der Meinung, die beiden Wahlausgänge wurden maßgeblich von der Live-Übetragung des Amber-Interviews der NYT im Nachtmagazin “West-Coast-Gender-NEWS” beeinflußt, in der Amber den Tränen nahe war, als sie von diskriminierten Menschen berichtete, die ständig wegen ihrem Genital frembestimmt wurden, Identitätsfrauen die wegen ihrem Genital als Mann bezeichnet wurden, auch von ihren Eltern, die deshalb völlig ihre Lebensfreude verloren hatten, ihr Selbstbewusstsein wurde ständig untergraben, sie wurden für verrückt erklärt und waren von Selbstzweifeln zerfressen, sie wurden ihrer weiblichen Seele und Identität beraubt und hatten den Halt in ihrem Leben verloren.

Amber sprach vor allem hier das Gefühl der Gays, Lesben, Bi-Menschen, die vor allem in San Franzicso und Los Angeles leben, aus dem Herzen. Diese Menschen haben schon von ihrer Konstitution und sexuellen Präferenz, die meist nicht festgelegt ist, die Fähigkeit und Empathie, Menschen mit abweichender Geschlechtsidentität besser zu verstehen, oder überhaupt zu verstehen.

Es folgt die deutsche Übersetzung des von Amber Arnsberg in ihrem NYT-Artikel verwendeten Auszuges aus “Transkafka – Genitalien ohne Gehirn” aus dem Jahr 2012, Anmerkung: Der Titel des Buches bezieht sich auf “Das Urteil”, des Autors Franz Kafka aus dem Jahr 1912:


“Transkafka-Genitalien ohne Gehirn”, Ambers Auszug für den NYT-Times Artikel, ins deutsche übersetzt:

Anklage der Staatsanwaltschaft: Hochverrat, Raubmord:

Eine gaOP-Frau, die ihre gaOP “auch” benutzt, um damit dem genitalistischen Akzeptanz-Weltbild der Gesellschaft zu entsprechen, einer Gesellschaft, die nicht fähig ist, in Gehirngeschlechtern und damit Geschlechteridentitäten zu denken, und sich von dieser identitätsblinden Gesellschaft nur aufgrund ihrer gaOP dann als Frau erklären lässt, diese Gesellschaft nicht über ihre Geschlechtsidentität aufklärt, um zusammen mit dieser blinden Gesellschaft gegen nongaOP-Frauen zu spotten, und diesen ihre Identität abzusprechen, sind ethisch und moralisch nicht vertretbar.

Sie begehen Hochverrat an ihrer eigenen Geschlechtsidentität, die sie wissentlich verleugnen, um der identitätsblinden Gesellschaft gerecht zu werden und nicht in Erklärungsnot zu geraten.

Sie verraten sich selbst und ihre genauso fühlenden, die nongaOP-Frauen, die aber genitalistische Angleichungen nicht für ihre weibliche Identität benötigen, sie treten Ethik und Moral mit Füssen, und nehmen den Freitod dieser nongaOP-Frauen wissentlich in Kauf, da sie den Schmerz selbst kennen, den sie dieser aussetzen, da sie wissen müssen, wie tief dieser Verlust der Identität für sie sein muss.

Der Penis wird somit zum Halstuch, dass die Identität dieser nongaOP-Frauen stranguliert:
Täter: der Teil der gaOP-Frauen, die die wahre selbsterklärte Identität der nongaOP-Frauen verleugnet und so tut, als wären sie selbst mit Vulva geboren, die ihren Status Frau auf ihre Neovagina gegenüber der Gesellschaft abstellen um so der genitalistischen Denkweise des größten Teiles der Gesellschaft gerecht zu werden, in diesem Fahrwasser sich selbst bestätigt fühlen und aus dieser Position die nongaOP-Frauen verrraten müssen, damit sie selbst nicht geoutet werden. Hochverrat.

Es sind weiterhin Identitäts-Mörderinnen, die eiskalt, vorsätzlich, und nur um ihren Vorteils willen handeln. Nein – kein Mord, sondern Raubmord. Denn der Zugewinn, dass geraubte Gut, der Vorteil der Akzeptanz, ist ihre Beute, dass sie deshalb Frauen sein dürfen, das Pfand für die identitätsblinde Gesellschaft einlösen, und wenn sie die Operation für sich selbst gemacht haben sollten, wissentlich diese OP verschweigen, und der Gesellschaft vorgaukeln, sie wären so geboren, und desshalb nun als Frau akzeptiert werden, weil sie eine Neovagina haben, und die anderen, die nongaOP-Frauen sind Männer nach ihrem Urteil, weil sie keine Neovagina haben, die sie selbst als Vagina verkaufen. Mord wäre es nur dann, wenn die Gesellschaft bereits Geschlechtsidentitäten akzeptieren würde, und damit auch nongaOP Frauen, dann wäre es nur ein Beseitigen, der Störenden.

Aber sie verschaffen sich einen Gewinn, sie legitimieren durch den Identitätsmord der nongaOP-Frauen ihre eigene Identität Frau. Kein Totschlag, kein fragwürdiger Mord, sondern Raubmord mit Tötungsabsicht. Das perfide ist, dass ihre verzerrte Wahrnehmung nicht einmal in der Lage ist, danach ein schlechtes Gewissen zu haben, und sie sich keiner Schuld bewusst sind. Jede nongaOP-Frau die aus diesem Grund von der Brücke springt, weil ihr Penis ihre Akzeptanz verhindert, steht auf ihrer Liste.


Das Wort hat nun die Verteidigung:

Hohes Gericht, ich bitte Sie, die Angeklagten auf Schuldunfähigkeit zu setzen, und sie dementsprechend in psychiatrische Behandlung einzuweisen.
Sie sind unzurechnungsfähig, gleich einem Alkoholiker im Rausch, besitzen sie keine objektive Wahrnehmung für ihr Verhalten.
Ihnen sollte unbedingt der Kontakt zu falsch zugewiesenen Menschen versagt werden, die sie mit ihrer Nichtakzeptanz in den Suizid treiben können.
Eine Therapie erscheint zwar wenig aussichtsreich, und sollte nicht darauf abstellen, ihre verzerrte Wahrnehmung zu entzerren, sondern dass sie selbstttätig den Kontakt zu falsch zugewiesenen Frauen insofern einstellen, als daß sie diesen nicht erklären, ein Penis zu besitzen bedeutet ein Mann zu sein.

Dies müssen sie unterlassen. Auch wenn sie von diesem Trugschluss selbst überzeugt sind.
Man muss sie vor den Menschen schützen, die sich noch in ihren Selbstfindungsprozessen befinden, und ihre eigene körperliche und mentale Angleichung für ihre individuelle weibliche Geschlechtsidentität für sich ausloten, um in Harmonie zu kommen.

Dieser Prozess darf nicht durch scheinbare Paradigmen wie Penis=Mann und Vulva=Frau gestört werden.

Ich plädiere auf schuldunfähig und beantrage psychiatrischen Maßregelvollzug, der den Kontakt mit Verwandten und Bekannten durch suizid verstorbener falsch zugewiesener Frauen als Erziehungsmaßnahme beinhalten sollte.

Mehr ist von meiner Seite nicht zu sagen.

Gerichtsurteil:

Die Angeklagten sind aufgrund ihrer verminderten objektiven Wahrnehmung, die bedingt durch ihre Eigenwahrnehmung, verzerrt ist, unzurechnungsfähig einzustufen.

Sie werden bis auf weiteres in psychiatrische Behandlung überführt, bis sichergestellt ist, dass sie keine Personen mit ihrer Nichtakzeptanz weiterhin in Gefahr bringen, die für diese lebensgefährlich ist.

Dem Vorschlag der Verteidigung wird in vollem Umfang stattgegeben.



Bild

"An Offering to Venus"
1912
John William Godward


weiter mit Kap. 1.2.52
http://www.freeyourgender.de/forum/view ... 555&t=1248




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