1.2.62 Freiheit im Gefängnis des Nichtverstehens

Antworten
Benutzeravatar
JasminRheinhessen
Beiträge: 619
Registriert: 11 Sep 2014, 19:18
Wohnort: Würzburg

1.2.62 Freiheit im Gefängnis des Nichtverstehens

Beitrag von JasminRheinhessen » 09 Mär 2017, 15:01

Carol lag wieder in ihrer Schlafecke, Chloe würde gleich gehen, ob sie nochmal reinschaut?
Heute abend hat sich SuKi angemeldet, 20 Uhr. Ja - sie wird sie in diesem Outfit empfangen.
Mit Minirock, Nylons. Ja. Sie wird es tun.

Ihr ganzes Leben hat sich Carol gegen die Vereinnahmung des Patriarchalen gewehrt,
die privilegierten Spiele der Männer mitmachen zu sollen, es war ekelhaft.
Wie sie über Frauen redeten, über sie bestimmten, sie kleinmachten, diskreditierten,
verbal in die Küche verbannten.
Carol war Edward, wollte das ihr per Genital legitimierte männliche Privileg nie haben,
es wurde ihr aufoktroyiert. Schrecklich. Sie war gezwungen, Frauen genauso mies zu behandeln,
wie es die Männerwelt machte, nicht alle, aber wer es nicht tat, war verdächtig, wurde ausgestoßen.
Gehörte nicht dazu. Das ging immer indirekt. Man bekam dann keinen Zugang mehr.
Die wichtigen Leute hatten keine Zeit mehr für wichtige Gespräche. Natürlich waren diese Leute immer Männer.

Carol fühlte sich frei. Sie war jetzt sichtbar, für sich, für andere, die nicht blind waren.
Blind für ihr Geschlecht. Aber für viele würde sie nicht Carol sein, nur ein verkleideter Mann. Für die meisten.
Die neu gewonnene Freiheit entpuppte sich als Problem, sobald Carol über ihre Bürowohnung räumlich hinausdachte.
Sich in Gedanken ins Auto begab. In ein Geschäft ging. Mit Menschen in Kontakt kommen würde.
Menschen, die völlig anders dachten als Chloe. Konnte Carol nur für einen ganz engen Kreis an Menschen existent sein?
Existent im Sinne von verstanden werden? Sie fühlt sich jetzt innerlich aufgewühlt, nervös.
Die anfängliche Freude, das Chloe sie nun so sieht, wie sie wirklich ist,
schmilzt dahin, je mehr sich Carol als Carol in die aktuelle Verständniswelt, in die Gesellschaft hineindenkt.
Sie spürt, dass diese Welt sie nicht verstehen wird. Ein sehr eigentümliches Gefühl.

Sie wollten die Welt verändern, und wir haben ihnen die Transsexualität gegeben,
die nichts anderes als eine Lüge ist.

Vorher spielte sie dieser verlogenen Welt ihren Edward vor, den sie haben wollte, da wurde sie verstanden,
es wurde etwas verstanden, was es gar nicht gab.

Jetzt, wenn sie, Carol, die Täuschung aufdeckt, wären alle nicht nur enttäuscht, sondern würden sie nicht verstehen.

Ein Fiasko.

Nein, Carol war kein Mann, schon gar nicht so ein Schwein wie der Professor. Das Buch "Isabell" zeigte ihr,
dass sie Isabell war, nicht dieser Mann, der sich das Recht nahm, Anna zu benutzen. Zu vergewaltigen.
Seine Macht zu mißbrauchen. Wenn sie daran dachte, wie sich Anna gefühlt haben mußte, bekam sie Haßgefühle.

Ihre Gedanken kreisten immer mehr, sie versuchte sich abzulenken, in Jasmin's Buch zu blättern,
sie verstand alles, was sie dort fand.
Warum dachten nicht noch mehr so wie Jasmin, die Welt wäre einfacher.

Sie las, und vergaß die Zeit um sich.

Warum Vornamensänderung (VÄ), Personenstandsänderung (PÄ)?
Wenn ich dadurch nicht mehr unterscheiden kann, wer mich aus Sympathie mit richtigem Pronomen anspricht?
Sympathie oder sogar Respekt? Vielleicht nur Toleranz oder Akzeptanz?
Vielleicht desshalb, weil derjenige mich nicht verletzen möchte? Aus Mitleid?
Aber sind diese Dinge auch nicht unbedingt auf Verstehen begründet,
doch zeugen sie doch von einem Gefühl, das mir wohlgesonnen ist, das sich mir hier zeigt?

Wenn ich nun also eine VÄ oder gar PÄ habe, dann könnt es tatsächlich sein,
dass mich auch nicht Wohlgesonnene mit meinem Namen rufen, den ich mir erwünsche zu hören.

Wenn ich jemanden mit Erwartungen belege, könnte es sein, dass ich nicht mehr weiß, wie er wirklich denkt,
er könnte mir aus rein jovialen Gründen den Gefallen tun, und mich korrekt ansprechen, aber etwas anderes denken.
Lasse ich ihm "freie Hand", sehe ich eher wie er zu meinem Anliegen steht,
vor allem wenn ich es ihm vortrage, indem ich weibliche Kleidung tragend ihn darum bitte?

Den gleichen Effekt habe ich in einer Beziehung:
Einen Partner, den ich an mich binde, mit Eifersucht und Treuegelübden,
wie weiß ich dann, dass er nicht lieber gehen will, und sich nicht nur aus Mitleid aufopfert?

Wenn ich ihn frei entlasse - aus Erwartungen und Schuldgefühlen, weiß ich wie er wirklich denkt, sehe ihn so wie er ist.
Wenn er dann geht, kann ich ihn gehen lassen, wenn ich selbstlos liebe, dann habe ich selbst auch keinen Enttäuschungsschmerz.

Mit der VÄ/PÄ ist es nichts anderes, wenn ich andere zwinge, wie sie mich ansprechen sollen, formell,
weil ich sie strafrechtlich belangen könnte, was habe ich davon ? Ihre Sympathie?

Es ist viel einfacher kein Regelwerk vorzuschieben, wer mich sieht, in weiblicher Kleidung, meinen Namen liest,
darf sich entscheiden. Oder männlicher Kleidung. Der Betrachter kann mich ja fragen, wen er unsicher ist?
Wäre das nicht eine Höflichkeit, die angebracht wäre?
Wenn seine Assoziation nicht passt, und er mich daher "falsch", weiblich oder männlich anspricht,
sehe ich, dass ihm seine Assoziation wichtiger ist, als meine Bemühungen, die er ja erkennen muß,
sonst wären ihm ja keine Zweifel gekommen?

Es ist doch schön zu wissen, wofür sich Menschen freiwillig entscheiden.

Gefühle und Sympathie dieser Menschen ist dadurch viel einfacher zu erkennen.

Und es ist wunderschön, dieses freiwillige Sympathiegeschenk empfangen zu dürfen.

Kein Stempel einer Behörde kann diese Sympathie kundtun.
Dieser Stempel kann nur meine Funktion im Staat beeinflussen, durch Gesetze die sich für mich dann "als Frau" ändern würden.

In Bezug auf die sozialen, gefühlsgeleiteten Kontakte ist eine VÄ/PÄ völlig belanglos.

Im Gegenteil, wenn ich sie nicht habe, und werde mit meinem Geschlecht, dass ich meinem Gegenüber auszudrücken versuche,
in der entsprechenden Anrede berücksichtigt, und das freiwillig, ist das besonders wertvoll.

Lasst uns also die Betrachter mehr für unsere Entscheidung wiegen, die uns wohlgesonnen sind, dazu möchte ich eine
kleine Anketode von Georg Christopfh Lichtenberg (1742-1799) heranführen, um meinen kleinen Vortrag etwas auszuschmücken.
Ja - man mag in diese Zeilen hineininterpretieren was man mag, die ich gleich zitieren möchte, aber ich bin so
mutig und vorlaut, dass ich hier sage, dass er, wenn er von "einerlei Geschlechts" schreibt, sich wohler gefühlt hätte,
hätte er sich das Geschlecht unabhängig zum Genital vorgestellt, und diese Menschen die er meint, in ihrem Geschlecht
gehesen, dass ihre Kleidung auch ausdrückt. Vielleicht hat er es sich sogar dies gedacht, und es sich versagt,
diese Gedanken mit einfließen zu lassen? Ja - der Genitalismus unterstellt immer homoerotische Gedanken,
wenn wir von "dem gleichen Geschlecht" zweier Menschen sprechen, immer, per se, und hier sollte doch schon
bereits Verdacht geschöpft werden. Vor allem dann, wenn homoerotische Gedanken in der Weise erwähnung finden müssen,
dass sie etwas seien, was man lieber nicht sagen sollte. Dann könnte man doch wirklich davon ausgehen,
dass es schon fast vermieden werden soll, annehmen zu dürfen, dass sich hier zweierlei Geschlechts trifft,
aber eben mit dem gleichen Genital. Diese Möglichkeit wird geflissentlich ausgeschlossen. Und hier liegt
der bereits mir wichtige, erwähnte Verdacht.

Wenn wir uns also die Mühe machen, von zwei Menschen auszugehen, die zwar das gleiche Genital haben,
aber verschiedene Geschlechter, erzeugen die Zeilen von Georg Christoph Lichtenberg, die ich euch liebe Leser_innen
hier gleich zitieren werde, ein ganz anderes Lichte, ja ein geradezu strahlendes, helles Licht, von Reinheit und Liebe.
Von Befreiung und Selbstbestimmung. Genau das Gegenteil, von der unsäglichen Homoerotik, die doch immer mit solche
einer Schmäh belegt wurde. Und ja, natürlich ist diese auch schön und darf auch gelebt werden. Aber liebe Leser_innen,
mir geht es um den Zwang der Annahme, dass nur diese gemeint sei, und der dazu mitgelieferten negativen Schwingung,
die dieser beiwohnt, weil genau diese genitalistische Gedankenwelt diese negative Konnotation mitliefert.

Lichtenberg schreibt nun, und das war zu seiner Zeit alles andere als gewöhnlich, folgende Sehnsüchte in seinem kleinen Essay
mit dem Titel "Ãœber die Schwierigkeit, einen deutschen Roman zu schreiben", die alle auf das Vorgenannte eingehen.
In diesem Essay geht er sehr häufig auf das "Geschlecht" ein, und es sieht manchmal so aus, als drängt er seinen
Leser_innen diese Gedanken förmlich auf, Zitat:
"Alles ist sich so einfältig treu, dass ein Mann, der einen deutschen Romam schreiben will, faßt nich weiß,
wie er die Leute zusammenbringen oder Knoten schürzen soll."
Zu seiner Zeit war es unüblich, dass Frauen schreiben, sie waren als Schriftsteller_innen nicht anerkannt,
schrieben, wenn überhaupt, dann mit männlichem Pseudonym, zumindest anfänglich, bevor sie sich durch ihr Schreiben
Anerkennung erkämpft hatten. Der Hinweis, dass also hier ein Mann, einen Roman schreiben möchte, ist daher fast überflüssig,
dass es nicht auffällt, dass er hier das Geschlecht der Person erwähnt, ist allein dem Umstand geschuldet,
dass die Erwähnung "Mann" als Redensart eingestuft werden könnte.

Aber in Anbetracht des folgenden Textes, erscheint die Erwähnung, dass hier ein "Mann" schreibt, schon gar nicht mehr so rein zufällig:
zufällig. Der nächstfolgende Satz und auch die weiteren, die ich hier nun auch zitieren möchte, leiten ein,
auf die Betrachtung der Kleidung in Bezug auf Geschlecht, was die danach folgende Einlassung auf "einerlei Geschlecht",
tatsächlich nicht als reine homoerotische Anspielung außerhalb von Genitalgeschlechtern erscheinen läßt.
Nun zuerst der einleitende Absatz, der direkt nach dem von mir zuerst zitierten Satz folgte:
"Denn da die Eltern jetzt in Deutschland durchaus ihre Kinder selbst säugen, so fallen die Kindervertauschungen weg,
und ein Quell von Erfindung ist verstopft, der nicht mit Gold zu bezahlten war."
Diese Kindervertauschungen, waren ein Gegenstand für Schriftsteller, den Geschlechterrollenwechsel darzustellen) Wollte ich ein Mädchen in
Mannskleidern herumgehen lassen, das käme gleich heraus, und die Bedienten verrieten es, noch ehe sie aus dem Hause wäre;"
Ein Kleiderwechsel, der nicht ein Vertauschen von Kindern als Alibi hat, war also schriftstellerisch nicht machbar,
und klang unglaubwürdig, da dies im wirklichen Leben nicht zugelassen werden würde.
Der Satz geht weiter und nun beklagt er vortrefflich, die geschlechtsspezifische, genauer genitalspezifische Erziehung:
"außerdem werden unsre Frauenzimmer so weiblich erzogen, dass sie gar nicht das Herz haben, so etwas zu tun.
Nein, fein bei der Mama sitzen, zu kochen und zu nähen und selbst eine Koch- und Nähmama zu werden, das ist ihre Sache."
Und nun im nächsten Satz steigert er sein Klagen nochmals mit:
"Es ist freilich bequem für sie, aber eine Schande fürs Vaterland und ein unüberwindliches Hinderniss für den Romanschreiber."

Nach diesem überaus deutlichen Beklagen, des Unmöglichseins für ihn, zu seiner Zeit einen Rollenwechsel des Geschlechtes
darzustellen, in einem Roman, stehen die ohne diesen ersten Teil homoerotisch wirkenden Einlassungen schon ein einem
ganz anderen Lichte, jetzt folgt:
"In England glaubt man, daß wenn zwei Personen von einerlei Geschlecht in demselben Zimmer schlafen, ein Kerkerfieber
unvermeidlich sei, desswegen sind die Personen in einem Hause des Nachts am meisten getrennt, und ein Schriftsteller
darf nur sorgen, wie er die Haustür offen kriegt, so kann er in das Haus lassen, wen er will, und darf nicht sorgen,
dass jemand aufwacht, als er es haben will."

Diese, also für gleichgenitale Paare verschiedenen Geschlechts, so möchte ich das hier einfach unterstellen,
mißliche Lage und SChilderung Lichtenberg's folgt am Ende seine Essays Sarkasmus, die die Bigotterie
und Moral angreift: "Ja, wenn noch nicht zuweilen ein Kloster wäre, wo man ein verliebtes Paar unterbringen könnte,
so wüßte ich mir keinen eigentlich deutschen Roman bis auf die dritte Seite zu spielen; und wenn es einmal keine
Klöster mehr gibt, so ist das Stündchen der deutschen Romane gekommen."

Ja - in meinen Gedanken sonne ich mich, wärme mich an solchen Schilderungen, die, zugegeben etwas Fantasie bedürfen,
sie auf die eigentliche unsichtbare Geschlechtlichkeit aufzulösen, und eben nicht "nur" auf homoerotische Elemente abzustellen.

Denn haben wir uns darauf eingelassen, könnte auch ein genitales Paar, mit weiblichem und männlichem Genital,
in dieser genitalunabhängigen Betrachtung bedeuten, dass es sich um zwei Frauen handelt,
und wenn diese Frauen zueinanderfinden, haben wir, korrigieren wir auch die Betrachtung der sexuellen Präferenz
auf die "Genitalunabhängigkeit", eine lesbische Zeugung.

"Lesbische Zeugung" ist eine logische Begrifflichkeit,
die Dein Geschklecht, unabhängig Deines Genitals als Geschlecht berücksichtigt.

Natürlich wird der Begriff unverständlich wenn man den Begriff "Frau" in genitaler Hinsicht versteht,
dann wird klar, dass der Begriff dann keinen Sinn mehr ergibt.
Ähnlich wie die Begrifflichkeit "Frau mit Schwanz", denn in der genitalistischen Verständniswelt definiert sich Frau dadurch,
dass sie eine Vagina hat.

Da meist nicht zu erwarten ist, dass ein neuer Partner sofort das genitalunabhängige Geschlecht voll akzeptiert,
treffen am Anfang des Kennenlernens beide Verständniswelten aufeinander:
Das Genitalunabhängige Geschlecht trifft auf den Betrachter, der sich (noch) im genitalgeschlechtlichen Paradigma befindet.
Es ist ein großer Vorteil, wenn der Partner, der sich mit einem genitalunabhängigen Geschlecht bereits definiert,
fähig ist, bisexuell genießen zu können. Theoretisch müsste er das dann gut können, wenn sein nichtbinäres Gehirngeschlecht,
in der Mittenlage sich befindet, also in etwas gleich große weibliche und männliche Anteile hat. Oder zumindest
keine Gewichtung der beiden geschlechtlichen Anteile, in der ein Teil sehr gering ist.
Hat das Gehirngeschlecht eine Mittellage, und ist die Vedrängung durch die kognitive Prägung nicht sehr groß,
gegenüber dem Geschlecht, dass nicht die Hauptrolle spielen soll, befinden sich beide Anteile in Harmonie.
Dann ist eine gute Vorraussetzung gegeben, sich einen Partner zu nähern, der anfänglich genitalistisch denkt,
ohne diese Kontaktanbahnung von vorneherein verwerfen zu müssen.
Diese bisexuelle Eigenschaft, wenn vorhanden, da diese ja angeboren ist, wie jede sexuelle Präferenz,
ist auch ein entscheidender Vorteil für die mentale Harmonisierung meines Körpers, der nicht für mich passend ist,
in welchen Bereichen auch immer.

Frauen, die z.B. eine genitale Operation für sich zwingend benötigen, um sich zu harmonisieren,
haben diese bisexuellen Fähigkeiten in der Regel nicht.

Dies fällt bereits in ihrer Eigenwahrnehmung auf, die eine Frau ohne Kompromisse, ohne adrogynen Elemente sieht,
weil ihre Eigenwahrnehmungsdisahrmoniezone besonders groß ist, die es zu harmonisieren gilt.
Der einzige Lösungsweg für diese Frauen ist auf äußeres abzustellen und sich über anspruchsvolle äußere Verändeungen
zu definieren, die kein Zweifel beim Betrachter, der nicht genitalunabhängig denkt, aufkommen lassen.

Ja, wer die Begrifflichkeit "lesbische Zeugung" also per se ablehnt, hat immer noch nicht erkannt,
dass es um Geschlechter geht, die sich nicht nach Genitalien richten, nicht nach Geschlechterausprägungen richten.
Desshalb sind diese Begrifflichkeiten gut geeignet,
Um beim Empfänger einen Aha-Effekt auszulösen, der zum Denken anregt,
bestenfalls zum Überdenken seines Standpunkts, und damit zu einem Paradigmenwechsel führt, ist die Begrifflichkeit
"lesbische Zeugung" bestens geeignet.

Aber eine "Eignung" allein ist ja kein Grund, das Ganze zu verstehen, was ich sagen will.
Für viele ist die Vorstellung, sich davon zu lösen, dass Geschlecht und Genital nicht dasselbe ist, grauenhaft.
Sie müssen diese Vision ständig verdrängen, ja bekommen sogar eine Phobie mit allen Reaktionen,
die man sich nur wünschen kann, um diese Gedanken zu bekämpfen. Das geht dann soweit, dass Menschen die
Genital und Geschlecht getrennt werden, bekämpft werden, da allein schon die Existenz dieser Menschen,
die Erinnerung daran, dass sie selbst nicht das Geschlecht haben könnten, was ihr Genital ihnen sagen will,
ihnen schmerzt, ihre Vedrängung aufbricht, die sie für ihre Harmonie benötigen.

Warum freuen sie sich nicht einfach, über diesen Erkenntnisgewinn. Nein - das ist unmöglich für sie.

Stell Dir vor, du stehst in Dresden im Jahr 1845 vor einem Wohnhaus, ziehst an einer Glocke.
Eine Frau schaut aus dem Fenster und fragt, was Du wünschen würdest.
Du sagst, dass Du weißt, dass in 100 Jahren ihre Stadt brennen wird. Menschen könnten durch die Lüfte fliegen,
mit Fluggeräten, und würden die Stadt von oben bekämpfen, mit schweren Eisenbrocken, die herabfallen,
und wenn sie in die Häuser und dem Erdbboden einschlagen explodieren, brennen.
Würdest Du Dich verwundern, warum sich diese Frau nicht über die neuen Errungenschaften freuen könnte?
Dass es endlich möglich sein wird, für Menschen, den lang gehegten Traum sich zu erfüllen, durch die Lüfte zu fliegen?
Schnell überall hinzukommen, wo immer man möchte? Nein - sie würde sich grauenvoll abwenden,
und nur ihre Verdrängung, dass es nicht so kommt, würde sie in Harmonie belassen, dass sie abends einschlafen könnte.
Das Grauen und die Errungenschaft getrennt zu sehen, ist hier nicht mehr möglich.

Die Errungenschaft, Geschlechter getrennt vom Gehirn zu sehen, schafft eine völlig neue Sichtweise
auf das Empfinden eines Menschen, und auf die Beziehungen der Menschen zueinander.
Diese Sichtweise ist so gravierend anders, von der jetzigen, dass kein Stein des alten Paradigmahauses mehr auf dem alten bleibt.
Alles verändert sich. Alle Betrachtungen. Biographien, von Menschen, von Kind an, über ihre ganze Lebenszeit,
spielen sich auf einem andere Spielfeld ab. Menschen suchen sich auf andere Weise, mit anderen Lampen,
die nicht nur in eine Ecke leuchten, sondern den ganzen Raum erhellen.
Darüber sich nicht freuen zu können, ist nur dann der Fall, wenn wir "Betroffene" sind, denen die Bomben
der genitalunabhängigen Betrachtung der Geschlechter auf den Kopf fallen.

Und ja, die Literaturkritiker werden nun bemerken, oh - eine Relativierung der Bombenopfer, wie schändlich.
Nein - da halte ich meine andere Wange gerne auch noch hin, wenn ich sehe, wie das Skalpell gezückt wird,
um intersexuelle Babys genital zu verstümmeln, nur um das neue Paradigma nicht annehmen zu müssen.
Wir sind im Krieg. Im Genitalkrieg.
Und nein, und hier kann ich mich ebenfalls wie die Frau aus Dresden 1845 nicht darüber freuen,
welch' neue Technologie wir entwickelt haben, nicht in der Luftfahrt,
sondern in Bezug auf die Perfektion des Skalpell-Instrumentes,
was es vor 100 Jahren in dieser Form und Qualität noch nicht gab.

Ich bin also mit der Frau aus Dresden d'accord, uns verbindet, dass wir nicht wollen, dass anderen Menschen leid geschieht,
da verdrängen wir gerne die Schönheit und Vorteile neuer Technologien und lassen hierüber keine Freude aufkommen.

Menschen, die neue Technologien aber verdrängen, nicht weil Menschen Leid geschehen ist, sondern für ihre eigene Verdrängung selbst,
Menschen Leid zufügen, Leid erzeugen, verdienen mein härtestes Urteil: Das gleiche Leid sollen sie erfahren, was sie anderen antun,
nein das doppelte Leid, weil sie vorsätzlich handeln.


Neulich sah ich ein Bild im Internet, es war eine Frau abgebildet, die auf dem Kopf und in den Haaren überall
Spaghetti hängen hatte, auch tropfte ihr die Tomatensosse noch aus dem Gesicht.
Weiter unten auf der Internetseite war dann zu lesen, dass es sich um eine Frau mit [Legende Ziffer 1] handelt,
die mit anderen [Legende Ziffer 2] zum Essen in ein italienisches Restaurant gegangen war.
Dann schrieb einer in einem weiteren Kommentar, Sie hätte etwas sinngemäßes wie "Vagina bedeutet immer Frau" gesagt,
und hätte aber nicht gewusst, dass sie in ihrer Runde einige [Legende Ziffer 3] hatte.
Sie (Anm.: [Legende Ziffer 3]) hätten dann anscheinend kurzerhand ihre Menüs über ihren Kopf ausgeschüttet, ob auch Salat dabei verwendet worden ist,
konnte man nicht erkennen, evt. sind einige Salatblätter in ihr Dekolleté gefallen, dort war noch wie auf dem Bild zu erkennen, viel Luft.
Ob die Haare echt waren, es sich um Haarteile handelte, oder um eine Perücke, konnte man schwer erkennen,
überall lief die Tomantensosse herunter.
Es ist doch klar, dass eine Vagina nur eine Frau haben kann, oder was meint ihr?

indizierte Wörter (seit 2017)
Legende:
1: Frau mit transsexueller Vergangenheit
2: Transsexuelle
3: Transmänner

Jasmin war außergewöhnlich, die Bombardierung von Dresden, das Verstümmeln von intersexuellen Babys, Vornamensänderungen,
Personenstandsänderungen, Spaghetti und Tomatensosse auf Perücken. Carol schwirrte es nur so durch den Kopf.
Jetzt ein Whisky. Oder ein Cognac. Nein. Keine Vernebelung ihrer Sinne, sie musste klar denken, und noch viel lernen,
und vieles auf den Weg bringen.
Heute abend kam SuKi. Sie war wichtig, Carol spürte es ganz intensiv, und sie hatte ein Geheimnis, sie hatte etwas besonderes.
Ihre mystische Aura war so stark, die sie umgab, fast greifbar. Er müsste es herausfinden, sie würde es ihm nicht freiwillig sagen.
Carol scrollte in ihrem Phone-Verzeichnis. SuKi... dahinter in Klammern: Sooki-Aureen.



Bild

"Salambô et les Colombes"
1893
Georges Rochegrosse
Bildlizenz: Public Domain



9ea8cc7a8f074478ab1f65eebbccd909



Antworten

Zurück zu „Handlung - Story“