Jasmin`s Uservorstellung auf trans-eltern

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JasminRheinhessen
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Jasmin`s Uservorstellung auf trans-eltern

Beitrag von JasminRheinhessen » 26 Dez 2015, 17:09

http://www.trans-eltern.de

Bild

Nachdem nun schon fast eine Woche vorbei ist nach meiner Anmeldung hier,
muss ich doch mal endlich meine Uservorstellung tippseln.

Warum brauche ich so lange dazu ? Habe ich nicht schon so oft mich irgendwie vorgestellt
auf Webseiten ? Sollte ich das nicht irgendwie wie eine Schallplatte abspielen können ?
Nein - nicht auf trans-eltern. Ich habe die ganzen Tage überlegt, was ich schreibe,
aber warum hier einen anderen Text nehmen, einen neuen Text schreiben ?
Warum nicht etwas, was ich schon irgendwo abgelegt habe ?

Die Antwort könnte sein:
Weil trans-eltern für mich eine Überraschung zum einen, und etwas besonderes zum andern ist.
Ãœberraschung weil ich hier ein sehr hohes Niveau lese, was den Umgang miteinander angeht,
etwas besonderes weil hier die Eltern-Kind-Beziehung eine Rolle spielt, und Eltern eben meist zu zweit sind,
wir also oft, aber nicht immer,
eine Vaterrolle und Mutterrolle im Problemkomplex haben. Das spielte und spielt im LGBT-Diskurs,
z.B. bei Fragen der Ehe-Öffnung eine der entscheidenden Rollen,
denn die Gegner unterstellen hie z.B. dass das Kindeswohl nicht gesichert sei,
wenn keine Vater- und Mutterrolle dem Kind die Erziehung und das Zuhause bereiten.

Das auch 2 Frauen und 2 Männer mindestens eine gleichgute Basis für ein Kind darstellen, ist für mich keine Frage,
aber diese Frage beantwortet trans-eltern auf eine ganz spezielle Weise: Nicht im Lesben- und Schwulenkontext,
der als Gegenmodell zum Heteropaar steht, sondern z.B. als Pärchen mit einem Transmenschen,
oder 2 Transmenschen, wie hier in dem erfrischenden Artikel von Queer.de vom 26.12.2015 über ein Pärchen aus Equador,
die nun ein Kind bekommen, beide Eltern sind Trans:
http://www.queer.de/bild-des-tages.php?einzel=1365
oder als "normales"(SIC!) Pärchen, dass realisiert, dass ihr Kind trans ist.

Das Trans-Thema spielt in Diskursen (nicht nur im Ehefueralle-Diskurs) oft keine Rolle,
da der Mainstream meist nur in hetero- / schwul / lesbisch denkt, und dementsprechend auch die Medien,
sogar auch meist die Politik (Politik bis auf wenige Ausnahmen).

Ich treffe ständig auf das Fehlen von Trans in Debatten, von Intersexen ganz zu schweigen.

Warum ist das wichtig für mich ?

Ich beschäftige mich, ich geriet über Streitgespräche in die Lage, mich rechtfertigen zu müssen,
mit Argumentationen, Dinge von einer anderen Seite zu "rechtfertigen".
Menschen, die als "andersartig"
(für mich ein stigmatisierender Begriff, ich schrieb dazu diesen Artikel:
viewtopic.php?f=62&t=102#p155 )
gehandelt werden, müssen sich ständig gegenüber den "Normalen"(SIC!) "erklären".

Wer sich nicht erklären kann, muss dass hinnehmen, wie andere ihn darstellen.
Die "Anderen" sind meist Vertreter der heteronormativen Welt,
die meinen, mit ihrer Konformität das Recht zu haben, von anderen Menschen Erklärungen erwarten zu dürfen.
Keine Trivialität, sondern ein Dilemma.

Durch Argumentationen kann es gelingen, diese "Normalen" als Angreifer zu outen,
als Menschen, die bereits durch Fragen diskriminieren:
"Bist Du ein Mann oder eine Frau?" ist ein Klassiker dieser übergriffigen Fragen,
die bereits Diskriminierung includiert.
Denn die Frage bedeutet, dass der Fragende nicht mehr erkennen kann, welches Geschlecht er vor sich hat.
Dies aber erkennen zu müssen, ist bereits eine Erwartungshaltung,
die nicht erfüllt werden muss. Daher muss ein Mensch sich auch nicht rechtfertigen,
wenn ein Betrachter dies nicht erkennt.

In der Schule, bei Transkindern, haben wir das Problem der Integration:
Schafft es das Transkind durch Äußeres diesen Fragen mit Antworten entgegenzutreten?
Hat es eine Chance ?
Wenn nicht, wird es oft als etwas beschimpft, was negativ dargestellt wird:
Vielleicht werden sogar Dinge als Schimpfwörter gebraucht, die stark verletzend sind:
"Zwitter", war früher ein Schimpfwort zu meiner Schulzeit in den 70igern,
heute ist z.B. "Schwul" wieder en-vogue. Wird ungestraft als Schimpfwort genommen,
um Menschen die abweichen verbal auszugrenzen.

Bei dem Problemkomplex Transeltern haben wir das volle Spektrum des TS-Diskurses,
der zusätzlich das Problem beinhaltet, dass wir oft eine Mischung innerhalb einer Familie abbilden,
die normalerweise in der Gesellschaft gegeneinander argumentiert.
Man stelle sich die LGBT Community vor, die eine Einheit bildet, und deren Gegner.
Jetzt passiert es, dass ein Pärchen, dass der LGBT Community nicht aufgeschlossen gegenüberstand, realisiert, dass es ein Transkind hat.
Oder andersherum: Ein Trans- Lesben oder Gay-Pärchen hat ein Problem mit seinem Kind,
dass in der Schule in einem homophoben und/oder transphoben Umfeld geprägt wird,
und diese "Stimmung" in die Famlie einbringt.
Will sagen: In diesem Familienszenario könnten also,
sagen wir als Beispiel, die Gegner einer "Demo für alle" Demonstration mit deren Anhänger innerhalb einer Familie zusammentreffen.

Wenn wir das zu Ende denken, wird zum einen ersteinmal innerhalb der Familie eine Abgleichung der Problematik stattfinden müssen,
ein Ausverhandeln des Problems,
ein Konsens muss gefunden werden.
Erst nach diesem Schritt können Probleme bekämpft werden, die von außen auf die Familie eintreffen
(z.B. durch das Umfeld der Schule, Lehrer)

Da ich selbst keine Kinder habe bin ich sehr erfreut auf dieses Forum gestossen zu sein,
bietet es doch für mich eine gute Basis für meine weitere Arbeit, Kausalitäten zu finden,
und damit innerhalb des Diskurses weitere Argumente zu sammeln, die aus der Ecke derer kommen, die uns "nicht akzeptieren".

Argumente zu sammeln und diese Menschen an die Hand zu geben,
sich "rechtfertigen", will sagen sich "wehren" zu können,
und nicht verbal bereits diskriminiert zu werden,
sind für mich ein wichtiger Teil,
Menschen die Angst vor dem Alltag zu nehmen,
und damit ihr Selbstbewußtsein zu stärken.
Es gehört zu einem Teil der Suizidprävention.

Menschen die andere diskriminieren, und sich noch im Recht fühlen,
müssen als Täter geoutet werden, müssen sich dafür rechtfertigen was sie tun,
nicht diejenigen, die als "andersartig" gebrandmarkt werden.

Wer sich für meine Texte interessiert, gebe ich gerne etwas Lesestoff an die Hand,
http://www.freeyourgender.de/forum/viewforum.php?f=331
diese Rubriken gehen auf öffentliche Debatten ein und bilden vor allem die Argumente ab,
die gebetsmühlenartig wiederholt werden,
z.B. eben, dass Lesben oder Gaypaare (Transpaare werden im Diskurs meist nicht erwähnt,
ebensowenig Intersexen die tabuisiert werden) das Kindeswohl beeinträchtigen würden.

Für mich ist die ehefueralle Debatte ein Kennzeichen für die Gesellschaft,
wie weit sie sich für die Wahrheit geöffnet hat, und nicht länger ausgrenzt,
Menschen nicht in "Normale" und "Andersartige" selektiert.

Da alles nicht so einfach ist, wie es dieser kleine Artikel meiner Uservorstellung vielleicht darstellt,
sondern sehr sehr kompliziert, habe ich im September 2014 ein Forum gelaunched,
das vor allem eine Art Container für meine Artikel darstellt,
und auch ein Auffinden von verschiedenen Themenbereichen möglich macht.
Der Problematik der Eltern-Kind-Beziehung, die ja von trans-eltern aufgegriffen worden ist,
kann ich mich anhand diesen Forums nun auch aus 1. Hand widmen,
dafür danke ich allen die hier aktiv das Forum am Laufen halten und auch denjenigen,
die hier ihre Erfahrungen veröffentlichen, bzw. auch Probleme erörtern.

Am Schluss poetische Gedanken von meiner Seite in eine Geschichte gepackt,
die im Kindesalter spielt:
http://www.freeyourgender.de/forum/view ... =371&t=307

Es gibt auch ein Buchprojekt von mir, die Artikel können vor der Veröffentlichung
bereits gelesen werden, sie polarisieren, haben oft philosophischen Charakter,
aber sie sind immer gut um eines zu tun: Nachzudenken

http://www.freeyourgender.de/forum/viewforum.php?f=529

Ich wünsche allen Eltern mit Kindern viel Kraft und Durchhaltevermögen in unserer,
leider immer noch nicht ausnahmslos transfreundlichen Gesellschaft.

Jasminka von FreeYourGender.de



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Gedanken innerhalb dieser Uservorstellung

Beitrag von JasminRheinhessen » 26 Dez 2015, 18:45

ja wie sehe ich mich im Transspektrum:
"als eine Frau, mit männlichem Genital"
also bin ich nicht in der Definition "Transsexualität" zu veorten, nach ICD 10, F64.0,
denn dann wäre ich ein Mann mit männlichem Genital, der sich als Frau fühlt.
ich sehe mich auch nicht in der Definition Intersexuell,
denn ich bin nicht "zwischen", sondern Frau.
Meine Identität ist eindeutig, nur mein Genital weicht davon ab.
Leider definiert die Gesellschaft Frau und Mann über Genitalien,
das fängt schon beim Geburtseintrag an.

Also stelle ich etwas dar, dass im LGBTTIQ Kürzel nicht enthalten ist.
Denn um mich zu erklären, müsste ich Geschlecht und Genital voneinander unabhängig sehen,
dass findet aber im LGBTTIQ Diskurs nicht statt.

Für mich selbst stelle ich selbst kein Problem dar, bin in Harmonie.
Mein Problem beginnt dann, wie andere mich sehen:
Z.B. wenn ich nackt in einer Sauna bin.
Interessant ist, dass andere mich wieder völlig anders sehen, wenn ich angezogen bin.
Und aber je nach Meinung anders. Ein Schwuler X sieht mich anders wie ein Schwuler Y.
Ein Schwuler könnte mich als Mann sehen, ein anderer als Frau, als Tunte, als irgendwas.
Je nach seiner "Meinung", aber leider nicht danach, was ich selbst über mich sage.
Eine Lesbe könnte mich als Frau sehen, oder als Mann, der sich in die Frauenwelt einschleichen will,
oder als Transe, Draq, oder was auch immer. Ein (Hetero) Mann sieht mich vielleicht einfach als Schwuler,
als Transvestit ala RockyHorrorPictureShow, eine (hetero)Frau, die
gerade von einer Demofüralle Demo kommt, sieht mich evt. als abartig,
und gefährlich für ihr Kind. Als Psychopathen. Ein Schulmediziner sieht mich als Mann, der sich einbildet eine Frau zu sein nach F64.0,
ein fundemantaler "Pfarrer" sieht das Abendland durch mich in Gefahr.
Es gibt zig Varianten wie jemand mich sehen könnte. Nur: Ich werde nicht gefragt. Ich werde einsortiert.


sicher: Passing ist eine Lösung, wenn man es hat
Es vermeidet sich in der konformgenitalen Welt erklären zu müssen.
Wer hat dieses Passing ?
Kim Petras sicherlich. Aber haben es andere auch ?
Und: Reicht Passing immer aus ?
Holt einen nicht auch oft die Vergangenheit ein - wenn man mitten im Beruf steht,
oft wird man gekündigt, wechselt die Stadt, muss neu anfangen.
Dana International gewann 1998 den Eurovision Song Contest.
https://de.wikipedia.org/wiki/Dana_International
Trotz sehr gutem Passings wurde sie z.b nach ihrem Sieg in der Deutschen Presse zerrissen,
ihre Vergangenheit auf transphobe Weise hochgespült, als wenn man eine Kläranlage reinigen würde.
Sie wurde regelrecht diskreditiert.

Welche Lösungen stehen für Transmenschen bereit,
die über keine Chance verfügen, an ein Passing zu kommen, egal was sie tun ?

Hierauf müssen Antworten gefunden werden.
Sonst bleibt für viele nur noch der Sprung von der Brücke.
Ich kämpfe dafür, dass es hierfür Antworten gibt,
und hier ist auch die Gesellschaft gefordert.



Ich hatte ja oben geschrieben, dass ich mich als Frau sehe.
Nicht als Transx. (alle Begriffe mit Trans beginnend sind hier gemeint)

In meiner Verständniswelt definiere ich Geschlechter nicht nach Genitalien,
wir können, wenn wir bei Biologismen bleiben, auch das Gehirngeschlecht heranziehen.
Die Hirnforschung hat hier schon sehr gute Ergebnisse erzielt, diese werden aber
erfolgreich - vor allem von den Sexologen - ignoriert.

Für mich ist die Identität eine Folge der (pränatalen) Prägung des Gehirns,
Die unter dem Begriff der sogenannten Transsexualtität verhandelten Symptome sind m.M.n. angeboren.
Dies ist aber in Deutschland nicht Konsens.
Randbemerkung: Die Lesben- und Gaycommunity hat für sich bereits erreicht,
das lesbisch-schwul als angeboren gilt. (lesbischschwul ist kein Wunsch, keine Option)

Daher sehe ich nicht den Wunsch, für "Trans" ein eigenes Geschlecht zu beschreiben,
sondern für mich den Wunsch, als (biologische)Frau akzeptiert zu werden,
die eben kein passendes Genital hat.
Zum Vergleich: Frauen mit TurnerSyndrom haben kein passendes Chromosom,
können keine Kinder gebären, werden aber trotzdem (aufgrund ihres passenden Genitals) als Frau gehandelt.

Daher sehe ich hier in dieser Logik kein Problem, dass man auch Menschen, die heute unter Trans firmieren,
als Frauen anerkennen kann, sofern sie dies von sich selbst sagen,
dass sie Frauen sind.

In der aktuellen Diskurs-Situation habe ich also weder in der binären Geschlechterwelt,
noch in der (genitalorientierten/sozialgeschlechtlichorientierten) LGBTTIQ-Defintionswelt,
einen passenden Stuhl auf den ich mich setzen möchte.


Man könnte, wenn man das Gehirngeschlecht mit einbezieht,
Transsexualtiät als eine Form der Intersexualität sehen.
Ich bin aber mutig und gehe hier in meiner Sichtweise weiter,
und sage nicht, dass ich eine Intersex bin, sondern eine Frau.
Ganz einfach desshalb,
weil wenn wir Transsexualität als eine Form der intersexualität sehen würden, nicht erklären können,
warum eine Intersexuelle z.B. sagt, wenn Du sie fragst:
"Ich bin eine Frau"
Warum sagt sie das ?
Weil sie eine Frau ist- und keine Intersexuelle, in Bezug auf "zwischen".
Sie sieht sich nicht als zwischen, und es gibt Fälle von Intersexen,
die mit ihrerm Körper (in welcher Mischung auch immer) auch in Harmonie sind,
und keine OP brauchen, aber genau wissen, welches Geschlecht sie sind.
Genau dieser Punkt ist für mich ein Beweis,
dass hier eine Betrachtung fehlt:
Die Betrachtung des Gehirns als geschlechtsbestimmendes Organ.



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