Reflektionen zum Film Suffragetten (Kinostart 4.2.16)

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Reflektionen zum Film Suffragetten (Kinostart 4.2.16)

Beitrag von Freeyourgender » 06 Feb 2016, 17:38

Der Film:
Wiki:
https://en.wikipedia.org/wiki/Suffragette_(film)




Antje schrieb eine Reflektion zum Film:
http://antjeschrupp.com/2016/02/05/ein- ... ent-242083

In ihrer Reflektion stellt sie einige Fragen, ich habe hier versucht,
Antworten zu geben:

Du schreibst:

"Beim Unabhängigwerden von der herrschenden symbolischen Ordnung haben freiheitsliebende Frauen –
damals wie heute –
nicht nur „die Männer“ sondern auch die Mehrheit der anderen Frauen gegen sich."


Das trifft ganz genauso im Diskurs der Transcommunity zu:
Wenn Du versuchst, dich für Paradigmenwechsel einzusetzen,
z.B. für den Kampf, dass keine "Gutachter" entscheiden dürfen,
ob Du juristisch nun "Frau" sein darfst, oder nicht, und sie Dich im nach dem Genital zugewiesenen
(Geburtsgenital)Geschlecht belassen können, wenn sie denn wollen (willkürlich).
Oder für den Kampf, zu sagen, dass die sogenannte Transsexualität angeboren ist.
Sie wird im Gehirn pränatal bereits mitverankert, genauso wie sexuelle Präferenzen.
Es gibt immer diejenigen Transmenschen, die dem Konsens nachlaufen, und sich so verhalten,
wie es diejenige Verständniswelt aufoktroyiert, vor denen sie sich rechtfertigen und erklären sollen.

Du fragst:

"Woher bekommen Frauen die Stärke und Selbstsicherheit, um sich gegen den Mainstream zu stellen?"

Hier ist eine multikausale Antwort nötig,
eine dieser Antworten ist für mich:
Menschen, die in Disharmonie sind, deprressiv werden, und dies geschieht bei einer Depression oft durch die Gesellschaft,
die als völlig unpassend zum eigenen Empfinden erlebt wird, unpassend zur eigenen inneren Harmonie,
besonders auf der Gefühls- und Erklärungsebene. (>Traumatisierung)

Dieser Dissenz zwischen eigener Identität und Gesellschaft führt dazu,
die Gesellschaft als Ursache zu erkennen und diese ändern zu wollen, auf diese Einzuwirken.
Das eigene körperliche Leid, der seelische Schmerz,
das Nichtverstandenwerden ist ein lebenslanger starker Antrieb für diese Menschen,
diesen nach aussen oft politisch erscheinenden Kampf zu führen,
der aber im Grunde der Kampf für das eigene Glück bedeutet.
Der Grad der erlebten Dissenz bestimmt die Bereitschaft und Intensität,
sich in diesen Kampf zu werfen.
Wird dieser Kampf in einer Entweder-Oder Erwartung geführt,
entstehen Opfer, die auch das eigene Leben beinhalten können.
(>Märtyrerinnentod von Emily Davison)

Du fragst:
"Was sind heute die Ansichten, die der weiblichen Freiheit entgegen stehen,
aber so fest in der herrschenden symbolischen Ordnung verankert sind, dass alle Welt,
die allermeisten Frauen inklusive, sie völlig normal und alternativlos finden?"


Ich möchte diese Frage mit den Symbolbegriffen beantworten,
die sich teilweise als Symptome der eigentlichen Ursache zeigen:
also als Artefakte der Gesellschaft sichtbar werden:
Patriarchat, Sexismus, Genitalismus (biologische Definition der Geschlechter allein über das Genital,
ohne Berücksichtigung des Gehirns, der Hormonlage, der Chromosomen,
die möglichen Vermischungen weiterer angelegter primärer und sekundärer Geschlechtsmerkmale)

Wenn wir das Patriarchat als Hauptunterdrückungsinstrument in der säkularen wie auch in der religiösen Gesellschaft erkennen,
müssen wir nach deren Ursache fragen.
Nach meiner Meinung liegen diese Ursachen in der sexuellen Ohnmacht des Mannes
gegenüber der sexuellen Macht (Anziehungskraft) der Frau.
Alle anderen Steuerungen der Gesellschaft, die Unterdrückung der Frauen, sie besitzen zu wollen,
Macht in der Mann/Frau-Gesellschaft als Mann über Kraft, Gewalt und Kapital ausüben zu wollen,
sind dieser Ohnmacht geschuldet.

Ich habe diese Gedanken meiner Ursachenerklärung im Dezember 2014 in folgende lyrischen Zeilen gepackt:

"Frauen führen immer durch ihre sexuelle Macht bedingt,
und bedingt durch die Geilheit des Mannes,
der immerwährende Trieb
nur das Patriarchat konnte dieses Ungleichgewicht aufhalten,
die Rache des schwächeren Mannes."

Stilblüte der Männnerohnmacht: Hexenverbrennungen.
Sie waren ein Symbol, das vernichten zu wollen,
was Männer beherrscht. Es war kein Zufall, das besonders schöne Frauen beschuldigt wurden,
den Pakt mit dem Teufel geschlossen zu haben.

Aus diesen grob umrissenen Sachverhalten, entstehen die Ansichten,
die der weiblichen Freiheit entgegenstehen,
werden Weltbilder geschaffen, wie ein Frau sich zu verhalten hat,
um eine maximale Anerkennung zu bekommen (gesetzte Konformitätsvorgabe).

Sobald dieses erwartete Verhalten verletzt wird, muss sich eine Frau rechtfertigen:
Warum lässt Du Isabell auf den Baum klettern, sie ist doch ein Mädchen ?
Dein Junge ist so feminin, pass auf, dass er nicht "schwul wird".
(zusätzlich ignorierend, dass sexuelle Ausrichtungen angeboren sind)

Jeder Schritt, der aus dem Konsens in die Nonkonformität gemacht wird, ist würdig,
sich dafür rechtfertigen zu müssen.
Viele bleiben daher (nach aussen für die Gesellschaft) in der Konformität,
da der Kampf, sich erklären zu müssen, zuviel (Lebens)Energie für diese Menschen verbrauchen würde.

Es sind also m.M.n. keine fest verankerten Ansichten,
sondern der Aufwand, einen Paradigmenwechsel mit anstossen zu sollen.
Es ist einfacher, so zu tun, also dass mit dem Strom geschwommen werden will.
Die Gesellschaft hält hierfür auch Vorteile bereit, und sei es nur ökonomische,
wenn man seinen Job nicht verliert, weil man sich z.B. als Trans nicht outet,
oder in einer restriktiveren Gesellschaft als lesbische Frau (z.B. in Russland).

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