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VII - Eine Feministin nähert sich analytisch Trans-Artefakte

Verfasst: 19 Jun 2015, 12:50
von Freeyourgender
Novelle oder Analyse - vielleicht auch ein Liebesbrief, oder doch eine Streitschrift ?
Schwer zu sagen.

Was passiert einer Differenzfeministin, wenn Sie zwischen Frau und Trans mit dem Auto ins Schleudern kommt?
Nimmt Sie das Schleudern noch wahr, oder ist ihr so schwindelig, dass Sie wie berauscht nur noch alles verzerrt wahrnimmt?
Nur noch reagiert? Aber nicht mehr agiert?
Wo Sie doch sonst so sicher auf den Strassen der Weiblichkeit fährt und alles im Griff hat?
Kommt Sie vielleicht desshalb ins Schleudern, weil ihre eigene Frau-Definition für ihre Selbstwahrnehmung benötigt wird,
und zwangsweise verwendet werden will, obwohl Sie Logik-Lücken enthält ?

Vielleicht ist es so zu erklären, daß Sie trotzdem immer an der "Rue de la féminité" parkt,
obwohl Sie ab und zu Knöllchen bekommt, aber das in Kauf nimmt...?
Sie sagt dann zur Politesse: Ich hätte schwanger werden können ! Ich darf da parken !

Diese Autofahrerin ist aber keine Feministin "von der Stange", Sie ist etwas Besonderes,
und gerade desshalb braucht es einer besonderen "Transbeobachtung", ihr Auto wieder auf Kurs zu bringen.

Was würde mich eine Gleichheitsfeministin kümmern, die mit einer Transsexuellen kollidiert, die F64.0 als zwangspathologisierend empfindet?
Was würde mich eine Queerfeministin kümmern, die sich streitet, mit einer Transfrau, darüber, ob sie sich die untere Rippe rausschneiden soll ?
Was würde mich eine Schwarzistin kümmern, die einer Transfrau die Minirocklänge vorschreiben möchte und sagt, er wäre reaktionär ?
Mich würde das recht wenig kümmern.

Vielleicht weil ich in einer völlig anderen Diskurs-Filter-Bubble hänge.
Ja - unsere Autofahrerin ist Klasse !
Sie ist Differenzfeministin. Das kannte ich noch nicht. Überhaupt war ich absolut dumm.
Ich kannte nur Alice Schwarzer.
Die meisten Menschen sind dumm was Feminismus angeht.
Warum sollte es mir also anders gegangen sein.
Die meisten Menschen glauben, Feminismus würde nur Frauen angehen.

Zurück zu unserer Autofahrerin, nein Sie weiß mehr, Sie macht nichts anderes,
als sich um ihre Parkmöglichkeiten zu kümmern.

Am besten ohne Knöllchen. Und ohne Rechtfertigungen, nur manchmal... dann müssen sie aber bemüht werden.

Zugegeben. Etwas gleichheitsfeministische Attitüden hat Sie schon,
aber Sie weiß natürlich nicht, was ich weiß. Ha !

Das ist natürlich kein Gleichheitsfeminismus, wenn Sie eher Hosen trägt, und Motorradfahren mag.
Natürlich ist das ihr Yang-Anteil im Gehirn, ihre pränatale Prägung verschiedener Gehirnaspekte, die,
graduell, eine männlichere Gewichtung bekommen haben. Das ist auch bei Alice Schwarzer so.
Sie glaubt sie wäre 100% Frau. Aber das macht ja nichts. Nicht weitersagen, wir sind ja unter uns hier.
Hast Du das nun ironisch aufgefasst, was ich eben schrieb ? Untersteh Dich !

Jetzt schreibt unsere Motorradfahrerin, ähem Autofahrerin einen Artikel über eine Transfrau,
bzw. indirekt über eine Transfrau.
Weil Sie ja eigentlich die Reaktion der Autorin reflektiert, die über diese Transfrau schreibt.

Während Sie in ihre Parklücke einparkt, wo sie gerne parkt, weil sie ja schwanger werden kann,
stimmt sie der Autorin zu, dass es doof ist, wenn eine Transfrau, in diesem Fall ging es um Caitlyn Jenner,
nein nicht doof, eher reaktionär, wenn diese Transfrau sich über weibliche Klischees wie Nagellack,
kurze Röcke und Heels inszeniert.
Also sich Stereotypen bedient, die in einen James Bond Film der 60iger Jahre passen würden.
Wenn Caitlyn vollbusiger wäre, könnte man auch die 50iger Jahre heranziehen.

Zugleich ist sie aber Differenzfeminstin, der sich ja dadurch definiert, und vom Gleichheitsfeminismus dadurch unterscheidet, indem er sagt:
Eine Frau soll einen pinkfarbenen Rock anziehen wenn sie möchte, zieht sie nur desshalb eine Hose an,
weil sie damit Sexismus ausweichen, oder dem Patriarchat begegnen möchte, ist das kein selbstbestimmtes Handeln,
nicht im Sinne der Freiheit des Begehrens, dass ohne Einschränkung gelebt werden soll und darf.
Im Differenzfeminismus hat es keine politische Wertung mehr, wenn eine Frau im pinkfarbenen Minirock mit Geschäftsleuten,
Männern wie Frauen, Verträge unterzeichnet, außer, der, dass alle wissen, dass sie heute Abend Lust hatte,
lieber einen Minirock anzuziehen, anstatt einer Hose.
Alle Gedanken, die aus politischem Druck erwachsen, haben eine andere Intention als mein freier Wille, den ich in einer Gesellschaft hätte, die dieses politische Handeln nicht notwendig machen würden, also damit schon wieder ein unfreies Handeln impliziert ist, weil eine andere, in diesem Fall politische Intention, mitgewirkt hätte, meine freie selbstbestimmte Entscheidung, nach meiner freien Entscheidung im Sinne von Freiheit, Begehren, wie es der Differenzfeminismus versteht, insoweit ich ihn für mich interpretiere, möglich machen würde.

Der Differenzfeminismus erlaubt desshalb Klischees,
weil Klischees ja durch den Differenzfeminismus bereits neutralisiert sind,
in der Form, dass sie keine Funktion mehr für Geschlechterrollen, erst recht nicht für Geschlechter haben,
Klischees sind also wirkungsneutralisiert in Bezug auf Geschlechter(rollen)bildung,
Klischees sind also neutralisiert, Klischees wohlgemerkt, nicht Geschlechter.
Desshalb mag unsere Autofahrerin ja keine Klischees, die noch wirkaktiv sind,
Klischees, die Geschlechterkuchen als Backpulver anschwellen lassen.

So verstehe ich ihn, den Differenzfeminismus, dass hat mir die Autofahrerin so erklärt, bzw. ich habe es so verstanden.
Dadurch kollidiert der Differenzfeminismus automatisch mit uniformen Judith-Butler Dekonstruktionen, und dafür liebe ich ihn.

Nicht, dass ich gegen Dekonstruktionen per se wäre, sie haben dann ihre Berechtigung, wenn Stereotype beginnen einzusperren, wenn Stereotype, ohne dass ich diese selbst aktiv wie MakeUp verwende,
mich ohnmächtig zwansgdefinieren.

Wenn die blonde Managerin im pinkfarbenen Minirock als Dummchen, als Schlampe und als Männer-Anhängsel etikettiert würde.
Dann ist Queer- wie auch Gleichheitsfeminismus in der Theorie legitim für mich,
wenn er aber denn nicht automatisch erfordert, dass unsere Blonde Managerin
in schwarzer Hose und Sacko zur Besprechung gehen sollte.
Queerfeministisch vielleicht mit Unisex-Outfit: T-Shirt - schwarz und möglichst groß, Turnschuhe, Jeans.
Aber sobald ich meine Kleidung wähle weil.... das Wort weil ist der Punkt.
Sobald ich meine Kleidung aus geschlechtspolitischen Gründen wähle, wirke ich nicht mehr differenzfeministisch,
sondern beuge mich der Gesellschaft und setze meine Person zurück.

Und ja - ich möchte hier unbedingt kategorisch unterscheiden zwischen geschlechtspolitischer Intention,
meint von meiner Person losgelöster Aktivismus, und der Intention, die mein Geschlecht, also mich selbst,
besser lesbar machen soll, also Backpulver als Zutaten in Form von Stereotypen zu verwenden.

Geschlechtspolitisch schminke ich mich wenig, mache mich nicht gut zurecht,
um anderen Transfrauen vorzuleben, dass diese keine hohe "Passing"-Hürde zu nehmen haben,
um ihnen Mut damit zu machen, in die Öffentlichkeit zu gehen.
Eine ganz andere Intention könnte ich für mich haben, für mein Geschlecht, wenn ich
an einem bestimmten Abend eine Frau oder Mann verführen möchte.
Hier ist es für mich legitim, speziell für diesen Abend, mehr auf Äußeres zu achten.

Und ja - die Manager-Kleidung drückt die soziale Hirarchie aus, und ja - sobald es um Hirarchien geht, geht es um Macht und Politik.
Ja - Macht und Politik ist nicht dasselbe.
Aber es wird in unserer Gesellschaft verschmolzen, da wir Kapitalmacht über politische Prozesse verwirklichen
und sichern. Wir bewegen uns also in einem völlig unfreien Feld.
Macht und Politik, damit beschäftigte sich auch unsere Autofahrerin intensiv, denn diese beiden Dinge sind es,
die sich die Wesen mit männlichem Genital, die sich selbst als Männer betiteln, einverleibt haben.
Wer also draußen steht, Menschen mit weiblichen Genital, muss sich mit diesen beiden Prämissen beschäftigen.
Es ist nur logisch, dass die ersten Frauenbewegungen, aus sozialistischem Umfeld kamen, da die politische Macht vom Kapital ausgeht, und wer sich von Männern unterdrückt fühlt, hat diese beiden Parameter gegen sich.
Dies ist heute nicht anders. Im patriarchen Kapitalismus sind Feministinnen automatisch Sozialistinnen. Mindestens.
Männer, die Wesen mit männlichem Genital werden so bezeichnet, die sich von den patriarchen Männern ganz und gar nicht vertreten fühlen, weil sie evt. ein sehr weibliches Gehirn haben und sehr hohe Empathie, lieber Liebesromane schreiben,
als im Donbass Menschen zu töten, sind auch Feministinnen, in Genitalsprache dann Feministen genannt.

Und ja - wir haben hier Biologismen, je mehr Testosteron im System ist, je höher ist die Aggression.
Daher ist es sinnlos im spanischen Stierkampf eine Kuh zu reizen, die Show wäre unspektaktulär, sie würde sich fast nicht bewegen, genauso wie es keinen Sinn machte oder macht in Schlachten auf dem Feld Stuten anstatt Hengste einzusetzen,
da diese sich ungleich schwerer anspornen ließen, gegen den Feind anzurennen.

Wenn wir nun salopp ausgedrückt eine Stute sind, und umgeben von Hengsten in der Kavallerie,
oder wir sind eine Kuh im Stall umgeben von Rindern, die sich schon auf den Stierkampf "freuen",
haben wir ein Problem, wir müssen uns differenzieren, obwohl wir genitalistisch bereits kategorisiert wurden.
Ein Gehirn, dass weiblich geprägt ist, oder männlich, bricht aus seiner Rolle aus, will Erwartungen,
die das Genital bei der Gesellschaft auslöst, nicht erfüllen.
Genderqueer schmeißt hier alle Schachfiguren hinweg, zerstört das Spiel, dass ist aber dann keine Lösung,
wenn ich die Dame oder der König auf dem Brett sein will, nur leider wurde ich falsch einsortiert,
aufgrund meines Genitals.

Damit ich weiterhin nicht falsch gelesen werde, bietet unsere Kleidung ein probates Mittel dagegenzusteuern,
da hier einige Stereotype noch Erkennunswert besitzen, z.B. der Rock.
Ich kann diese Geschlechter-Zwangszuweisung und damit Unfreiheit also zerstören,
indem ich die Kanone auf dem Schlachtfeld drehe,
indem ich mich wie Marlene Dietrich in damalige spezifische Männerkleidung wie Wrack und Zylinder werfe.

Nur: Dann darf ich nicht in den Zwang verfallen, dieses Kostüm nicht wieder ausziehen zu können,
nachdem die Schlacht gewonnen wurde. Sofern ich es ausziehen will natürlich nur.
Unsere Kämpferinnen schießen aber immer noch. Sie laufen jeden Tag in ihren Hosen umher,
und viele davon, geben sich selbst nur ein Alibi, indem sie sagen: Es ist halt bequemer, ich muss die Jeans nicht so oft waschen, ist billiger...
Viele verleugnen dabei, dass sie ihre schönen Beine und Po doch auch gerne zeigen würden, in einem engen Stretchmini,
aber was würde ihre Freundin dann sagen: "Wie läufst Du denn rum, möchtest Du im Beate Uhse Shop anfangen ?"
Die Kanonen schießen weiter, es stehen schon lange keine Soldaten mehr auf dem Feld, die Frauen rennen immer weiter. nur wohin ?

Sie sollten ihre Uniform endlich wechseln, und Frauen werden.
Sie sind doch schon längst frei. Oder doch nicht ?

Caitlyn Jenner scheint freier zu sein, sie macht was sie will.
Vielleicht gerade desshalb, weil sie sich bewußt Stereotypen bedient, weil sie es einfach will?

Es ist ein Unterschied, sich Stereotypen bewußt zu bedienen, wie mit einem Bausteinbaukasten, um sich zu produzieren,
oder einfach Du selbst zu sein, und andere sagen dass oder jenes über Dich, weil sie bestimmte Dinge an Dir als Stereotype definieren.

Thats the difference.

Bei mir ist es genauso: ich liebe es mit Stereotypen zu spielen wie mit Spielkarten. Aktiv, ich benutze sie.
Aber die Stereotypen benutzen nicht mich.

Wenn ich blond bin, könnte jemand sagen, ich wäre naiv.

Desshalb trage ich eine schwarze Perücke - und gehe somit diesem Stereotyp aus dem Weg.

Nicht nur dass,
ich deklariere mich ja als "nichtblond".
Dass ist bereits die Stereotypen-Spielkarte: "nichtblond."
Stereotypen zu negieren, ist auch bereits mit Stereotypen spielen.

Die Karte "nichtblond" habe ich aktiv gespielt - es gibt ja schöne Perücken.
Lady Gaga spielt auch aktiv diese Karten. Seit Oktober 2013 nun auch ohne Perücken,
mit anderen Stilistiken, anderen Charakteren - Lady Gaga ist für mich eine Differenzfeministin.
Und ihr Alter Ego "Joe Calderone" hält allen den Spiegel vor, die schon die Schubläden wieder geöffnet hatten.

Zurück zu unserer Autofahrerin, der Frauenparkplatz wurde nun von Ihr eingenommen,
oder besser: Schwangerenparkplatz.

Sie schreibt dann, als Folge, dass Caitlyn Stereotype bedient, dass das eben CIS-Frauen auch machen würden,
und beklagt sich, dass Frauen eben nicht von Natur aus Feministinnen wären.

Ich versuche laut zu hupen und sie aufzuwecken - Sie scheint noch ein Schleudertrauma zu haben.
Ich hupe und sage: Das sind alles Differenzfeministinnen !
Sie wollen so aussehen ! Sie sind frei. Sie begehren dieses Outfit. Von sich selbst aus !

Sie antwortet aber wie in Trance:
Nein. Nein. Sagt Sie - aber es ist ja nicht schlimm, es beruhigt mich, es sind ja keine echten Frauen.
Schau sagt Sie, es sind nur Frauen, die sich "kulturellen Übereinkünften" bedienen. Und nur als Frau dann "gelesen" werden.
Ihr Frausein bedingt sich nicht aus Biologismen wie Gebärmutter,
(unsere Autofahrerin spricht öfter mit ihrer Mutter, ihrer Gebärmutter, sie führen Brieffreundschaften)
und aus Brüsten und "dergleichen", sondern, nein - nur aus Travestie.
Das beruhigt mich sagt Sie - und korrigiert ihre Parkposition etwas, jetzt steht sie richtig in der Lücke, denn da darf sie stehen, denn Sie hätte ja schwanger werden können.
Ja sagt Sie - Travestie ist eine Frage der Finanzkraft, es ist ja alles machbar, Operationen usw. - somit kann jeder die Frau sein, die er will.

Ich hupe und versuche Sie zu wecken, ich benutze nun auch noch eine Trillerpfeife, Sie erschreckt etwas und ich nutze ihre erhöhte Aufmerksamkeit,
indem ich sage, dass diese Menschen schon Frauen sind, bevor Sie nur jemals einen Lippenstift gesehen haben, aufgeschraubt, und das Innere
nach außen gedreht haben, dass er länger wird und eine Erektion bekommt.
Ja - sowas können nur Männer erfinden, oder waren es Frauen ?
Weibliche Gehirne, vielleicht, die sich Penissymbole schufen. Jeden Tag werden kleine Lippenstift-Penise zur Erektion gebracht und an die Lippen gesetzt.
Ich sage ihr, sie schaut mich gerade mit ihren schönen runden Augen an: Die Frauen, die Du hier konstruierst, die sind schon Frauen,
als sie geboren wurden, die hatten nur das falsche Genital, wie eine Intersexuelle.
Und dass, was sie dann machen, um das lesbar zu machen für andere, was sie fühlen, dass ist ihre Strategie, dass ist dass was in ihren Möglichkeiten liegt.
Caitlyn hat eine von vielen Möglichkeiten gewählt, Sie geht über körperliche Veränderungen, über Optik, zieht alle Register, dass ein identitätsblinder Mensch Sie als Frau assoziieren kann.
Vielleicht macht Sie es auch für sich selbst, für ihre Selbstwahrnehmung, vielleicht will Sie auch so sein, vielleicht beides.
Andere machen etwas völlig anderes: Sie realisieren, dass sie anderen Menschen niemals zeigen können, was sie in sich fühlen und sind, weil sie aussehen wie Quasimodo aus "Glöckner von Notre Dame".
Sie fahren zur nächsten Brücke und springen. Viele tun das.
Die Suizidrate ist schwer zu schätzen, viele sagen, weit über 50%, es wurden auch schon 80% genannt, 80% desshalb,
weil viele das TS-Thema gar nicht verhandelt haben mit ihrer Umwelt, weil ihre Umwelt denkt,
es wären Probleme mit der Freundin oder Freund gewesen, Jobsituation, Depression, Krankheit.

Unsere Autofahrerin hat mir nur kurz zugehört, Sie ist in Gedanken noch auf ihrer Schleuderstrecke, wird links und rechts herumgeschubst im Auto,
erzählt mir, dass die Autorin, die über Caitlyn schreibt, meint, dass Caitlyn ja schon desshalb keine Frau sein könne,
da sie nur ein Gender-Konstrukt sei, ala Simone de Beauvoir`s Feststellung, und daher keine Gefahr besteht, von einer Frau sprechen zu müssen.

Ja- dieser latente Abgrenzungswille schimmert schon durch, oder nein, dass ist stark untertrieben, man wird geblendet davon,
dass hier eine Abgrenzung konstruiert wird, warum Caitlyn nun keine Frau sein könne.

Diese Abgrenzungsvariante der Autorin mag unsere Autofahrerin ganz und gar nicht,
dass würde ja Simone de Beauvoir`s Werk obsolet machen, nein -sie lenkt hart nach links -die Reifen quietschen auf,
und dann wieder nach rechts, indem sie die Auflösung der Geschlechterdifferenz (z.B. Queer) überhaupt nicht so toll findet,
als Antwort der Genderisierung als Abgrenzungsargument, dass Caitlyn zu einer "Nichtfrau" macht, also dann Mann, durch die Autorin,
nein Queer findet sie auch nicht gut - kein Neutrum - aber auch kein klischeehaftes Ausleben.

Ich schaue ihr tief in die Augen, sie ist fast wie in Trance, ich packe sie an den Schultern, schüttle sie,
will wissen: Was macht Dich zur Frau ? hm ? Dich ! Sag es mir - sags mir sofort !

Sie hält die Augen geschlossen. Schwangerwerdenkönnen. Schwangerwerdenkönnen. Schwangerwerdenkönnen.
Ich packe sie fester und schüttle sie, ihr Oberkörper wird nun richtig durchgerüttelt.
Ihre Lippen haben eine schöne Form. Besonders an der Stelle des Wortes "können". Richtige Blaslippen.
Am liebsten würde ich sie küssen. Schwängern - Eine Frau schwängert eine Frau, die meint eine Frau zu sein,
weil sie schwanger werden kann. Wie kann ich ihr das rausprügeln? Oder rausküssen?
Wie kann ich ihr beibringen, dass nicht ihre Vulva, ihre Vagina oder Gebärmutter sie zur Frau macht?
Nicht mal ihre Hormonlage?
Einzig, dass sie sagt und weiß, dass sie eine Frau ist macht sie zur Frau?
Wie schaffe ich das?

Während ich sie schüttle spüre ich, dass sie verdrängt, sie verdrängt, dass sie sehr viel Männlichkeit in sich hat,
sie sucht einen Anker, sie sucht sich. Sie weiß´nicht woran sie sich an ihrem Körper festhalten soll.

Für mich ist sie eine Intersexuelle, ein wunderschöner Zwitter. Überhaupt mag ich Zwitter,
wir haben sie immer gesucht, die 4-blättrigen Kleeblätter, wenn wir eines fanden, haben wir uns gefreut.

Warum freut sie sich nicht einfach, dass sie 4 Blätter hat?

Brüste, Vulva, Vagina und ein eher männlicheres Gehirn?
Wozu brraucht Sie einen Penis für ihr männliches Gehirn?
Strapons sind das meistverkaufte Sexspielzeug.
Hocherotisch weil sie das männliche Gehirn einer Frau visuell sichtbar machen.
Zeigen, was sie wirklich ist und mag. Für viele ist der Strapon ihr Genital.
Für mich ist mein Genital ein großer Kitzler, es ist eine Kopfsache.
Eine Sache der Kompensation, der Harmonisierung,
wenn es mir gelingt, dass meine Partnerin mein wahres Geschlecht sieht und auch spürt,
anfängt zu stöhnen, mein scheinbares Geschlecht nach und nach vergisst, bin ich am Ziel.

Frauen und Männer über Genitalien zu unterscheiden, auch über Fortpflanzungsmodule ist eine Sackgasse.
Es führt dazu, dass wir patriarchisch denkende Frauen über Frauenquoten in die Manageretagen wählen,
in die eine Frauen mit sehr hoher Empathie und Sensibilität niemals freiwillig gehen würde.
Sie hätte ständig Mitleid mit Personal,
dass sie rausschmeissen müsste, oder gegenüber dem sie ihre Ellenbogen ausfahren sollte.

Eher weibliche und eher männliche Gehirne nicht zu berücksichtigen führt dazu,
dass auf dem Frauenquoten-Stuhl ein männliches Gehirn mit Vagina sitzt.

Frauen agieren eher wie Männer, Männer agieren eher wie Frauen, aufgrund ihrer pränatalen Prägung,
das Gegensteuern, aus ihrer Geschlechterrolle, aus ihrer kognitiven Prägung, ist das Symptom,
die Ursache ist das Gehirn.

Das Gegensteuern kann z.B. sich zeigen, indem eine "Frau" sagt, ich will Managerin werden -
und zwar unter der Prämisse und Vorzeichen der Männerwelt, ohne auf diese weiblich einwirken zu wollen,
im Sinne des Differenzfeminismus.

Das Gegensteuern kann sich auch z.B. zeigen, indem eine Butch sagt: Ich bin wie ich bin.
Und alle weiblichen Klischees ablehnt. Nicht dass es nicht sein könnte, dass diese Butch sagt:
Hey - ich bin eine Frau ! - Sie muss nicht sagen, dass sie ein Mann wäre.
Das ist gar nicht wichtig, wichtig ist, dass sie anders gelesen werden möchte,
als andere Frauen. Allein diese Varianz zuzulassen, und auch zu verstehen, ist nur möglich,
wenn wir Frauen- und Männer-Kategorien über das Genital verwerfen.
Keine alleinige Dekonstruktion, Frauen und Männer müssen auch differenziert möglich sein, und sich abgrenzen dürfen,
und auch mit Klischees, wenn sie es freiwillig wollen, natürlich. Ganz klar. Aber nicht durch das Genital bestimmt.
Und wer nonbinär sein möchte, soll das auch sein dürfen, eben beides, oder einfach Neutrum.

Denn es geht vom Gehirn aus - das Gehirn ist für jede gewollte, bewusste Abweichung zuständig,
die uns antreibt, aus Rollenklischees auszubrechen.

Auch ein Dekonstruktions-Konstrukt ala Judith Butler ist ein Aussbrechen, es sucht nicht Links, und Rechts, sondern sucht die Mitte.
Dekonstruktion ist von der genitalistischen Sichtweise her nichts anderes, als Intersexualität zur Norm zu erheben,
alles möglich zu machen. Nur benennen sie es nicht als intersexuell, sondern z.B. als nonbinär, als aufgelöst, als undefiniert.

Es gibt aber auch Links und Rechts, oder eher Links und eher Rechts, daher sind nicht alle mit Dekonstruktions-Gedanken glücklich, sondern nur soweit, wie es sie von Rechts und Links wegbringt, wenn sie auf der falschen Seite gelesen werden.

Sind sie dann aufgelöst, nonbinär und mittig, undefiniert, sind sie ja schon etwas weiter in ihre Richtung gekommen.
Sollte die Mitte aber nicht ihr Ziel gewesen sein, müssen sie, wenn sie denn differenziert gelesen werden wollen,
etwas nachhelfen, dann kann ein Klischee wie eine Torte sehr erhellend wirken, die ich jemanden ins Gesicht klatsche.
Manchmal hilft sie. Eine Minirock-Torte hilft immer.



Anm.: in Teilen verwendet für das Kapitel 1.2.24 "Das Heterosexualitätskonstrukt"



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