1.2.26 Chloe und sonst Nichts

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JasminRheinhessen
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1.2.26 Chloe und sonst Nichts

Beitrag von JasminRheinhessen » 05 Feb 2017, 23:08

Barton genoss es danach in seinem Stuhl zu sitzen,
er spürte noch die warme Haut, den weichen Po von Chloe auf seinen Schenkeln,
er genoss dieses Gefühl danach so lange er konnte.

Das Buch von Chloe`s Schreibtisch lag vor ihm,
es erregte ihn, wenn er sich vorstellte es wäre von ihr geschrieben.
Ja, er wünschte es sich, dass sie es geschrieben hätte.
Nein - es reichte schon, dass er wusste, dass sie es gelesen hat,
und, dass sie weiß, dass er es jetzt bei sich hat und liest.

Eine Seite war illustriert mit einem Foto, zwei Frauen in einer Hollywoodschaukel,
beide trugen Kleider, es sah aus als wären es Kleider aus den 20iger Jahren des 20 Jhd..

Weiße lange Kleider, aber nicht zu lang, es war wenig Bein zu sehen,
aber gerade weil wenig zu sehen war, war das, was man sehen konnte, besonders reizvoll.
Die Beiden waren sich ganz nah, blickten in ihre Gesichter und lächelten sich wissend an,
als ob sie die Weisheit der Welt in sich tragen würden, souverän, ohne Fragezeichen, ohne etwas offen zu lassen.

Sie waren sich selbst genug, die Linke schien wie zu einem Kuss ansetzen zu wollen,
eine Hand lag auf dem Schenkel der Rechten.

Barton wünschte sich, er wäre diese Frau.

Ob er es desshalb tat, weil er die andere Frau gerne auch so anfassen würde,
oder ob er diese Frau sein wollte, die wunderschön war, wie eine Elfe,
darüber wollte er nicht nachdenken, oder konnte er nicht,
denn unter dem Bild waren drei Zeilen, die ihn gerade ablenkten,
die das Bild anscheinend umschreiben sollten:

"Freundinnen dürfen auch männliches Genital haben,
wer das verbietet,
weiß nicht, was Frauen wollen."

Unglaublich, welche Bücher Chloe liest, dachte Barton.
Aber warum eigentlich unglaublich, es ist genau das, was ihn jeden Tag beschäftigt. Frauen mit Schwänzen.
Aber er war schon älter, er hatte ja schon alles durchlebt und war vielleicht desshalb zu dieser Erkenntnis gekommen,
wie konnte Chloe so etwas schon beschäftigen, sie war erst 22.

Ja klar wünschte er sich vorhin, als er sie von hinten nahm, dass sie einen Schwanz hätte.
Davon träumt er schon seit Jahren. Als das anfing, er sich diesen Reizen bewusst wurde, dachte er, er würde verrückt.
Seitdem er aber weiß, dass es diese Gedanken auch bei anderen Männern gibt, und bei Frauen,
ist er etwas beruhigter, nichtsdestoweniger beunruhigt ihn, dass er sich ständig mit diesem Thema beschäftigt.

Die Reize einer Frau sind unvorstellbar stark, wenn sie einen Penis hat, dann wird das ganze so irrational stark,
dass man fast den Verstand verliert.

Das Buch war gut, Chloe laß wirklich gute Bücher, sie schien genau zu wissen was er braucht.
Ja klar hatte sie schon längst bemerkt, wie er fühlt.

Er war schon wieder erregt, er könnte jetzt schon wieder in Chloe eindringen.
Warum geht er nicht einfach rüber und reißt ihr die Hose runter, die sie jetzt inzwischen wieder angezogen hat.

Nein - bleib vernünftig, dachte er sich. Gewisse Regeln müssen sein. Morgen früh ist es auch noch ok.
Diese Paradoxie brachte ihn selbst zum lächeln. Als ob es bei diesem Irrsinn, den Chloe mit ihm anrichtete,
noch darauf ankommt, Regeln in irgendeiner Form aufrechtzuerhalten.

Er griff Richtung Tischtelefon, drückte die Taste für das Vorzimmer. .... piiiip piiiip

"Ja Dr. Barton?", säuselte Chloe kurz und knapp, ohne sich gross anzustrengen irgendeine Form zu wahren,
wozu auch, sie spürte ihn sicher immer noch zwischen ihren Beinen.

"Du kannst heute früher gehen, Feierabend machen.
Bitte stell noch das Gutachten aus für Mr. Stardust, ich meine Yvonne,
und lass es ihr mit dem Abendessen auf Zimmer 22 bringen.
Ein Standardgutachten für eine Personenstandsänderung.
Bis morgen. Und ja - Dein Arsch ist geil."

Barton wartete nicht mehr ab, was Chloe antwortete, wenn sie eine Frage hat zum Gutachten,
wird sie zurückrufen. Das Phone klingelte aber nicht mehr. Ruhe.

Diese ordinäre Art mochte er. Er mochte es, sie als Objekt, als Puppe, als Sachlichkeit zu sehen.
Als großen runden Arsch. Oder als Gummipuppenersatz.
Das ist dann besonders realistisch für ihn, wenn sie in sein Büro kommt wie vorhin, nur mit Slip, BH und Bluse,
nichts reded, und sich einfach benutzen lässt.

Vorhin war es besonders erregend, wie sie sich vor dem Fenster vor ihm gebückt hat,
er mag es in sie zu stossen, während er andere Frauen und Männer unten auf der Strasse laufen sieht.
Daher liebt er es, sie in der Mittagspause zu ficken.

Wenn er so über sich nachdenkt, spürt er, dass es völlig kontraproduktiv für seine Lust ist,
die Selbstbestimmung von Geschlechtern zu bekämpfen.
Das dient nur der Wahrung seiner männlichen Autorität. So armselig.
Was ist schon diese Autorität, gegen Ekstase, Ekstase mit androgynen Frauen.
Und Frauen die mehr männliches in sich haben, als weibliches.
Ja - er möchte die Freundin der Frau auf dem Foto in Chloe's Buch sein, die Freundin mit Schwanz.
Verdammt.

Gordon.... er fühlt genauso wie er.
Susan Kimberley - SiKu, seine Mätresse, ein Zauberwesen, androgyn, mehr Anziehungskraft geht nicht.
Zumindest für ihn. Gordon hat auch diese Vorliebe. Oder irrt er sich? Ist Gordon nur ein langweiliger Sack?
Nein - er würde das Risiko nicht eingehen, wenn es ihm nicht sehr sehr wichtig wäre, sie zu haben.

SiKu hat dieses Flair eines Zwischenwesens. Überall wo er mit ihr gesehen würde, würde sie ihn kompromitieren.

Barton fielen die Worte von SiKu ein:

"Mich zu verleugnen, ist,
Deine Sehnsucht zu verleugnen,
Die Rose in meinem Haar ist für alle sichtbar,
wie Dein Schmerz, wenn Du sie verschmähst.",

Ihr Mantra. Ja - sie wußte wie er fühlte, und warum er sie begehrte.
Ob Chloe auch so weit war? Soviel wußte über ihn?
Seine weibliche Seite kannte? Die ihn auslieferte, hilflos wie ein treibendes Schiff ohne Segel?

Ja klar wusste Chloe Bescheid. Sie hatte diese Bücher ständig bei sich.
Sie beschäftigte sich intensiv mit diesen Themen.
Je mehr er den Macho spielte, je mehr würde sie Verdacht schöpfen.
Dass er nur mit seinem Machogehabe ablenken will, dass er bi ist, dass er eine starke weibliche Seite hat,
dass er vielleicht sogar ein sehr weibliches Gehirn hat, vielleicht sogar wie Yvonne.
Verdammt. Verdammt.

Sie wusste, dass sie ihn in der Hand hatte. Sie wusste es schon nach einer Woche.
Sybille? Nein, Sie nicht. Sie war eine Stute. Ja - sie war sehr attraktiv, eine Rassefrau. Keine Frage.
Aber sie wusste "das" nicht. Nicht alles über ihn.

Desshalb ist sie ersetzbar. Chloe wäre nicht ersetzbar. Solche Frauen sind zu selten.

Er hatte vor SiKu keine andere kennengelernt. Und es war ja nicht so, dass er nach diesen Frauen nicht gesucht hätte.
In den letzten Jahren bewußt, vorher unbewußt. Seine Scheidung ist das Ergebnis dieser Suche.
Er wollte endlich frei sein. Keine durchschnittliche, belanglose Ehe führen, Standard. Nur Alibisex.
Nichts was man Leidenschaft nennen könnte, nichts was den Geruch von Ekstase entwickeln könnte. Langweilig.

Das einzige was erwähnenswert war, war die soziale Bindung. Ja. Sie war verlässlich. Mit ihr konnte er was aufbauen.
Aber er ist kein Masochist. Als er merkte, was ihn wirklich erfüllt, war er nicht mehr zu halten.
Alles war unwichtig geworden. Der Job. Ja - den macht er nur noch, damit er seine Macht spüren kann.
Sein Büro. Sein Vorzimmer, sein Kontakt zu SiKu über Gordon. Patientinnen, die er medikamentenabhängig macht.
Allein das Fenster hier, der wärmende Arsch von Chloe. Das ist wesentlich. Der Job. Das Geld. Eine Farce.

Barton ging zur Bar, nahm sich einen Whisky.
Ihm ging es gut. Es war warm und gemütlich in seinem Büro. Ruhig. Kein Stress. Keine Vorgesetzten.
Er konnte machen was er wollte. Wenn man einmal in dieser Hirarchieebene angekommen war,
musste man sich nur noch um die Speichellecker kümmern, ihnen ab und an einige Krümel hinwerfen.
Ab und an eine Frau aus dem Klinikzentrum vermitteln, die sich gerne verkauft. Dann waren sie glücklich.
Die Speichellecker, und die Frauen. Die Frauen warten nur darauf, Entscheidungsträgern zugeführt zu werden.
Ein Dankeschönfick ist ihm dann gewiß.

Ein geniales System.

Undurchdringbar.

Geschützt mit Begriffen wie:
Kompetenz. Ruf. Wissenschaftliche Studien. Einfluß. Geschäftsstelle. Tagung. Therapie.
Vorstand. Leitlinien. Supervision. Publikationen. Dozenten. Psychologie. Forschung, genauer: Sexualforschung.
Sexualwissenschaft. Interdisziplinär. Behandlungen. Endokrinologie. Sexuelle Störung. Trauma.
Gender Dysphorie. Psychotherapie. Transsexualität. Perversion. Funktionsstörungen. Sozialepidemiologisch.
Fachgesellschaft. Sexualforensisch. Klinisch. Geschlechtsinkongruenz. Deutsche Standards. Diagnose.
Arbeitsgruppen. Qualifikation. Weiterbildung. Nachweise. Gutachten. Krankenkassen. Zertifikate.
Symposien. Kolloquien. Psychoanalytiker. Dezidiert. Universität. Klinikum. Institut. Gesellschaft.

Das Netzwerk war wie ein Bollwerk. Die Deutungshoheit, wie er seinen Job machte, obliegt ihm,
nur begrenzt von Kapital, wenn das gesichert war, lief diese Maschine wie ein Uhrwerk.

Braunstein - ja - das war gestern wichtig. Gordon wird das Geld in die richtigen Medienkanäle pumpen.
Damit die Lüge weiter erhalten bleibt.
Die Lüge, dass es keine Frauen gibt, die Schwänze haben.

Branton nahm einen Schluck, es war nachmittag, die Sonne legt sich langsam hinter den Hochhäusern.
Die Schatten wurden länger. Er stand wieder am Fenster.
Noch immer spürte er die Haut von Chloe an seinen Oberschenkeln, es war geil sie zu stossen.
Der Whisky erzeugte ein wohliges Gefühl im Magen, er beruhigte ihn.

Ja - er ist aufgewühlt. Chloe brachte seit einer Woche Leben in sein Büro.
Ja klar, es war vorher mit Sybille nicht langweilig. Nein - aber es war nicht aussergewöhnlich.
Chloe war aussergewöhnlich. Wie SiKu. Das waren keine Frauen, das waren Phänomene.
Gefühlslawinen, die er spürte, sobald er nur an sie dachte. Er spürte, dass er dann völlig beteiligt war,
nicht nur ein Teil. Ihre Androgynität war wesentlich wichtig für ihn. Der Kick.
Nein - Kick ist falsch umschrieben. Es war es einfach überhaupt. Ohne diesen Aspekt fehlte etwas,
ja das trifft es genauer. Es fehlte das Wesentliche, der Anteil der ihn in Ekstase bringt.

Barton spürte, dass sich seine Gedanken im Kreis drehen. Egal. "Piiip Piiipp"
16:30 Uhr, wer ruft jetzt noch an...
Barton ging zum Schreibtisch. Es war ein Gespräch von auswärts.

"Barton, Dr. Barton Klinikzentrum West", meldete Barton sich leicht unsicher,
er war noch in Gedanken versunken.

"Dr. Barton...", es war Chloe, sie telefonierte von ihrem Auto aus,
Bartons Puls ging sofort höher.
"Dr. Barton.... " wiederholte sie unnötig, weil absichtlich,
"ich fahre gerade nach Hause, und wissen Sie, ich hab keine Hose an, beim Autofahren..."

Barton war sprachlos, so direkt war Chloe noch nie, sie hatten zwar gefickt,
aber das lief alles nonverbal ab, überhaupt war es gerade der Reiz für ihn, dass sie formell blieb,
davor und danach. Mit dieser Situation musste er erst fertig werden.
In diesem Moment spürte er, dass sie erst 22 war, noch jung, unberechenbar.
Bevor er überlegen konnte, wie er reagierte, hörte er wieder ihre Stimme:

"Es ist geil Ihre Nässe zu spüren, wie sie auf meinen Ledersitz läuft,
sie sind ein geiler Hengst, ich mag Hengste."

Barton war sprachlos, es war überflüssig jetzt noch etwas zu sagen,
er hatte schon zu lange gezögert, seine Autorität war verspielt.
Allein die Tatsache, dass er nicht sofort etwas erwiderte, was sie zurechtwies,
oder das Telefongespräch beendete, brachte ihren Schachzug zum Erfolg.

"Dr. Barton, Sie können mich immer besuchen, Maulbeerallee 24,
ich hab die Haustür nicht verriegelt, sie können sie einfach aufdrücken,
ich wohne alleine, bin Single Dr. Barton.
Sie können immer kommen hören Sie?"

Chloe machte eine Pause, die wie in einem Orchesterstück eine Ewigkeit zu dauern schien,
auch wenn sie nur eine Viertelnote dauerte.

"Auch spätabends, nachts, egal....
Auch Nachts...", wiederholte sie sich.

"Sie brauchen kein Lichtschalter suchen, die Strassenlampen leuchten meine Wohnung aus,
meine Schlafzimmertür ist gleich links.
Ich bin immer bereit. Ich wünsche ihnen einen schönen Abend Dr. Barton."

Das Geräusch des Autoverkehrs im Hintergrund verstummte. Aufgelegt.
Barton saß inzwischen auf seinem Chefsessel.
Er hatte keine Anstalten mehr gemacht, irgendwas zu sagen,
hatte nur noch zugehört und setzte sich, während Chloe's Stimme zu hören war.

So hat ihn noch keine Frau vorgeführt. Nein, er konnte nicht wütent sein.
Es war einfach zu erregend. Sie hat genau das gemacht, was er sich wünschen würde,
aber es lag außerhalb des Konsens, was er sich noch erlaubt hätte, er sich selbst.

Sie hat diesen Punkt einfach überschritten. Ja - sie hat ihn in der Hand. Keine Frage.
Sie spielt mit ihm. Sie fängt nun an, ihn zum Bittsteller zu machen.
Barton wusste nicht, ob er sich darüber freuen sollte,
seine Erregung sagte ihm, dass er es tun sollte. Ja, seine weibliche Seite,
sie hat diese wichtige Seite in ihm getriggert, und sie ist genau auf dem Punkt.

Bartons Hose war eng, er konnte es nicht fassen.
Sie machte ihn völlig hörig. Noch war es nicht so weit, aber als er überlegte,
ob er noch eine Chance sah, aus der Hörigkeit die Chloe auf ihn ausübte, zu entkommen,
spürte er, dass er das gar nicht wollte, dass genau das ihn ja so erregte,
mehr als alles andere, was er vorher erlebte.

Ja , es erinnerte ihn an seine Fantasie, die er letzte Nacht hatte,
als er sich SuKi herbeiwünschte, als er am Fenster stand,
seinen Träumen folgend.

Chloe war aber nicht SuKi, warum hat sich diese Leidenschaft jetzt bei ihr entfacht?

Es war dieses androgyne, bei Chloe nicht körperlich androgyne, sondern ihr Verhalten,
dieses Telefon jetzt, dieses bestimmende, vor nichts zurückschreckende, dieses offen ordinäre,
in Verbindung mit den Büchern, die sie ihm zuspielte, die genau das beschreiben,
was wirklich Ekstase bedeutet. Nicht dieser Mist, dieser Blümchenheterokomplexsexdreck.

"Mich zu verleugnen, ist,
Deine Sehnsucht zu verleugnen,
Die Rose in meinem Haar ist für alle sichtbar,
wie Dein Schmerz, wenn Du sie verschmähst.",

Ja - das Mantra von SuKi, er wird es beherzigen, bei Chloe wird er es zum erstenmal tun,
er muss diesen Punkt überspringen, sich selbst austricksen, er steht sich selbst im Weg.
Das ist ihm jetzt klar.

Barton stellt sich vor, wie er nachts zu Chloe fährt, ohne anzurufen.
Mitten in der Nacht seinen Wagen in der Maulbergallee vor ihrer Wohnung parkt.
Zur Haustür geht, sie einfach aufdrückt. Ihre von den Strassenlampen erhellte Wohnung das erste mal sieht,
links die Schlafzimmertür. Sie ist nur angelehnt. Ihre Schlafzimmertür aufmacht.
Nachts, während sie schläft, sie einfach....

Barton versuchte sich vorzustellen, wie sie riecht, ihren Schlafgeruch,
vielleicht schläft sie nackt, oder mit BH und Slip...

Barton stand auf, nahm sein Glas mit zum Fenster, es war dämmrig,
was war eigentlich wichtiger als ficken?
Nein, es geht nicht ums ficken. Es geht darum, das zu finden, was wirklich Leidenschaften weckt.

"Piiip Piiip"
Barton dachte er ist in einem Film, sein Tischtelefon. Schon wieder.
Wieder ein Auswärtsgespräch.
Er rannte fast zum Schreibtisch, wollte das Gespräch auf keinen Fall verpassen.
Er hoffte nur, dass es Chloe war, er hatte nur noch Chloe im Kopf.

Diesmal waren keine Hintergrundgeräusche zu hören.

"Dr. Barton, ich geh jetzt unter die Dusche. Ihr Saft läuft mir immer noch aus meiner Spalte.
Ich schlafe gern mit Spitzenslip, und ich möchte, dass er nicht nass wird."

Barton schwieg wieder, unnötig, etwas zu sagen, er wusste, dass Chloe das Gespräch führte,
und ihm war klar, dass sie keine Antwort erwartete, sie wusste warum sie anrief,
allein sein Schweigen war Zustimmung genug.

"Ich wollte nur sagen, falls sie heute Nacht kommen sollten, es könnte sein,
dass Marleen heute Nacht bei mir ist, Sie ist eine Straponbifrau, genau wie ich,
aber das sollte Sie nicht weiter stören, ihr Arsch ist genauso geil wie meiner."
Klack.

Barton stand vor seinem Schreibtisch, zum Hinsetzen ist er diesmal nicht gekommen.
Er war wie erstarrt. Schockstarre und Glück waren vereint.
Er blickte auf die LED des Tischtelefons, die noch drei mal blinkte und dann erlosch,
um das Beenden des Gesprächs zu bestätigen.

Er ging zum Fenster zurück, als ob er um moralischen Schutz suchen würde,
wenn er sich wieder an diesen Platz stellte.

Ja, da stand er vorhin, genau an dieser Position,
als sie sich vor ihm bückte, und er sie von hinten nahm,
den Slip etwas seitlich verschoben, er mochte es, wenn er Spitze auf ihrer Haut sehen konnte,
während er sie vor sich hatte. Ihre Slips waren fantastisch, als ob er sie designed hätte.

Straponbifrau.... Ja - genau das, was in ihrem Buch stand.
Eine Freundin mit männlichem Genital. Egal ob echt oder unecht. Es geht ihr genau darum.
Als ob SuKi sie geschickt hätte, als ob SuKi telephatisch mit Chloe verbunden wäre.
Ja, es war unerträglich erregend, als er sich letzte Nacht vorstellte, dass SuKi hinter ihm steht,
ihn umschlingt. Und ihr androgynes Versprechen einlöst, ihm ihre männliche Seite zeigt.

Barton wusste, dass er in diesem Punkt am Ziel war, in dem Punkt zu wissen,
was er wirklich wollte, wirklich brauchte.

Hätte Sybille den Job bei der Versicherungsagentur nicht bekommen, wäre er immer noch nicht an diesem Punkt.
Chloe wirkt wie ein Brandbeschleuniger seiner Selbstfindung.
Er wollte Sybille noch überreden zu bleiben, als sie ihm offerierte, dass sie geht.
Ja, sie hat das Wort androgyn verwendet, jetzt wurde es ihm wieder bewusst.
Sibylle sagte, sie kenne eine androgyne 22 jährige in der Buchhaltungsabteilung,
die den Job übernehmen könnte.

Barton erinnerte sich desshalb nicht mehr daran, da er das Gefühl hatte,
es war nur so eine unwichtige und auch unzutreffende Beschreibung,
denn als er Chloe sah, war ihre Erscheinung alles andere als androgyn,
eher wie ein Model aus einem Modemagazin für fullsize-Größen.

Sibylle hatte "androgyn" gesagt, klar kennen die beiden sich.
Sie sind Freundinnen, natürlich. Und sie halten nicht nur Händchen.
Sie hingen ja ständig zusammen im Klinikum. In jeder freien Minute.
Sibylle weiß dass Chloe, wie sagte sie, eine Straponbifrau ist.

Barton bemerkt plötzlich, dass er noch nicht sehr viel über seine Zielgruppe derjenigen Frauen wußte,
die ihn wirklich in Leidenschaft bringen. Er war noch in seiner Pubertät, was dieses für ihn wesentliche Thema angeht.
Er wusste gar nichts von diesen Frauen, die sich nahmen, was sie wollten.

Wie jämmerlich er doch ist, dieser Heterosex. Komplexbehaftet. Verkrampft.
In diesem Moment stellte er sich vor, wie Chloe Sybille von hinten fickt.

Er stand wieder am Fenster, es war dunkel jetzt.
Die Autoscheinwerfer der stehenden Autos an der Kreuzung leuchteten die Kulisse aus,
die Strassenkulisse, die sich ständig änderte.
Schicksale, Suchende, in jedem Auto eine suchende Seele.
Eine suchende sexuelle Seele. Was ist ein Mensch ohne Sex. Eine leere Hülle.

Barton wurde jetzt wieder bewusst, dass er den Frauen unrecht tat,
Frauen wie Yvonne, erst heute wieder. Sie suchten ihre Identität, ihre Leidenschaft
konnten sie nur finden, wenn sie auch richtig gesehen werden.
Genau wie er, er bekommt seine Ekstasenschübe dann, wenn er spürt,
dass Chloe ihn so behandelt, wie, ja wie.... wie ein Zwischenwesen, egal,
aber nicht wie einen Mann.

Natürlich war Yvonne in dieser Hinsicht eine Frau. Genau in dieser Hinsicht,
wie er für sich festlegen kann, dass er kein Mann ist, ein Mann wie Braunstein, oder sein Butler.

Ja, die Selbstbestimmung, die er mit Gordon und Braunstein stoppte, das erzeugt viel Leid.
Großes Leid.
Er erzeugte mit seiner Intervention Tarnkappen für Autos, die unsichtbar bleiben mussten,
die von den anderen Autos, mit ihren Suchscheinwerfern nicht gesehen werden konnten,
angeflirtet, begehrt werden konnten.

Das Heteronormativitätskonstrukt wirkte wie ein Unsichtbarmachungssystem. Vernichtungssystem von Menschenseelen.
Sie waren verdammt, in einem sexuellen Vakuum zu verharren, in einem Identitätsdesaster.
Es war schlimmer, in dieser Falschdarstellung zu leben, als.... Barton fiel kein Vergleich ein.

Er nippte an seinem Glas, er trank wenig, er brauchte diese kleinen Schlucke nur als Alibi,
er war kein Wirkungstrinker, aber am Glas zu nippen und das wärmende Gefühl im Magen zu spüren,
verschaffte ihm das Gefühl, als ob er bestimmen würde, was mit seinem Körper passiert, mit seinen Gefühlen,
das Gegenteil war der Fall.

Seine Gefühle bestimmten, und zwar sehr restriktiv und deutlich, wohin die Reise für ihn geht.

Direkt in Chloe's Schlafzimmer.

Hoffend, sie würde vor dem Bett stehen.

Nackt. Mit umgeschnalltem Strapon.


Bild

"Study of Campaspe"
before 1896
John William Godward
Bildlizenz: Public Domain



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