TSG-Germany - Quo vadis? #TSGReform

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Freeyourgender
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TSG-Germany - Quo vadis? #TSGReform

Beitrag von Freeyourgender » 11 Jun 2019, 08:37

Deutschland tut sich immer noch schwer, was die Selbstbestimmung von Menschen über ihre
geschlechtliche Identität angeht.
Immer noch werden im Jahr 2019 sogenannte Gutachter eingesetzt,
um Menschen zu sagen, wer sie sind, obwohl sie darüber selbst eine genaue Aussage machen können.
Ignoriert wird bei diesen Gutachterverfahren, dass niemand eine Ursache für das Phänomen der sogenannten Transsexualität
benennen kann, daher auch diese nicht nachweisen kann.
Diesem Sachverhalt wird insofern Rechnung getragen, dass diskriminierende Gutachterverfahren
sich hinter Begriffen wie "Beratung" zurückziehen.

Mein Wissen über mich kann aber nicht durch "Beratung" geformt werden,
es bricht sich beim Erkennen über mich selbst ganz autark seine Bahn,
oft schmerzhaft und gegen eigene Widerstände, die aus Angst vor sozialer Repression erwachsen.
Dieses Wissen, dass ich in einer Gesellschaft nicht "erwartet", sondern hinterfragt werde,
ist der eigentliche soziale Kernschmerz beim Erleben des Phänomens, nicht in diese dualgenitale
Gesellschaftsordnung zu passen, und dann als Trans definiert zu werden.

Es wird wie ein Mobbingszenario empfunden, Transphobie wird amtlich, behördlich
und auch gesetzlich reflektiert und bestätigt.
Gutachterverfahren und Amtsgerichte, die sich erdreisten, über Menschen bestimmen zu wollen,
sind Teil einer transphoben Anschauung über geschlechtliche Selbstbestimmung.
Immer unter dem Deckmäntelchen etwas Gutes tun zu wollen,
nur das Beste zu wollen und Antragsteller_innen "vor sich selbst" zu schützen.

Schutz, der beliebteste Alibibegriff, wenn es um Entrechtung von Individuen geht.
INMHO sind Suizide eher durch diese soziale Mobbingsituation verursacht,
als durch die körperlich empfundene Diskrepanz.
Denn wenn ich sozial aufgefangen, verstanden und nicht hinterfragt werde,
habe ich es leichter, meinen Körper zu lieben,
soziale Integration ist die Vorraussetzung dafür, meinen Körper anzunehmen.
Das Gegenteil ist der Fall: Nichtbinäre Menschen bekommen in einer patriarchal, transphoben
Umgebung ständig gespiegelt, dass sie falsch sind.

Also empfinden sie auch ihren Körper noch mehr als falsch, als dass sie es selbst
schon von sich aus spüren. Double Dungeon.
Die Gesellschaft muss endlich die Tür öffnen, sodass durch diese
Tür die eigene körperliche Diskrepanz noch besser verlassen werden kann,
sich geliebt zu fühlen, so wie Du bist, ist die Säule dafür.

Esther Lau
https://www.youtube.com/watch?v=XcU9urpsEn8
steht mit ihrer Aussage genau vor dieser Wand,
die sich in Deutschland seit Jahrzehnten nicht erweichen lässt und nicht bewegt.
Europäische Staaten wie Belgien, Dänemark, Frankreich, Irland, Malta, Norwegen, Portugal, Island sind im 21. Jahrhundert angekommen.
Wo bleibt Deutschland?

In Argentinien ist die Anpassung eines behördlich zugewiesenen Geschlechts an das selbstbestimmte Geschlecht
bereits seit 2012 möglich.
https://www.queer.de/detail.php?article_id=16486

Der Queer.de-Artikel v. 10. Juni 2019 über Esther Lau fasst das Problem gut zusammen:
https://www.queer.de/detail.php?article_id=33808

Bevormundung, Unterdrückung und Falschdarstellung führen zu einer Gesellschaft,
in der Menschen mit Geschlechtsempfinden, das nicht ihrem Genital entspricht,
wie Aussätzige im Hinblick auf die Aufnahme ihrer Bedürfnisse leben.

Du bist eine Frau. Du bist ein Mann. Ist es so schwer, diese Feststellung für Menschen,
egal mit welchem Genital sie geboren werden, auszusprechen?
Ja, es ist dann schwer, wenn ich anderen Menschen nicht das geben will,
was ich selbst bei mir unterdrücken muss.

Transphobie ist nichts anderes als die Ablehnung meiner eigenen nichtbinären
Gefühlswelt, die ins Außen übertragen wird,
damit die eigene Verdrängung legitimiert wird.

Psyche und Physis ist interaktiv und deshalb können Gefühle nicht von hirnbiologischen
Vorraussetzungen abgetrennt werden. Es geht nicht um Stimmungen oder Meinungen,
sondern um meine innerste physische (neurobiologische) und als Folge davon psychische Gegebenheit,
was mein Geschlecht angeht, daher ist das Wissen darüber in einem biologischen Kontext zu bringen,
gehört damit zu einer Art der Intersexualität.

Welche Meinung Du über Menschen hast, die unter der dualgenitalen Kategorisierung "Trans" (SIC!) firmieren,
steht Dir frei. Es darf aber nicht sein, dass eine ablehnende, unempathische, unreflektierte,
und missfallende "Meinung", Gegenstand einer Sozialpolitik, Gegenstand des kulturellen Zusammenlebens wird.
Die Art und Weise der Verhandlung des "Phänomens Trans" in Deutschland ist ein weiterer Beweis dafür,
dass Geschlecht immer noch eine politische Kategorie des patriarchalen Systems ist.



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