über das biologische Geschlecht

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JasminRheinhessen
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über das biologische Geschlecht

Beitrag von JasminRheinhessen » 16 Feb 2016, 20:28

Mein Artikel ist eine Reflektion auf Antjes Artikel:
"Ãœber den Zusammenhang von Geschlecht und Biologie"
den sie in den ersten Tagen des Jahres 2016 gebloggt hat:
http://antjeschrupp.com/2016/01/02/uebe ... -biologie/


Bevor ich auf Antjes Artikel nun eingehe,
möchte ich einem großen Ärgernis Luft machen:

Die undefinierte Verwendung des Begriffes Frau und Mann,
bzw. der Verwendung dieser Begriffe in der genitalistischen Dudendefintion,
innerhalb Diskursen, die genau diese Definition und Paradigmen ändern möchten,
bzw. andere Sichtweisen aufzeigen wollen.

Denn in einem Artikel, wo es gerade um diese rote Trennlinie geht,
ab wann wir biologisch von einer "Frau" sprechen wollen,
kann ein Begriff wie "Frau" nur in der Hinsicht verwendet werden,
in der er bis vor dieser Diskussion verwendet wurde:

Im sinne des Duden.

Frau ist demnach derjenige Mensch,
der für eine empfangende und gebärende Reproduktion,
im Sinne von vorhandenen entsprechenden primären und sekundären
Geschlechtsmerkmalen vorgesehen ist,
mit diesen Anlagen und Fähigkeit geboren wird.

Erste Ungenauigkeit:
Auch wenn dieser Mensch keine Kinder gebären kann,
weil hier ein "anderweitiger" Fehler ausserhalb dieser
Geschlechtsmerkmale und Fähigkeiten vorliegt,
z.B. bei einer X-Frau (Turner-Syndrom)
wird auch von "Frau" gesprochen.
Hier sehen wir die erste Verletzung des Begriffes:
In der Gesellschaft wird weiterhin von "Frau" gesprochen,
und dieses Wesen bekommt auch als Baby bereits das Geschlecht "Frau" zugewiesen,
per Eintrag ins Geburtsregister,
medizinisch handelt es sich aber genauer um eine Intersexuelle.
Hier sehen wir die Inkonsistenz zwischen dem was ist,
und dem, was die Gesellschaft "sieht".
Die Gesellschaft sieht das Genital, und sagt: Frau.
Die Gesellschat ist der Arzt, der das Geschlecht ins Geburtsregister einträgt,
die Gesellschaft ist die Mutter, die sich erstmal keine Sorgen macht,
da das Kind ja "nur" keine Kinder bekommen kann,
die Gesellschaft ist der Betrachter, die Kinder beim Schwimmunterricht in der Schule,
die Menschen auf der Strasse: Alle sind zufrieden, und stellen keine Fragen,
da deren Assoziationen, die sie mit "Frau" verbinden, erfüllt werden.
Folge: Keine Probleme

Hat dieses Wesen aber einen Penis statt einer Vagina,
und sieht genauso aus, haben wir ein Problem.

Wir debattieren also nur dann um das Problem,
wenn Assoziationen nicht erfüllt werden.

Und nicht einmal dann weisen wir immer auf Biologismen hin,
sondern leugnen diese, dies tun wir im Falle der sogenannten
Transsexualität.

Ein sehr verwirrende Debatte in der Gesamtbetrachtung,
desshalb ist die Begrifflichkeit extrem wichtig,
um überhaupt verständlich zu machen, um was es geht.

Daher gilt, wenn es um Artikel in Geschlechterdebatten geht,
wenn von Frau und Mann innerhalb dieser "Konsens-Definition" gesprochen wird,
der genitalistischen, die sagt: Vagina=Frau, Penis=Mann,
dass hier eben bei Verwendung der Begriffe Frau und Mann ohne
weitere Erläuterung eben nicht das biologische,
sondern "nur" das soziale Geschlecht gemeint sein kann.

Der SPON Artikel: "Mann trägt Baby seiner Partnerin aus", dient also
nur der Effekthascherei, eine gelungene Titelzeile ist diejenige,
die zum Lesen des Artikels auffordert.
Wir sollten uns hier keine Sekunde einbilden, dass hier das biologische
Geschlecht, z.B. wenn wir das Gehirn als geschlechtsbestimmend unterstellen wollten,
gemeint sein könnte.

Journalistisch ist in diesen Artikeln immer das soziale Geschlecht gemeint,
und das halte ich für die größte Diskussionsbremse in der Debatte,
da das biologische Geschlecht, um das es letzten Endes ja gehen soll,
völlig ausgeblendet wird.
Gut zu sehen an der Begriffsverwendung: Transgender.
Der ist auch sehr bequem, denn Gender meint immer nur das soziale Geschlecht,
ungemütliches Terrain, Biologie und Genitalien, müssen hier nicht verhandelt werden.
Damit bleiben auch patriachale Trennlinien, die durch den Penis markiert werden unberührt,
ein Transgender mit Penis ist eben "eigentlich" biologisch ein Mann. Punkt. So einfach ist das.
Ein Mann, der die Rolle einer Frau "spielt", "sich wünscht", im "lieber" ist,
sich evt. sogar "einem Zwang ausgesetzt fühlt, sie zu spielen".

Es wird im SPON-Artikel eben nicht über das biologische Geschlecht verhandelt,
sondern es schwingt latent immer mit,
dass ein "Mann" ja kein Baby austragen könne,
und wenn man den Begriff "Mann" trotzdem verwenden würde,
würde ja jeder selber sehen, dass dies Blödsinn wäre.
Was die Titelzeile zu dem Schmunzler macht, was sie auch sein soll.
"Mann trägt Baby aus..."

Man unterstreicht damit, dass der genitalistische Begriff "Mann" richtig wäre,
gleichzeitig erhält man eine hohe Resonanz, eine hohe Quote der Leser,
da in dieser stilblütenartigen Aussage: "Mann trägt Baby aus",
ja etwas falsch sein müsse,
ähnlich vor einer Jahrmarktbühne, auf der Transsexuelle marktschreierisch vorgeführt werden,
mit dem Sprüchen wie: "Mann oder Frau, wer weiß es genau..."


Liebe Leser_innen, bevor ich nun zum oben verlinkten Artikel von Antje komme,
möchte ich noch einen Artikel kurz reflektieren, den Antje im Februar gebloggt hat,
er gehört hier in diese Reflektion direkt mit dazu,
und desshalb mache ich hier gleich einen "Aufwasch".
Antje macht sich Gedanken über die Ursache der Transsexualität,
sie schrieb im Februar einen Artikel:
http://antjeschrupp.com/2016/02/07/cisw ... nspolitik/
Hier geht sie auf Vorträge ein, denen sie beiwohnte,
in denen die Thesen der Hirnforschung ausgebreitet wurden,
die das Gehirn als Ursache für Transsexualität benennen.

Ich selbst sehe hier auch die Ursache, desshalb möchte ich versuchen,
eine Frage zu beantworten, die Antje einem Vortragenden stellte,
aber keine befriedigende, bzw. gar keine Antwort erhalten hatte.

Der Vortrag enthielt die Aussage, dass bei einer Transfrau der Testosteronschub
in der Phase der Entwicklung derjenigen Gehirnaspekte ausbleiben würde,
der für die männliche Identität mitverantwortlich ist,
und das Gehirn sich somit weiblich entwickeln würde,
im Gegensatz zum vermännlichten restlichen Körper,
der trotz weiblich geprägten Gehirns männliche Merkmale aufweist:
Männliche Genitalien, Chromosomen, Hormonlagen.

Antje weist hier auf die legitime Frage hin,
wie denn dann viceversa Transmänner entstehen sollten,
denn wenn die eigentliche Ursache das Ausbleiben eines Testo-Schubes ist,
kann ja kein Fehler entstehen, da bei einem Mädchen dieser Testoschub
nicht benötigt werden würde.
Wie solle denn dann ein männlich geprägtes Gehirn entstehen,
wenn die einzige Abweichung das Ausbleiben des Testoschubes im
entscheidenden Entwicklungsstadium des Gehirns wäre.

Eines ist klar, das Ausbleiben eines Testosteronschubes bei xy-Menschen,
der zu dem Phänomen Transfrau führt, ist eine verkürzte Darstellung,
die zwar nicht falsch ist, aber nur einen Teilaspekt der Causa Transsexualität beleuchtet.

Eines ist auch klar:
Wenn wir das Gehirn als Ursache unterstellen, und eine Abweichung
in der Steuerung der Ausbildung des Gehirns, um ein zum Genital passendes
Gehirn pränatal zu erzeugen, sind wir unumstritten bereits im Diskurs
der Intersexualität.
Wir können dann den Begriff Transsexualität, der ja laut Definition
nur das Symptom, die Folge, das Verhalten beschreibt, fallenlassen.

Halten wir fest:
Ursache für das Phänomen Transfrauen und Transmänner liegt bei der Ausbildung
des Gehirns - und: Transsexualität ist nichts anderes als eine Variante der
Intersexualität.

Bleibt noch die offene Frage von Antje, wie das Phänomen Transmänner entsteht.
Für mich ist es klar, das die Ursache in der pränatalen Prägung liegt,
nicht anders als bei Transfrauen auch.
Die exakte genaue Erklärung wird früher oder später zu finden sein,
es gibt verschiedene Theorien, die sich auf Biologismen beziehen,
der Wikieintrag "Causes of transsexualism"
https://en.wikipedia.org/wiki/Causes_of_transsexualism
enthält im Abschnitt "Biological-based theories" einige Annäherungen,
die auf Genmanipulationen durch verschiedene Faktoren zeigen.

Auch das noch weitgehend unerforschte Thema,
welche Dinge Ãœbertragen sich von der Mutter auf den Embryo,
bzw. kann sich das Verhalten der Mutter, das in Hormonausschüttungen
durch die Nabelschnur Einfluss auf die Entwicklung des Kindes nimmt,
auch Einfluss aus seine Identität haben.
Hier streiten sich die Wissensschaflter auch darüber,
ob nicht nur die Psyche des Kindes, sondern auch das Erbgut des Kindes
durch die Mutter hier während der Entwicklung des Embryos allein
durch das Verhalten der Mutter verändert werden kann.
Das was, die Wissenschaft duch Genmanipulation am Embryo mittlerweile direkt
verändern kann, kann in der Logik durch verschiedenste Faktoren
in der Beziehung Mutter zum Embyo sich auch selbst verändern.
Wichtig erscheint mir nur, dass es sich verändern kann,
wie genau und in welchen Abläufen dies geschieht,
ist für mich nicht mehr primär wichtig.

Zum Vergleich für meinen Ansatz hier ist:
Gehen wir in das Jahr 1850 zurück:
Ich weiss das ein Vogel fliegt.
Kein Mensch kann aber fliegen.
Nur weil ich nicht weiss, wie ich das im Jahre 1850 anstellen soll,
ist für mich aber auch im Jahr 1850 klar,
dass irgendwann eine Methode entwickeln werden kann,
dass ein Mensch bald fliegen kann.

Genauso ist es für mich klar,
das Mediziner bald herausfinden,
welche Steuerprozesse im Gehirn ablaufen,
dass zum Phänomen Transfrau und Transmann führt.

Für meine weitere Betrachtung reicht es für mich im
Jahr 1850 aus, um bei meiner Metapher zu bleiben,
dass ein Vogel fliegen kann,
bzw. dass die Ursache von "Trans" in er pränatalen Prägung liegt,
ich muss diese Ursache nicht im Detail beschreiben können.
Ich muss nicht im Jahr 1850 sagen können, wie ein Mensch bald fliegen
werden wird, um die Falschdarstellung von Trans zu outen.

Trans ist eine Falschdarstellung, denn die Definition beschreibt nur
das Symptom, und darüberhinaus noch in einer pathologischen Komponente,
siehe den F-Code F64.0 im ICD10 Krankheitskatalog.
Im ICD11, der 2017 gültig wird, wird dieser Code fallengelassen,
und es wird aber wieder nicht auf Biologismen eingegangen,
sondern nur das Rollenverhalten auf der Gendersozialen Ebene verhandelt,
also sich wieder nur um das Symptom gekümmert,
aber keine Geschlechtsdiagnose gestellt.
Wir sehen hier die politische Verweigerung zur Annäherung an dieses Thema,
wie wir sie auch beim Thema der Intersexuellen sehen können.
Die Ursachen dieser Verweigerung liegen im Patriarchat,
im Konservativismus und in fundamentalen Religionen,
die alle gegenseitig voneinander partizipieren.
Das Patriarchat braucht die eindeutige Zuordnung: Penis=Mann.
Diese Zuordnung wird durch Erkärungen, dass ein Geschlecht
sich durch das Gehirn festlegt, aufgehoben.
Daher werden diese Strömungen und wissenschaftlichen Erkenntnisse,
dass ein Penis nicht gleichzeitig Mann bedeutet, bekämpft.




Ich komme nun zurück auf Antjes Artikel.
"Ãœber den Zusammenhang von Geschlecht und Biologie"
http://antjeschrupp.com/2016/01/02/uebe ... -biologie/

Hier war ich bei der Begriffsproblematik stehengeblieben,
die sich durch die Verwendung der in diesem Fall homonymen Begriffe Frau und Mann ergibt.
Antje geht auf diese Begriffsproblematik zwar ein,
indem sie für die genitalistische Definition Frauen, Frauen mit Sternchen vorschlägt,
also dann geschrieben als: Frauen*,
aber dies in ihrem Artikel letzten Endes nicht realisiert,
und dadurch ihren Artikel schwer lesbar macht.
Diese Gedanken über die verwendete Begrifflichkeit
wurden von mir im Nachhinein meinem Artikel vorangestellt,
weil ich ihn immanent wichtig für die Diskussion erachte.

Denn: Man könnte tatsächlich, wenn man es sich einbildet,
davon augehen, dass in Artikeln wie
""Mann trägt Baby seiner Partnerin aus", dass das biologische (Gehirn)Geschlecht gemeint sein könnte,
aber dieser Illusion sich hinzugeben ist eine Selbsttäuschung.
es ist nur das soziale Gechlecht gemeint,
in einzelnen Fällen auch das juristische nach einer Personenstandsänderung,
aber eben nicht das biologische.

Wir haben immer noch kein souverän anerkanntes biologisches Geschlecht,
jeder der "die Rolle wechselt", muss sich dafür rechtfertigen,
als wäre es etwas, was er sich ausgesucht hätte, eine Option gezogen hätte,
genau das aber können diese Menschen eben nicht.
Das Empfinden der geschlechtlichen Identität ist angeboren,
alles was dafür unternommen wird sind Folgen dieser von Geburt an festgelegten Prägung.



Antjes Artikel: Ãœber den Zusammenhang von Geschlecht und Biologie
http://antjeschrupp.com/2016/01/02/uebe ... -biologie/
enthält Gedanken zum Kernthema bei Geschlechterdiskursen:
soziales Geschlecht vs. biologisches Geschlecht und deren Interaktion.

Antje stellt sich hier im Vorfeld ihres Artikels die Frage,
was den nun mit biologischen Geschlecht gemeint sein könnte,
bzw. wo die Trennungslinie denn in der Definition Frau gegenüber Mann denn nun verläuft,
und zwar auf biologischer Ebene.

Der Artikel ist also auch ein Versuch, den Begriff "Frau" zu definieren.
Diese Definition ist der wesentlichste Punkt, denn diese Annäherung bedeutet gleichzeitig,
eine Ursache für das "Trans-Phänomen" benennen zu müssen.

Mit der Definition im "Duden" kommen wir nicht weiter,
diese bezieht sich lediglich auf das Genitalgeschlecht, bzw. genauer,
auf die Reproduktionsfähigkeit.
Da diese Definition bereits bei Intersexuellen verworfen werden muss,
bei denen Organe, die zur Reproduktion dienen, in einer Vermischung vorliegen,
und daher die Definition Frau, Mann nicht mehr in dieser Weise funktioniert,
ist es das erste Anliegen im Diskurs, festzulegen, wo eine rote Linie verlaufen soll.

Denn mit der lapidaren Erklärung des Genitalismus,
der bei Aussenbetrachtung, bzw. bei der Geschlechtszuweisung der Babies zu Mädchen und Jungen
angewendet wird, kommen wir unstrittig nicht weiter.
Diese Feststellung macht Antje in gewisser Weise auch indem sie schreibt:
"Trotzdem ist der Phänotyp natürlich ein sehr unzuverlässiges Indiz für Geschlecht..."
Ja das ist er - der Phänotyp sowieso, und das Genital im speziellen ebenso.

Da Leser_innen, die sich dem Trans-Diskurs annähern,
bei Verwendung des Begriffes "Frau" vom genitalistischen (Duden)Geschlecht ausgehen,
obwohl mit dem Begriff auch oft (nur) das soziale Geschlecht in Genderartikeln gemeint ist,
ist es von Vorteil, hier eine begriffliche Unterscheidung zu machen,
die zur bessern Lesbarkeit dient.

Antje gerät in ihrem Artikel auch in diese Grauzone,
die ihre Zeilen nicht mehr eindeutig macht, Platz für Interpretationsspielraum bietet:
z.B. in ihrem Hinweis auf einen Artikel mit der Ãœberschrift:
"Auch Männer können Kinder austragen".
Bei Verwendung im Sinne der Dudendefinition wäre diese Aussage verwirrend,
der Begriff "Männer" zielt aber auf eine Erweiterung des Begriffes ab:
Es ist aber in ihrem Artikel nicht verhandelt, in welcher Erweiterung sie nun
hier den Begriff "Männer" einsetzt: Meint sie "nur" das soziale Geschlecht,
Frauen (Begriff nach Dudendefinition), die in der Gesellschaft die Männerrolle einnehmen,
oder meint sie den Begriff "Männer" hier trotzdem in biologischer Hinsicht,
nur dass sie eben eine andere rote Trennlinie verwendet, nicht diejenige der Dudendefinition.
(Anm.: In meiner Verständniswelt handelt es sich bereits um eine biologisches Geschlecht Frau,
wenn überwiegend weiblich pränatal geprägte Gehirnaspekte dafür sorgen,
sich selbst als Frau zu empfinden, zu lesen, unabhängig des Phänotyps und Genitals)

Das Suchen dieser roten Trennlinie ist eine der Fragestellungen von Antje,
über die sie sich in ihrem Artikel Gedanken macht.

Antje führt hier die rote Trennlinie im Sport an,
wo z.B. die Chromosomen und die Hormonlage das ausschlaggebende Kriterium sind,
und stellt fest, dass im Diskurs der Phänotyp keine Rolle mehr spielt,
und dekonstruiert wird, aber ohne eine "Regel" mitzuliefern,
wo denn eine Trennlinie nun genau verlaufen soll,
was ohne diese Definition dann bis zur unabhängigen Selbstdefinition führt.

Dies stellt aber, wenn wir keine Regel mitliefern, eine Willkürlichkeit dar.
Die Kernfrage ist hier:
Wünsche ich mir nur, eine Frau zu sein, oder "bin" ich eine ?
Kommt der "Wunsch" aufgrund des "sein" ?
Oder entsteht der Wunsch nur aufgrund der Tatsache,
dass es eine weitere "Option" gibt, die ich rational wählen kann,
weil mir diese "besser gefällt" ?

Gefällt mir die Option nur besser, weil dieses besser gefallen die Folge meiner pränatalen Prägung ist,
oder eventuell doch nur die Folge meiner kognitiven Prägung,
die ich in meiner Biographie erfahren habe.
Was dann bedeuten würde, das der Wunsch lediglich aus meiner Psyche erwächst,
also nur eine Neigung wäre, die sich wieder ändern könnte,
und nicht bedingt wird aus meiner pränatalen Prägung meines Gehirns.

In meiner Verständniswelt ist der "Wunsch" die Folge des "sein".
Das "sein" wird beschrieben durch die pränatale Prägung des Gehirns.
Alle Fragestellungen und Hinterfragungen, die ich mit mir anstelle,
resultieren aus dieser Prägung.
Wenn ich eine Strumpfhose anziehe, fühle ich mich damit im Einklang,
weil mein Unterbewußtsein dies bejaht.
Im Bewusstsein sehe ich zwar nur die Strumpfhose,
unterbewusst agiert die pränatale Prägung, die "ja" zu diesem Rollenwechsel sagt.

Das "Wünschen" beinhaltet, bzw. kann beinhalten:
Dementsprechende körperliche Veränderungen, soziale Rollen,
den Betrachtern ermöglichen, mich als Frau lesen zu können.




hier weiter korrigieren - Text ist in Bearbeitung:

Ohne biologischen Unterbau, der diesen Wunsch intentiert,
wäre dieser Wunsch eine reine Geschmackssache.
Menschen, die sich entscheiden "als" Frau leben zu wollen,
oder viceversa "als" Mann, wären dann Schauspieler,
die teilweise so "verrückt" seien, auch ihren Körper für diese
Inszenierung anzugleichen.
Verrückt im Sinne von "ver-rücken". Den Geschlechtsstatus ver-rücken, verändern.

Antje schreibt:
"Was das „wahre“ Geschlecht einer Person betrifft,
so sollen wir nicht unseren Augen trauen,
sondern tiefer nachforschen, das Augenscheinliche also hinterfragen."

Wann ist ein Geschlecht "wahr" ?
Diese Frage kann für mich nur bedeuten:
Wann ist eine Frau biologisch gesehen eine Frau ?
(Antwort: Wenn ihr Gehirn überwiegend weibliche Aspekte aufweist)

Die Kollision des Begriffes "Frau" tritt dann ein,
wenn wir einen Mensch nehmen, der den weiblichen Part der
Reproduktionsleistung erfüllt, aber eher männlich geprägte Gehirnaspekt aufweist.
Wenn wir diesen Menschen aufgrund seiner Reproduktionsfähigkeit,
also im genitalistischer Definiton "Frau" nennen wollen,
müssen wir eine Unterscheidung treffen:
Wir könnten z.B. verabreden, dass wir den Begriff "Frau" weiterhin
für die genitalistische Definition verwenden,
und Identitätsfrau für diejenigen Frauen einführen,
die aufgrund ihres Gehirnes biologisch Frauen sind.
Antje stösst auf dieses verbale Problem ebenfalls,
indem sie vorschlägt, Frauen, die gebärfähig sind,
mit einem Sternchen zu versehen und so zu schreiben: "Frauen*".
Der Nachteil dieser Lösung ist, dass dies nur in Schriften funktioniert,
bei Sprache nicht sehr glücklich sein dürfte,
denn es klingt dann gesprochen, z.b. bei Vorträgen, etwas unglücklich:
"Frauen mit Sternchen".

Die Folge dieser Betrachtung ist dann:
Identitätsfrauen können also keine Kinder austragen.
Menschen, die Kinder austragen können, wären dann biologisch gesehen
nicht unbedingt gleichzeitig Identitätsfrauen,
wenn sie z.B. eher männliche Gehirnaspekt haben.
Wären diese dann biologisch in diesem Erklärungsmodell Männer ?
Wenn wir der Identität einen biologischen Unterbau geben wollen ja.
Identität hat 2 Ebenen für mich: Die kognitive und die biologische,
durch pränatal geprägte Gehirnaspekte auf eher weiblich oder eher männlich.
Die Prägung ist nonbinär und immer eine Vermischung,
eine starke Gewichtung in eine Richtung kann durchaus aber auch möglich sein.

Wenn wir wollen haben wir dann 2 Definitionen:
Eine biologische Definition die nur auf die Reproduktion abstellt,
wofür wir den Begriff "Frau" beibehalten,
und eine erweiterte Definition, die auf die biologische Identität abstellt,
wofür wir den Begriff "Identitätsfrau" verwenden.

Der realisierten Identität, zu sagen, "ich bin eine Frau",
geht eine pränatale Prägung voraus.
Inwieweit ich auf diese Prägung eingehe,
hängt von dem Zwang ab, dieses Gefühl das durch die Prägung entsteht,
verdrängen zu wollen (bzw. zu müssen),
bzw. von der Stärke der Gewichtung meiner weiblichen Anteile der Gehirnaspekte.

Antje stellt die Frage:
"Aber was ist eigentlich so schlimm daran, Geschlecht am Aussehen einer Person abzulesen?
Ist das denn wirklich für sich genommen schon die Wurzel des Übels?"
Ja. Denn durch dieses "Ablesen" entsteht ein Zwang, einem spezifischen Aussehen entsprechen zu müssen,
um für seine Empfindung richtig gelesen zu werden.
Wenn ich von mir sage, ich bin eine Frau, aber andere mich als Mann lesen,
habe ich ein Problem, mich meinem Betrachter mitzuteilen.

Dieser Divergenz zu entsprechen, ist umso stärker, je stärker die Klischees mich festlegen:
In der wilhelminischen Epoche galt:
Eine Frau hat lange Haare, eine Frau trägt Kleider, Röcke, die bis zum Boden reichen.
Wäre diese Anforderung nicht aufgehoben worden, durch feministische Bemühungen,
wie hätte die Entwicklung weitergehen können, sodass ein Umdenken auch im Transdiskurs greifbar wird ?
Dass wir auch körperliche Phänotypen nicht vorbestimmen ?
Was ja im intersexuellen Diskurs noch nicht einmal breit und nachhaltig verhandelt wird, debattiert wird ?
Wir sehen heute eher immer noch eine Tabuisierung der Intersexualität,
diese Tabuisierung ist nichts anderes, wenn wir dieses Definitionsproblem auf die Kleidung herunterbrechen,
als würde man heute noch sagen: Eine Frau in Hosen geht gar nicht.
(Pendant: Ein Mensch mit Vagina und Penis gleichzeitig geht gar nicht)

Diesem Zwang, des "Ablesens" durch den Betrachter, kann ich mich nur enziehen,
bzw. ich kann den Druck mindern, wenn es keine Regeln und Klischees gibt,
denen ich mich beugen soll.
Weder durch Kleidung noch durch die körperliche Ausprägung.
Denn bestimmte körperlichen Ausprägungen kann ich mich nicht beugen,
diese sind einfach nicht zu ändern.
Lisl Karlstadt bekam durch ihre Rolle in männlichem Outfit als Dirigent mit Bart sogar
Heiratsanträge von Frauen.
Trotzdem wurde sie von vielen als "Frau" gelesen, durch ihre Stimme und Größe bedingt.
DIe Anforderung an die Gesellschaft ist es,
diesem "Aussehen" nur noch zweitrangige Bedeutung zuzumessen,
damit Menschen, die einfach keine Chance haben "zu entsprechen", nicht von der Brücke springen.


Der Artikel wird in KÃœrze fortgesetzt...



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