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Homophobie ist im Kern Transphobie

Verfasst: 11 Jul 2019, 09:29
von Freeyourgender
Homophobie ist die Angst, als schwul zu gelten, sich selbst als schwul zu verstehen,
ist die Angst, nicht hetero zu sein, sondern davon abzuweichen,
auch die Angst vor Bisexualität gehört hier dazu.

Der Text betrachtet Homophobie aus Sicht eines Mannes,
er gilt sinngemäß in weiten Teilen auch für die Sicht einer Frau.

Diese Angst entsteht im Kern dadurch, seine Identität als CIS zu verlieren,
als jemand, der weiß, dass er das ist, was das Genital zwischen seinen Beinen aussagt.

Sicher, ein Mann, der sich zu Männern hingezogen fühlt, muss deshalb sich nicht als Frau fühlen,
kann, muss aber nicht, er könnte auch sagen: Ich bin durch und durch Mann.
Dann hätte er kein Problem mit einer Transphobie im Kern. Ja das stimmt.
Er verliert aber mindestens seine Reputation als Mann, denn ein Mann im patriarchalem Sinn,
ist kein Mann mehr, wenn er Männer begehrt. Er verrät das männliche, erfährt soziale Repression.

1. Also ist die Angst des Mannes, wenn sie nicht auf das Vermeiden der inneren weiblichen Gefühle rekuriert, mindestens geboren aus der Angst davor, den Status Mann zu verlieren, und damit sozusagen keinem Geschlecht mehr in der sozialen Definition mehr anzugehören, sozusagen aus der Männer- und Frauenwelt herauszufallen, in eine eigene Definition, die eines immer ist: Unpassend, anders, abnorm, andersartig. Das will ein Mensch, der sich in der Gesellschaft aufgenommen sehen will, nicht sein.

2. Fühlt ein Mann sogar weibliche innere Anteile, die er verdrängen will, um seinen Männerstatus nicht zu verlieren, hat er neben der sozialen Verlustangst, nicht mehr als Mann zu gelten, auch eine identitäre Verlustangst, die er mit seiner eigenen Gefühlswelt, die mit seinem Körper zusammenhängt, ständig verhandeln muss, verdrängen muss.

Meist spielen beide Faktoren eine Rolle: Die innere ureigene Verdrängung des eigenen weiblichen Anteils,
aus Angst vor dem eigenen Verlust der männlichen Identität, des Gefühs, ein Mann mit männlichem Körper zu sein, und nebenangestellt, die Angst vor dem Verlust der männlich anerkannten Rolle in der Gesellschaft.

Wir haben bei Lesbenpärchen meist eine von den beiden Frauen, die maskuliner Auftritt, bei Schwulenpärchen, oft einen der beiden, der femininer ist. Eine Lesbe ist auch sexuell oft der aktivere Part, penetriert, füllt die männliche Rolle aus.
Ein Schwuler eines Schwulenpärchens ist meist der passivere, lässt sich penetrieren, füllt also die weibliche Rolle aus.

Auch wenn diese Abbildung von Rollenzuweisungen von denjenigen Protagonisten nicht bestätigt wird,
wird sie jedoch in der Gesellschaft mindestens so interpretiert und es entsteht eine automatische Geschlechtszuweisung auf der sozialen Ebene. Auch und trotz, wenn diese Rollenzuweisungen
sichtbar auf Klischees basieren. Das ist dann fatal, wenn wir die Größenordung dieser sozialen Geschlechtszuweisung betrachten, denn Transgender, Transidente, auch sogar Transsexuelle, obwohl bei Transsexuellen biologische Faktoren, und keine sozialen eine Rolle spielen, werden von der Gesellschaft auf der sozialen Ebene innerhalb der Geschlechterdiskussion verhandelt.

Ein Schwuler, der sich also sagen lassen muss, dass er eine Tunte wäre, den weiblichen Part mit einem anderen Mann übernimmnt, findet sich in der repressiven Welt einer Transsexuellen wieder. Tunten sind in Schwulenkreisen verpönt. Das ist aus der Angst geboren, seine männliche Identität zu verlieren.
Wenn schon aus dem Kreis "hetero" ausgestoßen, dann nicht auch noch aus dem Kreis "Männer". Schadensbegrenzungsversuche.

Es geht bei Homophobie auch immer um das Nichtzulassen der inneren weiblichen Anteile, und damit ist Homophobie im Kern eine Variante der Transphobie.

Harter männlicher Schwulensex, Lederszene und SM in diesem Bereich, versucht, diese weiblichen Anteile nach außen bereits zu verneinen, damit keine Zweifel aufkommen.

Wenn wir unterstellen, dass es bei schwul und lesbisch eigentlich immer um Trans*Personen geht, die ihren wahren, zu ihrem inneren Geschlecht gehörenden Partner wählen, dann ist schwul und lesbisch nur das Verhandeln dieses Transthemas mit der Brille der dualgeschlechtlichen genitalgeschlechtlichen binären heteronormativen Verständniswelt.

Da es keine Frau mit Penis geben darf, die einen Mann liebt, muss es eben dann der schwule Mann sein,
Aus der Frau mit Penis wird der schwule Mann, aus dem Mann mit Vagina und Vulva wird die lesbische Frau.

Wenn wir unterstellen, dass ein Gehirn, was immer auch männliche und weibliche Aspekte pränatal angelegt hat, niemals binär sein kann, müssen wir zu dem Schluss kommen, dass immer männliche und weibliche Anteile unterdrückt werden, wenn ein Mensch von sich sagt, er wäre CIS.

Somit - und das ist die logische Konsequenz aus dieser These, kann es nur bi geben.
Schwul und lesbisch sind die logischen Fehler aus einer Ableitung des Modells "Hetero", was ein Konstrukt sein muss. Denn ein Mensch, der beide Anteile, männliche wie weibliche, egal in welcher Gewichtung sie auch immer auftreten, zulässt, kann niemals hetero sein, wenn er beide Anteile bejaht.

Hirnbiologisch, neurobiologisch sind wir daher alle Intersexuelle, und alle bisexuell. Das Zulassen oder Nichtzulassen dieser Tatsache findet je nach Erziehung in verschiedenen Skalierungen statt.

Die Ergebnisse sehen wir in der Gesellschaft: Konstruktjünger und Ablehner der Normvarianten, sowie offene Normgegner, die erkennen, dass das normative Heterokonstrukt, eine Folge des dualgeschlechtlichen binären Konstrukts, sie nicht frei leben lässt. Die Angst, nicht mehr zum Konstrukt zu gehören, das als die normale, richtige, gesunde Welt verstanden wird, und als Folge ausgegrenzt zu werden, spiegelt sich in der Transphobie, Homophobie und Lesbophobie wider.

Diese Angst erfordert es auch, keine Zweifel zuzulassen, was damit unterstrichen wird, auch andere Menschen zu bekämpfen, die offen, frei und außerhalb des Konstrukts leben. Denn würden diese Menschen bejaht werden, kämen Zweifel auf, dass die Bejahenden nicht selbst auch "so sind".

Zu diesem ständigen Verneinen gehört es natürlicha auch "schwul" als Schimpfwort zu benutzen,
als ein Wort, um etwas, nicht nur einen Menschen, sondern auch eine Sache oder eine Handlung, in eine negative Konnotation zu bringen. "Was fährst Du für ein schwules Auto", muss sich jemand anhören, dessen Auto eine bunte Farbe hat. Vielleicht werden deshalb, im Jahr 2019, im fortgeschrittenen Rollback zum Patriarchat, nur noch Autos produziert, die schwarz, weiß, (ofen)grau, anthrazit, silber sind und die Sofas sind alle nur noch schwarz oder grau. Wer sich die 70er Jahre des 20 Jhd. ansieht, bekommt Wehmut.