Definitions-Grenzverschiebungen im feministischen Diskurs

Antworten
Benutzeravatar
JasminRheinhessen
Beiträge: 619
Registriert: 11 Sep 2014, 19:18
Wohnort: Würzburg

Definitions-Grenzverschiebungen im feministischen Diskurs

Beitrag von JasminRheinhessen » 08 Jan 2016, 15:22

Über Twitter bekam ich von Antje den Hinweis auf einen Blogartikel über das Thema Butch und Trans:



Oh ! Ein sehr langer Artikel und auch mit vielen Begriffskürzeln mit Buchstabenaneinanderreihungen !
Aber das sind für mich ganz und gar keine Hindernisse,
eher Gründe, einen Text hochinterssant zu finden, also ran !

Antje lässt in diesem Blog offen, ob sie selbst die Autorin ist, der Tweet und auch die Art der Formulierungen sagen mir aber,
dass es sich hier für mich zweifellos um Zeilen aus der Feder von Antje Schrupp handelt.

(Edit: Antje ist nicht die Autorin)
http://www.freeyourgender.de/forum/view ... 1717#p1717

Trotzdem werde ich in der folgenden Reflektion von "der Autorin" sprechen, und nicht von Antje.
Dass die Autorin weiblich ist, ergibt sich aus dem Anfang ihres Artikels, da sie ja auch eine Einladung zur Party bekommen hat,
um diese Einladungen geht es in ihrem Artikel, und um die Abgrenzung, wer (welche Geschlechter) diese denn alles bekommen soll.
Keine Transmänner ist zu lesen, und hier fängt eines der Probleme an, um die es hier gehen soll.

Die Autorin leitet ihren Artikel ein mit einem Link auf einen ZEIT-Artikel von Andrea Roedig,
die darin ebenfalls auf diese Einladung reflektiert hat:
http://www.zeit.de/kultur/2015-12/trans ... ettansicht

Diesen Artikel habe ich hier kommentiert:
http://www.freeyourgender.de/forum/view ... 929&p=1713

In meiner Reflektion über den Artikel von Andrea, subsummierte ich ihre Aussage in wenigen Zeilen,
sinngemäß: Sie beklagt die Reduzierung der Butch-Frauen zugunsten der Transmännergruppe. (Oops !)

Was wird also unsere Autorin in ihrem langen Artikel beklagen, der darauf reflektiert ?
Und zwar in diesem Artikel:
https://teiledesganzen.wordpress.com/20 ... stgefuhle/

Der Titel ihres Artikels weist ja auf eine Art Verlust hin:

Über Butches, Transmänner und (nicht nur) lesbische Verlustgefühle

Sie schreibt also auch über Verlustgefühle wie Andrea, aber sie erweitert diese Gefühle auf "nicht nur lesbische",
das klingt interessant, was meint sie damit ?

Es bleibt also nichts anderes übrig, als ihren Artikel genauestens zu lesen und zu analysieren,
um hierauf eine befriedigende Antwort zu bekommen.

Überraschung:
Schon im Zweiten Absatz schreibt die Autorin:

"Aber jetzt gibt es ja diesen ZEIT-Artikel (vgl. obiger Link, Artikel von Andrea Roedig),
in dem im Grunde die gleichen Punkte nochmal etwas allgemeiner wiederholt werden,
die schon auf dieser Party keinen Sinn ergeben haben."


Ah - es ist also eine Kritik zu erwarte, die die Autorin an den von Andrea geschilderten Sichtweisen zu äussern hier plant,
das "nicht nur", in der Formulierung "(nicht nur) lesbische Verlustgefühle" könnte also das Überraschungsei sein,
auf das wir bald stossen werden.
Ein genitaler rhetorischer Kunstgriff, denn mit dem Titel zieht die Autorin auch diejenigen in ihren Artikel hinein,
die die Meinung von Andrea Roedig vertreten, bestätigt diese durch den Titel aber nur scheinweise.
Sie zieht diese Meinungsanhänger_innen in ihren Text, um sie dann mit einer völlig anderen Position zu konfrontieren. Chapeau !

Und weiter drückt sie ihre Sorge aus, dass diese "Darstellung", ganz und gar nicht ihrer Verständniswelt entspricht mit:

"Und deshalb nehme ich mir jetzt doch nochmal die Zeit, mich etwas ausführlicher dazu zu äußern.
Weil das mit den Lesben, Butches und Transmännern und das mit dem queer und dem Feminismus
in Wirklichkeit eben alles doch ein bisschen komplizierter ist, als dieser Artikel es darstellt.
Und weil so ein Artikel ja oft länger hält als ein flüchtiges Partygespräch.
Und weil ich das deshalb erst recht nicht unwidersprochen so stehenlassen will."


Richtig so ! - Nur bleibt jetzt die Frage, in welche Richtung die Autorin denkt,
wir sind gespannt und lesen weiter...

Es folgt nun ein Absatz, der auf die Wortwahl eingeht, ja - das ist obligatorisch,
es ist unmöglich diese Themen mit ohne definierte Sprache, bzw. Wörtern mit eindeutiger, verhandelter Definition zu erörtern,
auf FreeYourGender wurde diesem Problem in einer eigenen Rubrik Rechnung getragen:
http://www.freeyourgender.de/forum/viewforum.php?f=22
Ein wesentlicher wichtiger Punkt um sich verständlich zu machen, ein Schwerpunkt für jede Autorin und Autor.
Denn werden hier nicht Begriffe gewählt, die eine eigene Definition erhalten, sondern nur Begriffe, die im Mainstream,
sprich im alten Paradigma verwendet werden, bleibt man unweigerich im Genitalismus hängen.

Zweite Überraschung !
Die Autorin führt auch das Gehirn an, während sie auf das biologische Geschlecht eingeht,
das auch nach ihrer Sichtweise ein Paket ist, dass weiterhin aus der Chromosomenzusammenstellung, der Hormonlage
und der morphologischen Ausprägung, Gonaden, primären und weiblichen Geschlechtsmerkmalen besteht.
Das Gehirn mit aufzuführen ist natürlich phänomenal, liest man das leider ausserhalb einer speziellen Gruppe
innerhalb des Trans-Diskurses so gut wie nicht. Der Mainstream-Sexologen-Transdiskurs ist bereits komplett auf Gender eingeschwenkt,
auch aus den Hörnern der SHG`s tönt dies quasi unisono.

Die pränatale Prägung des Gehirns als Ursache für TransX, wird seit ca. 10 Jahren in wissenschaftlichen Kreisen diskutiert,
wenn auch noch kein Konsens herrscht, gibt es einige, die davon überzeugt sind, Prof. Dr. Dr. Florian Holsboer schreibt hierzu:
"...ist mittlerweile sicher, dass die neurobiologischen Grundlagen von Geschlechtsunterschieden auch zu transkulturelll
stabilen Verhaltens- und Erlebensunterschieden führen..."
http://www.freeyourgender.de/forum/view ... =445&t=409

siehe hierzu auch die Rubrik auf FYG, die sich der Forschung im Bereich Gehirn als Ursache von Trans widmet:
http://www.freeyourgender.de/forum/viewforum.php?f=77

Die Autorin räumt an dieser Stelle ihrer Abhandlungen ein, dass sich auch die kognitive Prägung auf die Geschlechtsidentität auswirkt.
FYG unterscheidet hier diese Sachverhalte, Ursachenanteile des Gehirns, und kognitve Prägung durch die beiden Begriffe Gehirngeschlecht
und Identitätsgeschlecht (kognitive Prägung).
Beide Faktoren sind auch für das FYG-Erklärungsmodell verzahnt und bilden wiederum eine Summe: Das Geschlecht.
http://www.freeyourgender.de/forum/view ... f=138&t=77

Randbemerkung: Der aktuelle Transdiskurs, wie oben bereits erwähnt, stellt nur auf "Gender" ab, betrachtet also nur den kognitiven Teil.
Diese "Genderisierung" ist eine der Hauptprobleme, den daraus entsteht das Unvermögen, TransX ganzheitlich darzustellen,
daher ergibt sich für FYG das Ziel, gegen dieses "Movement", dass von Sexologen-Lobbies vorangetrieben wird,
nicht als alleingültig stehenzulassen.
http://www.freeyourgender.de/forum/viewforum.php?f=16

Der aktuelle Stand ist hier die Verabschiedung des ICD11 zum Jahresende 2015 durch eine IMAG, die Ergebnisse werden dann im Jahr 2017
zur neuen Einsortierung von Trans nicht mehr im F64.0 Code als psychische Verhaltensstörung, sondern als "Gender Disphorie" führen.
Siehe hierz auch "Arbeitsgruppe im Hinterzimmer ?"
http://www.freeyourgender.de/forum/view ... =imag#p999

Selbstredend werden hier wissenschaftliche Erkenntnisse des Gehirns völlig ausgeblendet und ignoriert.
Randbemerkung: Solange TransX so dargestellt wird, dass es ein Wunsch wäre, eine Option,
ist TransX leichter politisch und gesellschaftlich zu stigmatisieren, da sich Transmenschen immer für ihr "Tun", rechtfertigen müssen.
(Stilblüte: Roedigs Titelzeile: "Der Trend zu Trans")

3. Überraschung:
Die Autorin prangert Genitalismus an, prangert die binäre duale Geschlechter-Verständniswelt als defizitär und unvollständige Betrachtungsweise an.
Im Zuge dieser Randbemerkung von ihr auch die indirekte Zwangsgeschlechtszuweisung von Babies, aufgrund Angst der Eltern,
die Angst vor Diskriminierung haben und sich desshalb zu diesem Schritt entschliessen und dafür die Genehmigung erteilen,
bzw. Ärzte, die eine medizinische Indikation vorschieben, was meist ohne grössere Probleme möglich ist, da schwer nachweisbar.

Sie schreibt:
"In einer normativ zweigeschlechtlich gedachten Welt (und in der leben Andrea Roedig und ich und die Leute,
über die sie und ich gerade schreiben, nun mal – ob wir wollen oder nicht) werden wir aber alle nach oberflächlicher
Inaugenscheinnahme der äußeren Genitalgegend direkt nach der Geburt statisch einem von zwei Grundmodellen (“Frau” bzw. “Mann”)
zugeordnet (bzw. zwangszugewiesen, “notfalls” auch durch medizinisch vollkommen unnötige chirurgische Eingriffe)"


Mit diesem Statement nagelt sie das Hauptproblem von TransX an die Wand: Den Genitalismus.
Zum Genitalismus gesellt sich das Heterosexualitätskonstrukt, ich schrieb vor wenigen Tagen dazu diesen Artikel,
der auch beschreibt, warum ich mein Buchprojekt von "das unsichtbare Geschlecht", auf "das Heterosexualitätskonstrukt" umbenannt habe:
http://www.freeyourgender.de/forum/view ... =529&t=925

Hier halte ich fest:
"Die Ursache dieser Unsichtbarmachung, Verzerrung, Verschleierung, Falschdarstellung und Tabuisierungen wiederum,
liegt im Heterosexualitätskonstrukt begründet,
dass wie ein Dach über allen Ausgrenzungen schützend liegt,
Ausgrenzungen, die von folgenden verschiedenen Machtstrukturen benötigt werden:
Dem Patriarchismus.
Dem religiösen Fundamentalismus.
Dem Kapitalismus.
und allen gemein dessen politische Kraft:
Dem Konservativismus.
Alle diese Strukturen sind verzahnt und bedienen sich heterosexuellen Normgesetzen."


Die Autorin stellt fest:
"Das “biologische Geschlecht” wird üblicherweise als der “unveränderliche” Teil von Geschlecht gedacht.
Weswegen auch immer noch erschreckend viele Menschen darin eine geschlechtliche “Wahrheit” suchen,
die vermeintlich naturgegeben und prä-gesellschaftlich bedeutungsvoll vorhanden ist."


Hier gehe ich davon aus, dass sie das Genitalgeschlecht meint, so nenne ich es im FYG-Erklärungsmodell.
Auch Transmenschen nutzen oft den Genitalismus, um sich von Gender (>Transgender) abzugrenzen,
vor allem dann, wenn die gaOP (geschlechtsangleichende Operation) ein wesentlicher Teil ihrer Bewältigungsstrategie darstellt,
ohne die sie ihren Körper nicht in ihre Identität (Produkt aus Identätsgeschlecht und Gehirngeschlecht) integrieren können.
Dieser TS<>TG "Streit" läuft seit Jahren relativ unsichtbar in der LGBT-Community zwischen Transmenschen ab.
http://www.freeyourgender.de/forum/view ... =663#p1153

Hier habe ich das Problem mit Metaphern beschrieben:
http://www.freeyourgender.de/forum/view ... =923#p1707

Und hier in einer Novelle: "Transkafka - Genitalien ohne Gehirn"
http://www.freeyourgender.de/forum/view ... t=200#p343

Im nächsten Absatz, der beginnt mit:
"Ich persönlich halte es bezüglich des “biologischen Geschlechts” dagegen...",
und endet mit:
"...Weswegen ich üblicherweise auch gar nicht erst zwischen “biologischem” und “sozialem” Geschlecht unterscheide,
sondern alles “Gender” nenne."
,
zieht sie eine Resümee, dass sie den Begriff Gender für das Geschlecht wählt, Gender aber eben auch biologische Anteilsursachen enthält.
Dies deckt sich mit der Verständniswelt von FYG, da aber Begriffe hier in anderer Definition verwendet werden,
muss ich die Sprache der Autorin erst übersetzen. Denn unter Gender verstehe ich nur den kognitiv geprägten Geschlechteranteil (>Identitätsgeschlecht).
Im Trans-Diskrus ist es sogar allgemein üblich (aber nicht Konsens),
unter Gender nur noch die soziale Rolle zu verstehen (>Transgender vs. Transidentität).

Wir sehen hier an dieser Stelle die Wichtigkeit der Begriffe, diese so zu verwenden, dass sie für den Leser in seine
Begriffswelt übersetzt werden können. Dies ist der Autorin sehr gut gelungen.

Beispiel:
"Ich bin eine Frau"
Darauf müsste als erstes die Frage kommen:
"Definiere Frau"
Wird diese Definition nicht gegeben, muss von der rein genitalistischen Verwendung des Begriffes "Frau" ausgegangen werden.
(>Dudengeschlecht)

Der nächste Absatz beginnend mit: "Aber wie gesagt, die meisten Menschen...",
stellt einen wesentlichen Defintionskern meiner Arbeit auf FreeYourgender dar, oder besser gesagt,
weist auf ein Problem hin, dass FreeYourGender mit der Verzahnung zwischen Gehirngeschlecht und Identitätsgeschlecht erklärt hat.
Erst beide Faktoren führen zur Identität, die zum Ergebnis haben könnte, dass Du von Dir sagst: Ich bin eine Frau.

Dies ist elemantar wichtig, um damit auch Antworten für viele Fragen zu bekommen,
hier nochmal der Link, den ich weiter oben schon angeführt habe: der auf die Interaktion von Gehirngeschlecht
und Identitätsgeschlecht eingeht, erst das Ergebnis dieser Interaktion führt zum für sich erklärten eigenen Geschlechtsbewusstsein:
http://www.freeyourgender.de/forum/view ... f=138&t=77

Die Autorin prangert in diesem Absatz an, dass Andrea in ihrem Artikel zum einen eine Änderung von Biologismen möglich macht,
zum anderen die kognitive Prägung (Identitätsgeschlecht) ausblendet.
Dieser Kritik stimme ich ausnahmslos zu.

Es folgt ein komplett in Klammern gefasster Absatz beginnend mit:
"[Ebenso ausgeblendet werde..."
Hier stellt die Autorin treffend fest, dass Andrea das Thema Transfrauen nicht weiter in ihrem Artikel erörtert,
bis auf die Tatsache, dass sie diese Gruppe in ihre Partyeinladung als includiert sieht.
Weiterhin stellt die Autorin fest, dass Andrea eine Definition von Trans, bzw. hier zwingend Transfrauen,
da diese ja zur "Frauengruppe" für Andrea gehören, vermissen lässt,
dass hätte auf ihre Denkweisen schliessen können, und wäre für die Einschätzung dieser immanent.




Zwischenfazit:
Die Autorin würde ich mir als Anwältin meiner geschlechtlichen Verständniswelt wünschen,
und es überrascht mich, freut mich, zumal ich weiß, dass meine Erklärungsmodelle selbst im Trans-Diskurs,
nur eine kleine Insel darstellen.
Diese, mit meiner Meinung übereinstimmende Denkweise aus der Feder einer (Differenz)Feministin zu lesen,
freut mich besonders.




Im nächsten Absatz, beginnend mit: "Erwähnen möchte ich zum Thema...",
geht die Autorin auf die Problematik ein, dass im Diskurs biologisches und soziales Geschlecht nicht durch
Fremdwahrnehmung des Betrachters gelesen werden kann.
Dies deckt sich mit dem berühmten Satz im Trans-Diskurs:
"Du gehst nicht nackt über die Strasse, was unter Deinem Minirock noch ist, weiß niemand".
Der Artikel zeigt sich hier in einer sehr breitbandigen Betrachtungsweise,
und wird dem hochkomplexen Thema voll und ganz gerecht.

Es folgen 2 Absätze, beginnend mit "Bei diesen Kombinationen von Selbstpräsentation...",
die sehr gut die Diversity der Identitäten und der daraus entstehenden Fremdwahrnehmungsmöglichkeiten
und Reaktionen der Betrachter darstellen.
Die Autorin schafft es wieder, durch Sprachgewandheit auch einem Leser der heteronormativen Welt, ohne speziellen Sprachschatz,
die Thematik darzustellen, und ihr Text bleibt lesbar, auch ohne Satzungetüme und Definitionswörterbücher.
Rhetorisch nicht einfach, denn ich kenne es, wenn man versucht, innerhalb eines Satzes noch mitzuerkären zu müssen, was man unter einem Begriff jetzt nun eigentlich meint. Erfrischend von ihr zu sehen, dass es trotzdem geht.

Im nächsten Absatz "Bei Roedig ist all sowas aber einfach nur “unübersichtlich” "...greift sie nun das konforme Binäritätsdenken von Roedig an, gekonnt, denn sie bleibt trotz harter Kritik in einem sympathischen Bereich,
der nicht verletzend sein kann.





Nun - ich mache hier einen etwas längeren Absatz,
denn jetzt scheint es ans Eingemachte zu gehen:
Allein der Titel:
"Und jetzt zum nächsten Zaubertrick: Die Verschwundene Butch und die Diskursive Verschiebung!"
lässt erahnen, dass die Autorin hier nun mit neuen Ausarbeitungen, Differenzierungen und Erweiterungen aufwartet,
die den Diskurs weiter fortführen, bisher blieb sie ja in einer Art Bericht des Status-Quo innerhalb des Diskurses,
und zeigte für sie vorhandene Defizite der Meinungsgegnerin Roedig auf.
Ich lese nun sehr gespannt weiter, ich denke, nun beginnt der wichtigste Teil des Artikels,
das eigentliche, was sie uns sagen möchte.

Im nächsten Absatz: "Jedenfalls gilt üblicherweise...",
prangert sie Roedige desshalb an, dass sie Butches weiter Butches sein lässt, wenn sie sich durch Kleidung, lange Haare
und Styling als femininer und heteronormativer produzieren, aber bitte nicht mehr.
Wenn sie jedoch Hormone nehmen und Haare auf der Brust haben:
Dann weren Butches für Roedige Transmänner.

Das ist ein extrem wichtiger Punkt hier in der Ansicht von Roedige,
wir haben das Pendant im TS/TG-Diskurs in dem gleichen Problem nur rückwärts:
Transfrauen werden erst von einer bestimmten Gruppe von Transfrauen als Transfrauen und in ihrem Sinne als "richtige", "wahre" Frauen akzeptiert,
wenn diese alle körperlichen Massnahmen absolvieren, die möglich sind (selbstredend Genitaloperation eingeschlossen),
oder zumindest einen plausiblen Grund vorbringen, warum sie sich nicht operieren liessen,
oder zumindest zu verstehen geben, dass sie ihren Schwanz hassen würden.

Wenn diese "Eintrittskarte" nicht gelöst wird, bleiben sie für diese Transfrauen "bunte Männer", "Spielfrauen". "Fetischmänner",
"schwule Kerle", "Damenwäscheträger", usw usw. - immer mit der gleichzeigen Nutzung von Virilität in einer negativen Konnotation,
der Hinweis auf den noch vorhandenen "Schwanz" ist in dieser Fremdzuweisung obligatorisch.
Auch in manchen lesbischen Kreisen wird hier eine Grenze gezogen und unterstellt, es könnte sich um "Männer" handeln,
die auf diese Art in Frauenräume eindringen wollen würden, sozusagen die "Verkleidung" als trojanisches Pferd,
dazu gehöre auch, sich als Trans zu bezeichnen, was nicht akzeptiert wird, solange "er" noch dran ist...(Ooops!)
Nicht aufregen, nur der übliche Genitalismus, daran muss man sich im Diskurs einfach gewöhnen, sonst wird man verrückt.

Roedige tritt also in diese Abgrenzungs-Fußstapfen, Genitalismus wird bei ihr ersetzt durch bestimmtes Äusseres,
indem sie Transmänner trotzdem als Männer definiert, obwohl sie eine Vagina haben, aber eben andere Dinge unternehmen,
Testo nehmen z.B, das zu einem Bartwuchs führt.

Man dürfte annehmen, dass hier eher Wunschdenken von Roedige diese Fremdzuweisung bestimmt,
salopp gesagt: Sie mag keine Frauen mit Bart, ergo müssen das dann Transmänner sein.

Nicht dass diese perse keine wären, doch ich möchte einen Unterschied herausarbeiten:
Werden sie es weil sie es von sich sagen ? Oder weil sie einen Bart haben.

Wenn dies unabhängig betrachtet werden könnte von Roedige, dann müsste sie auch Frauen, Butches mit Bart toll finden,
aber ihr Artikel liest sich ganz und gar nicht so.
Vermittelt für mich nicht diese Unabhängigkeit von äusseren Dingen,
und somit ist für mich fast klar, dass Roedige genitalistisch denkt: Vagina = Frau.
Übersetzt dann, Polemik darf erlaubt sein:
"Eine Vagina, die von Roedige gerne auf die Party eingeladen werden würde,
verweigert sich durch das Tragen eines Bartes und dem Erklären als Mann, dass ist in der Tat ein schwerer Verlust.
Wieder eine reizvolle Vagina weniger auf der Party"

Roedige schafft es nicht, Definitionen ausserhalb der Binärität zu akzeptieren, und versucht hier Beweise für
ihre Abgrenzungen heranzuführen, mit denen sie diese Separierung zu legitimieren versucht.
Z.B. Testosubstitution und dadurch Bart = Transmann, dass es sich trotzdem um eine Butch handeln könnte,
wird dann ungern noch zugelassen.

Conchita Wurst hat mit ihrem Outfit genau diese Denkweise kritisiert und versucht dieses Paradigma aufzulösen,
indem sie "als Mann" nicht nur "femme" auftrat, sondern einfach den Bart stehenliess.

Roedige nutzt das starre Paradigma von Stereotypen, die Geschlechter kategorisieren, um ihnen Identitäten zuzuschreiben,
Fremdbestimmung ist angesagt.

Äusseres, egal welcher Form, darf nie eine Fremdzuweisung legitimieren.

Denn wenn man diesen Gedanken in einem anderen gesellschaftlichen Bereich zu Ende denken würde,
sind wir bei der Legitimation eine Frau vergewaltigen zu dürfen, nur weil sie einen Minirock trägt. (>slut walk Demos)
Die Fremdbestimmung könnte hier lauten: "Sie geht so auf die Strasse, zieht sich frivol an, weil sie Sex will,
also kann ich sie nehmen, sie will das ja so."
Das sie einen kurzen Rock anzieht, weil ihr das gefällt, ohne Absichten, wird dann gerne beiseitegeschoben.
Fremdbestimmungen sind, in welcher Form auch immer, immer ein Eingriff in die Persönlichkeitsrechte, in die Selbstbestimmung.
Gerade Strömungen wie Queer, wie auch die Ansätze im Differenzfeminismus, wollen genau mit diesen Paradigmen aufräumen,
denn sie gehören in die Mottenkiste der 50iger Jahre des vorigen Jahrhunderts.

Aber wie ich oben bereits erwähnte, outet sich Roediges Definitions-Einschätzung dann als selbstgefällig,
indem sie Frauen mit langen Haaren und Auftreten als "Femme", die Definition "Butch" belässt,
in ihrer Denkweise müssten dass dann cisweibliche Lesben sein,
hier in dieser Unlogik sehen wir das Ziel ihrer Definition:
Für sich die Attraktion zu einer Frau nicht zu verlieren,
indem sie sie noch im "Butch-Boot" belässt, und für sich nicht in den Transmann-Bereich transferiert,
da sie für sich eventuell insgeheim denkt, "es ist eine Frau, und zwar sehr weiblich", sie gefällt mir,
daher darf sie kein Transmann sein.
Und dass sie für mich eine Vollblutfrau ist, muss ich ihr ja nicht sagen, also sage ich "Butch",
denn sie hatte ja auch schon kurze Haare und männliches Outift auf der Party vom letzten Jahr.
Bitte bitte, sag dass Du nur eine Butch bist, und kein Transmann,
was möchtest Du trinken, Cola oder Wodka-Lemon ?

Im nächsten Absatz "An dieser Stelle muss ich nun mal..." ,
stellt Sie fest, dass alle Butchbegriffe jeglicher Coleur eben nicht immer bedeuten, dass es sich lediglich um Frauen handelt,
die sich eben etwas männlicher oder "burschikos" geben, sondern dass es schon immer so war,
dass in dieser Schublade durchaus schon immer auch Transmänner sich befanden, das Label Butch aber mangels Alternative bevorzugten,
bzw. meist desshalb, weil alles andere für ihre Biographie existenzbedrohend gewesen wäre.

Randbemerkung: Für Transfrauen, die sich mit ihrem männlichem Genital versöhnt haben, gibt es heute ebenfalls noch keine Schublade,
sie fühlen sich nicht von der Transgender-Defintion richtig erklärt, und werden von denjenigen Transsexuellen nicht akzeptiert.
die eine Operation als "Beweis" für Transsexualität sehen.
Z.B. "Schwanzfrauen" sitzen zwischen den Stühlen, sie werden weder von vielen weder als Transsexuelle noch als Intersexuelle gelesen,
sondern meist als DraqQueen, Transvestiten oder Fetischmänner, oder unter dem unsäglich idiotischen Begriff "Damenwäscheträger"
versucht zusammenzufassen, bzw. sie sortieren sich freiwillig in diese Schubläden ein, aus den gleichen Beweggründen,
die die Autorin für Butches nennt, die sich selbst als Butch in früheren Zeiten definiert haben,
quasi als Selbstschutz und Vermeidung von "Erklärungen".

Sicher ist der "Effekt", den Andrea Roedige mit ihrer Überschrift: "der Trend zu Trans" beschreibt, genau diesem Sachverhalt geschuldet.
Dass es eben einfach nun bessere Umgebungsparameter gibt in der Gesellschaft, sagen zu können: Ich bin Transmann, Ich bin Transfrau.

Wir haben den gleichen Effekt, den Andrea in ihrem Artikel für Transmänner beschreibt, bei Transfrauen.
"Plötzlich" werden es viel mehr, ein regelrechter "Boom" ist zu verzeichen.
Quatsch: Die gab es natürlich schon immer, nur sind nun die Outing-Möglichkeiten einfach besser geworden,
diese Differenzen innerhalb der binären Geschlechterwelt besser einbringen zu können.

Ich gehe einen Schritt in die Zukunft und sage, dass nun der nächste Schritt folgen muss,
indem ein Mensch sagen kann, ich habe eine IS-Identität: Mein Geschlecht ist Zwitter, und ich bin damit in Einklang.

Nicht alle Intersexuelle sind mit ihrem "Zwischen" in Disharmonie, es gibt auch glückliche Zwitter, dies gilt es zu berücksichtigen.

Ich möchte nur Brüste und einen weiblichen Körper, aber meinen Schwanz behalten. und er soll auch funktionsfähig bleiben,
kann mich daher nicht mit starken Hormonen "chemisch kastrieren", dann würde ich mein "Idealgeschlecht" zerstören.

Mich von meiner Identität entfernen.

Ja - ich wünschte, ich wäre als Hermaphrodit geboren, eine Futanari ist das was ich bin,
und meine mentale Harmonisierung mit meinem Körper bedeutet, dass ich es schaffen möchte,
so auszusehen. dann ist meine Identität auch nach aussen sichtbar:
https://de.wikipedia.org/wiki/Futanari

Wir wissen, dass es diese Schublade in der Gesellschaft und im Trans-Diskurs nicht gibt,
als ich in einem Thread in einem TS-Forum den Begriff "Wunsch-IS" anführte,
waren die Leser_innen sich nicht einige darüber, ob sie erstaunt sein sollten, oder mich lieber auslachen.
Cis-Intersexuelle !

Genderforscher und Genitalisten hätten es hier einfacher, sie würden eventuell sagen:
"Die latent homophobe Alibidefinition, eines effeminierten Mannes, der nicht als schwul gelten möchte, mit Hang zur Autogynophilie"
Leider ist es nicht so einfach, wie binäre Geschlechterdenkweisen dies abzubilden versuchen.

Und jetzt, ich habe es geahnt, läuft die Autorin zur Hochform auf,
indem sie am Ende dieses Absatzes beginnend mit "An dieser Stelle muss ich nun mal..."
mit dem Hinweis auf Monique Wittig
die Definition "Frau" im sozialgesellschaftlichen Kontext als Artefakt der Heteronormativität outet.
Ja. Das unterschreibe ich voll und ganz:
http://www.freeyourgender.de/forum/view ... t=393#p657

Am Schluss des Absatzes greift sie Andrea nochmal direkt an, indem sie ihr "retconning" unterstellt,
ja -ich verwende in diesem Fall das Wort "reaktionär".
Die Doublette haben wir im TS-Diskurs, wenn Transfrauen nach der Operation sich selbst als Frau sehen,
nichtoperierte Transfrauen aber als Männer bezeichnen und somit anhand des Genitalismus,
der sie ja selbst als Baby dem falschen Geschlecht zuwies,
diesen Genitalismus wiederum verwenden, um sich zu definieren und abzugrenzen.

Also Verrat begehen.

Damit so "tun", als gäbe es eine Geschlechtsumwandlung (=genitalistische Darstellungsweise).
Und damit denjenigen zuarbeiten, die weiter TransX stigmatisieren, unterdrücken und somit ein selbstbestimmtes Geschlecht unmöglich machen.
Wir müssen aber weg vom Genitalismus, zu einem selbstbestimmten Geschlecht,
wie es die Stuttgarter Erklärung richtigerweise fordert:
die-erklaerung.de



Ihr nächster Absatz ist alles andere als unwichtig, beginnend mit "Mal ganz abgesehen davon...",
beschwert sie sich über das Heranziehen von Klischees um Abgrenzungen zu legitimieren,
das Heranziehen von Stereotypen.
Diese Argumente werden ebenfalls gebetsmühlenartig in Trans-Foren abgeleiert, sie haben einen Bart der bis zur Deutschen Reichsgründung reicht.
Eines möchte ich in diesem Absatz unbedingt herausgreifen, das Phänomen, auf das die Autorin im Artikel von Andrea noch hinweist,
dass es durchschimmert, dass da so eine negative Konnotation mitschwingt, wenn es um männliche Klischees geht,
wenn von bierbäuchigen, brustbehaarten "Kerlen" gesprochen wird.
Nein - da muss man nichts mehr sagen, da weiß man, dass dies hier in einer negativen Konnotation passiert.
Das Gleiche erlebe ich in Transfrauen-Foren, dass bei "Abgrenzungsdebatten", wer denn nun eine "richtige" und "wahre" Frau wäre,
männliches gleichzeitig negativ dargestellt wird:
http://www.freeyourgender.de/forum/view ... =919#p1702


Mit "Aber ich will gar nicht leugnen...", beginnt ein sehr interessanter Absatz,
der hervorhebt, dass es innerhalb der feministischen Lesbenszene bzw. lesbischen Feministenszene eben ganz und gar nicht
einfach war, zu sagen, man wäre "Transmann".
Sie schreibt, es war bereits ein Problem innerhalb der Community, abgesehen sowieso in der Gesellschaft.
Heterosexuelle Attitüden waren verpönt, und wenn sich das nur im klassischen Bild der Frau/Mann-Verteilung zeigte,
in Handlung und Äusserem, im Verhalten und Kleidung, Stil, Klischee. Im Sexuellen.
Allein schon dieser Gegenwind, der hier in der Lesbenschublade der Gesellschaft herrschte, lies viele darauf verzichten, zu erkären,
warum sie wirklich so einen engen Sport-BH trugen.
Dieser Ansatz deckt sich mit der eingangs gemachten These, dass die Gesellschaft, ob innerhalb oder ausserhalb der Szene, nicht die Umgebungsparameter für ein Outing als Transmann bereitstellte, aber Transmänner gab es bereits,
sie wählten nur eben ein anderes Label, um Probleme aus dem Weg zu gehen:
Ich bin eine Butch, war bedeutend einfacher als zu sagen: Ich bin Trans.

Sicher spielte auch gerade in feministischen Kreisen der Kampf gegen das Patriarchat ebenfalls eine entscheidende Rolle:
Eine unter dem Label Lesbe laufende Butch, die sich wie ein Transmann verhält, war nicht sehr attraktiv, kopierte sie doch genau das,
was das Feindbild darstellte. Da war es noch gerade zu ertragen, als Butch gesehen zu werden, als Transmann war es ein NoGo.
Und wo wäre diese "Frau" dann noch lesbisch: Ein (Trans)Mann der Frauen liebt ist hetero.

Der nächste Absatz "Das gleiche Misstrauen gegenüber...", birgt wieder eine sehr interessante Erkenntnis,
die Autorin beschreibt hier die Grenzverschiebung für die "Schubläden", innerhalb der lesbischen Community.
Sie macht dies sehr differenziert, z.B. führt sie an, dass viele nun eine Butch, die früher verpönt war,
nun mit offenen Armen aufnehmen, eventuell unbewusst desshalb, weil sie sich (noch) nicht als Transmann produziert.

Ähnlich wie in einer politischen Strategierunde, bei der der rechte Flügel einer Partei sich noch mehr nach rechts bewegt,
um seine Wähler nicht an eine neue offen rechtspopulistische Partei zu verlieren.

Wir sehen hier eines ganz deutlich: Definitionsgrenzverschiebungen dienen oft dem Wunschdenken der Masse dieser "Schubladen-Gruppe",
und Wunschdenken ist neben eigener Identifikation, die es zu verteidigen gilt, Triebfeder dafür.
Die Verteidigung der eigenen Identifikation, ist gleichbedeutend mit der eigenen Bewältigungsstrategie gegen die eigene Disharmonie,
für sich selbst, bzw. und auch der Disharmonie, sich in die konforme Gesellschaft mit seiner Unkonformität einbringen zu wollen und zu müssen.

Die gleichen Abgrenzungsverläufe sehen wir im Trans-Diskurs, wo es Transfrauen gibt, die nur zulassen,
dass sich andere als transsexuell bezeichnen, die sich operieren lassen, bzw. zumindest ihren Schwanz hassen.
Wenn sie diese Transfrauen akzeptieren würden, würde ihre Bewältigungsstrategie (Ich bin jetzt Frau, ich habe ja die Operation),
nicht mehr funktionsfähig bleiben können. Ihre Vedrängung würde wieder aufbrechen, und sie fühlten den gleichen Schmerz,
wenn sie einer "Schwanzfrau" Akzeptanz schenken, als wenn sie "ihn" noch selbst hätten, den sie ja gehasst haben.

Definitionsmuster dienen also in erster Linie den Alphamännchen der Gruppe, die diese Definitionen für die Gruppe vorgeben,
nicht der Beschreibung eines Menschen.
Schubläden-Definitionen sind wie ein Parteiprogramm einer Partei, was zu maximalem Wohlbefinden führen soll,
damit es sich "komfortabel" in der Schublade wohnen lässt, wobei Grenzmarkierungn meist die Stellen markieren,
wo Verdrängungen aufgebrochen werden würden, wo es anfängt weh zu tun.

Im aktuellen Lesben-Diskurs scheint hie ein wichtiges Abgrenzungsmerkmal der Bart zu sein und die Formel zu gelten: Bart = Transmann.

Vielleicht sollten sich diese Grenzposten und Wachturmbesetzungen an denjenigen Lesben und Feministinnen ein Beispiel nehmen,
die Conchita Wurst gut finden.

Nicht das nicht klar wäre, dass sie sich als DraqQueen produziert, sondern weil sie darstellt,
dass Äusseres erst einmal gar nichts zu sagen haben darf.

Willkommen im Differenzfeminismus. Femme ? Frau die aussieht wie ein Mann ?
Gar nichts von beiden ?
Das muss alles egal sein und darf keine Vorurteile verursachen. Kampf der Stereotype.
Und auch natürlich andersherum (was ich bisher über den Differenzfeminismus verstanden habe):
Klischees und Stereotype zu bekämpfen zu wollen, darf nicht heißen,
dass wenn ich mich selbst mit diesen produziere (blond, lange Haare, High Heels),
dann automatisch in eine bestimmte Ecke geschoben zu werden.

Denn dann wären wir wiederum unter einem Zwang:
Nichtstereotyp sein zu müsssen.
Genau eben das nicht. So wie jeder möchte.

Und wenn eine Butch Hormone nimmt, und sich über ihre großen Brüste beschwert, weil sie lieber weniger hätte,
flache, dann darf sie nicht automatisch als Transmann einsortiert werden, nur dann, wenn sie es selbst von sich sagt.

Aber genau weil Transmann ja dann etwas wäre, was diese Frau aus der Gruppe ausstösst,
dass sie dann "nicht zur Party" eingeladen würde,
sehen wir, dass hier die Symptome eines Transmannes (letzten Endes das Aussehen dieser Frau, der Bart)
zum Gruppenausschluss führt, nicht die Identität.

Wie würden sich die Partymitglieder denn Verhalten, wenn eine Butch, sehr weibliche Attitüde mit Tendenz zur Androgynität,
ohne Operationsabsichten, ohne Haarwuchs an den Stellen wo Männer diesen haben, ohne Testosubstitution, an der Kasse am Partyeingang
stehen würde und sagen: Ich bin ein Transmann, darf ich rein ? Würde sie vielleicht doh reingelassen, weil sie eben für Lesben
eher attraktiv aussieht ? Und das ist meiner Meinung nach genau der Punkt.

Die Gruppenmitglieder hätten keine großen Schwierigkeiten, sie mit reinzulassen,
weil sie sich genau mit diesem Aussehen selbst identifizieren,
wenn sie einen Bart hätte, würde sie keine sexuelle Anziehungskraft haben und, ganz wichtig, die eigene Verdrängung aufbrechen:

Ich mag nichts haarigmännliches an mir selbst sehen, möchte das nicht, möchte das auch nicht an anderen Frauen.

Da ist das Yin/Yang nicht in Harmonie, bzw. schlägt in eine Richtung aus, was es auch darf, und es entsteht eine persönliche Grenze,
die Ursache für Fremdbestimmung:
Ähnlich bei Transfrauen, die eine Operation gemacht haben, und die den Schwanz anderer Transfrauen hassen,
obwohl er nicht an ihrem eigenen Körper mehr vorhanden ist, daher sie "eigentlich" mit sich in Harmonie sein müssten:
Nein - sie müssen auch dafür sorgen, dass diese Schwänze nicht in ihre Gruppe sich befinden,
und zwar an Personen, die zur gleichen Gruppe gehören wie ihre Selbstdefinition: Transfrauen.
Natürlich sind diese, andere Transfrauen diskriminierenden Transfrauen, meist lesbisch, und wollen keine Männer für Sex.
Hier müssen sie sich die Frage gefallen lassen, inwieweit Homophobie eine Rolle spielen könnte,
die evt. bei einigen sogar zur Operation führte (Autohomophobie).

Interessant also und hier haben wir eine Doublette:
Eine Transfrau, die sagt, sie hasst ihren Schwanz, darf in die Gruppe, weil sie nicht mehr der Männergruppendefinition dieser Transfrauen
entspricht, weil sie unter ihrem Genital "leidet", und somit Teil der Gruppe werden darf.

Eine Lesbe, die eher männliche Attitüden hat, aber sich selbst als Frau bezeichnet und nicht als Transmann,
darf in die Lesbengruppe, wel sie sich dem Heterosexualitätskonstrukt entzieht und durch ihr Outfit sagt:
Hey - ich möchte keinen Männern gefallen ok ? Also Männer, ist klar ja ? Mit kurzen Haaren, Hosen und burschikosen Outfit hisst sie die Flagge,
für Männer kein Eintritt.

Das dies Männer meist gar nicht stört, im Gegenteil, dass viele Männer genau diese Androgynität sehr anziehend finden,
da diese ihre vedrängte und daher verheimlichte Weiblichkeit dieser Männer (ihren YIN-Anteil) triggert,
ist ein anderes, aber wichtiges, hier dazugehörendes Thema.

Siehe dazu als Beispiel den Erfolg der Actrice Louis Brooks in den Endzwanzigern des 20. Jhd, als erste Frau mit Kurzhaarfrisur (Bubikopf),
erste Schauspielerin mit Lesbenszene, die berühmte Szene, als sie mit einer Frau tanzt, konfrontierte die Zuschauer in den deutschen Kinos
mit dem Thema auf eine Art, wie es zuvor noch nicht zu sehen war.
Nicht nur die Gays, Frauen wie Männer waren begeistert, auch die Ungeouteten, sich selbst lieber als hetero Gelabelten,
war dieses Einreißen der Konformitäts-Mauern eine Befreiung.
Die nichtkonservative, nichtpatriarche Männerwelt, ob gay oder hetero, lag ihr zu Füßen.

Auch nichtkonformes Verhalten von Frauen führt zu diesen beschriebenen Effekt in der Anziehungskraft,
hier möchte ich Charlottes Roches Werk "Feuchtgebiete" nennen, bzw. ihren gesamten Erfolg den sie medial hat,
in diese Reihe gehört auch der weltweite Erfolg der Figur von Pippi Langstrumpf.

Während ich den nächsten Absatz der Autorin lese "Das dürfte allein die von Roedig...",
sehe ich, dass sie es hier schafft, einen weiteren Punkt genau herauszuarbeiten:
Grenzen von Definitionen in Frage stellend, damit auch Grenzziehungen innerhalb Gruppierungen.

Ja, die Selbstbestimmung sollte immer Priorität haben, was der Mensch über sich selbst sagt,
daher plädiere ich auch dafür, das Gehirn als geschlechtsbestimmendes Organ anzuerkennen,
was unweigerlich zur Selbstbestimmung der Geschlechter führen muss. (Gegen Pseudo-Gutachten bei Transmenschen)

Leider behält die Fremdbestimmung die Oberhand, sei es auch nur am Eingang der Party an der Kasse zu sagen:
Du gehörst nicht zu uns ! Oder sei es, jemanden gegen seinen Willen zu vereinnahmen.

Ganz nebenbei erklärt die Autorin dem Mythos der Geschlechtsumwandlung eine Absage, grandios !
Natürlich sind Operationen keine Geschlechtsumwandlung, sondern eine Bewältigungsstrategie, die der Harmonisierung dienen,
der Integration des Körpers in die selbstverfasste Identität.

Eine Transfrau wird nicht durch die Operation vom Mann zur Frau, sondern sie wurde bereits als Frau geboren, mit unpassendem Genital.
Das Geschlecht besteht eben nicht nur aus dem Genital, wie uns der Genitalismus verkaufen möchte, sondern aus dem Gehirn,
dass eher weiblich oder eher männlich pränatal geprägt wird, nichtbinär, der Hormonlage, ebenfalls nichtbinär, den Chromosmen, bei
denen auch verschiedene Möglichkeiten lebensfähig sind, und nun haben wir bereits den Punkt 4, der nichtbinären Vermischung
von primären und sekundären Geschlechtsmerkmalen.
Der Genitalismus bildet aus dem hier aufgezähltem Spektrum nur einen Unterpunkt des Punkt 4 ab.

Natürlich liefert dese biologische Vorraussetzung die Einfärbung, mit der sich wiederum auf kognitiver Ebene
die Identität einkalibrieren muss.

Das empfundene Geschlecht ist die Summe aus Biologismen und Kognition.

Es wäre aber fatal herzugehen und zu sagen;: Geschlecht wäre nur Genital, oder genauso fatal: Geschlecht ist nur Kognition.

Es ist beides, beides interagiert.

Desshalb gibt es Transfrauen, die mit ihrem Schwanz in Harmonie sind, desshalb gibt es
Intersexuelle, die in Harmonie sind, und genau desshalb gibt es immer mehr Vielfalt, die sich nun definiert,
denn es handelt sich um Harmonisierungspunkte, die jeder für sich an einer anderen Position im Spektrum ausmacht,
es ist der Stuhl, wo dieser Mensch Platz nimmt.

Äusseres dient hier meist nur der Lesbarkeit in der Gesellschaft, je toleranter diese wird, je liberaler, je klischeeloser,
je weniger spielt Äusseres noch eine Rolle.

Oder es geht um sexuelle Vorlieben: Ok - wenn jemand für sich selbst grosse Brüste mag,
dann ist das eben wichtig. Für ihren Sex. Aber eben nicht für ihre Identität.

Denn das führt wenn wir hier weiter denken zu der Möglichkeit, dass diese Frau mit grossen Brüsten für sich sagt:
Ich bin ein Transmann, oder weitergedachdt: Ich bin ein Mann (sie wurde ja als Mann geboren, aber mit weiblichen Genital).

Wir hätten dann den Fall, den ich oben beschrieben habe: Hat sie sich mit ihrem Genital versöhnt,
gehört es zu ihrer männlichen Identität, zu ihrem eher männlichen Gehirn, evt. männlichen Hormonlage.
Jetzt würde dieser vollbusige, nichtoperierte Frau, evt. ein gerngesehener Partygast sein, auf der Party, die nicht für Transmänner sein soll.
Diese Frau selbst gefragt was sie sei, würde als Antwort ergeben: Mann.

Und wiederum weitergedacht, würde das viceversa bedeuten, dass eine Frau, mit unkonformen männlichen Genital,
eine in der Genitalismussprache sogenannte "Transfrau" (das Wort Transsexuelle sagt eben nicht, dass sie als Frau geboren wurde),
dass diese Frau, wenn sie sich mit ihrem Schwanz versöhnt hat, trotzdem eine Frau bleiben darf.

Was für die körperliche, morphologische Ausprägung gilt, gilt selbstredend auch für die Kleidung, für Haare, Klischees usw..
Wir kommen nicht umhin, wenn wir das Gehirn als geschlechtsbestimmend anerkennen, uns auf das zu konzentrieren was alleine
Gültigkeit hat: Du bist das Geschlecht, was Du von Dir sagst, was Du bist.

Leider wird das Gehirn nicht in der binären genitalistischen Geschlechter-Verständniswelt mitverhandelt,
wir sehen dass z.B. an der Frauenquote, die automatisch Menschen in die Manageretagen bringt, die eine Vagina haben.

Ob diese Menschen nicht genauso agieren wie Männer, weil sie ein eher männlich geprägtes Gehirn haben, Patriarchismus gut finden,
selbst Frauen unterdrücken, selbst dafür sorgen werden, dass keine Frauen in ihrer FIrma aufsteigen, steht auf einem anderen Blatt.

Dann wird eben von diesem Mann mit Vagina das Vorstellungsgespräch von Frau Müller abgeblockt, und es kommt Herr Meier zum Zug,
weil es Frau Schmidt so wollte. Warum Frau Schmidt keine Frauen unterstützt, sondern lieber Männer, obwohl sie doch
der Gruppe der Frauen angehört, ja darüber können sich Genitalisten den Kopf zerbrechen, ich schon lange nicht mehr.

Im nächsten Absatz nimmt die Autorin den Titel von Roedigs Artikel aufs Korn: "Der Trend zu Trans",
klar ist das nicht nur ein Fettnäpfchen, sondern ein Skandal, manche würden diese Darstellung als ignorant und transphob bezeichnen.
Eine Überschrift, die Roedige als eine Frau aus der LGBT-Community outet, die sich viel zu wenig mit dem Transthema
beschäftigt zu haben scheint.

Natürlich ist "Trans", in der aktuellen gültigen Definition die in der Gesellschaft Konsens ist,
kein Kleidungsstück, dass man sich anzieht, weil es einem gefällt.
Man ist trans oder nicht.
Zumal trans zu sein, alles andere als ein Kindergeburtstag ist.
Unendliches Leid ist damit verbunden, Ausgrenzung, Diskriminierung, Gewalt, Morde durch Transphobie,
eine extrem hohe Suizidrate weit über 50%.
Wie man hier eine Titelzeile in dieser Form verfassen kann, kann ich mir nur so erkären:
Sie hat sich etwas unüberlegt ausgedrückt, besser wäre gewesen, sowas zu schreiben wie:
"Die immer größere Sichtbarkeit von Trans",
oder etwas sinngemäßes.


Nun gibt die Autorin eine Reflektion ihrer eigenen Erlebnisse, die mit den hier angeführten Problemen zu tun haben,
der Absatz "Nochmal mit Gefühl: Real existierende Verlusterfahrungen ",
könnte aus einem TS-Forum stammen, beschreibt er doch genau, die Folgen, die daraus entstehen,
wenn Fremdbestimmung über eine Identität eines Menschen gestülpt wird.
Völlig verzerrte falsche Darstellung, auch Vereinnahmungen, führen zu einem Verlust, den es gar nicht gegeben hätte,
hätte man diesen Menschen nicht für "seine Gruppe zwangsvereinnahmt", z.B. eine Butch, die von sich sagt, sie fühle sich eher als Mann,
zu einer Frauengruppe vereinnahmt und damit "falsch zugewiesen".

Sie erzählt von einer Partnerin, einen Transmann, der als Frau gelesen wurde und daher als Lesbe beschimpft wurde.
Nicht dass sie als Transmann nicht evt. auch beschimpft worden wäre, da unkonform, aber es macht nochmal einen Unterschied,
zusätzlich noch falsch gelesen zu werden.

Das Pendant haben wir bei Frauen mit Penis: Sie werden einmal als Mann gelesen, und dann, wenn sie mit Männern unterwegs sind,
werden beide als schwul bezeichnet. Klar, dass sich für Genitalisten immmer die sexuelle Präferenz nach dem Genital richtet.
nicht nach der Idenität, nach dem eigentlichen selbstbestimmten Geschlecht.

Für Genitalisten gibt es nur das Genitalgeschlecht, so einfach ist das.

Der Patriarchismus benötigt aber den Genitalismus, da ein Penis die Zugehörigkeit legitimiert, desshalb darf ein Schwanz nicht
unter einen Rock wandern und die "Seiten wechseln".

Denn dann würde das Patriarchat und seine Abgrenzung in sich zusammenfallen.

Die Autorin geht hier auf Fremdbestimmung ein, die sie selbst erfahren hat (z.B. der Dekonstruktion ihrer Feminität),
und den Kampf, den sie ausfechten musste und ausfechtet, um ihren Partner (sogenannter Transmann),
innerhalb der Lesbencommunity so darzustellen, wie es seiner Selbstbestimmung enstpricht, ohne dabei anzuecken.

Wir lesen hier also eine Autorin, die durch ihre Partner sich mitten im Trans-Diskurs befand und evt. befindet,
von der Frauenseite her gesehen.

Sie führt etwas versteckt bezüglich der Testosubstitutionsproblematik an, aber für mich unübersehbar bei:
"im Zuge der Transitionsschritte meiner (Ex-)Butches (es war und ist nämlich nicht alles toll,
was der so kurz- und langfristig an Nebenwirkungen hatte"
, dass sie hier negative Auswirkungen feststellt,
die natürlich von Transmännern völlig anders und eher positiv, schon weil eine Veränderung, in welche Richtung auch immer eintritt,
gesehen werden.

Ich besschäftige mich auch seit einiger Zeit mit der Wirkung von Testo bei Transmänner, und bekomme auch
von mehreren Stellen ähnliche Berichte, dass eben Testo nicht nur eine für mich nicht attraktive Charakteränderung bei Menschen
bewirkt und zusätzlich, leider den Körper zerstört, wie ein Gift wirkt.

Bevor ich jetzt in hormonchemische Abhandlungen abschweife,
muss ich diese Behauptung abstrakt hier so einfach stehen lassen.

Eines möchte ich noch anführen:
Gerade Frauen mit sehr niedrigem natürlichen Testospiegel, also mit einer geringen Libido,
wenn auch immer auf niedrigem Level gleichmässig präsent, erfahren durch Testosubstitution erstmalig in ihrem Leben
den Unterschied, was es bedeutet aktiv und "geil" zu werden, von sich aus, völlig autark ohne äussere bzw. mentale Triggerung,
die eine Liebesromanze liefern kann.

Sie erleben erstmalig diese starke männliche Libido, die sie nie in ihrem Leben so erlebt hätten,
ohne diese Hormontherapie, die Therapie wirkt auf viele wie ein Rausch, eine Droge.

Ihr Verhalten ändert sich zusätzlich, was sie oft als Bestätigung ihrer Identität lesen und interpretieren.

Das Lesen in Transmannforen gestaltet sich teilweise wie das Durchfahren einer emotionalen Geisterbahn,
in der Gefühle, die für mich positiv sind, negativ dargestellt werden,
und emotionsloses, empahiedefizitäres Verhalten als toll und erstrebenswert gepriesen wird.

Hart aber ich schreibe es hier, weil es wichtig für mich ist:
Sich wie ein faschistisches Schwein zu verhalten, wird durch Testo gangbar gemacht.

Testo ist das Hormon der Aggressivität, der Kriege, der Gewalt. Empathieloses Verhalten ist Vorraussetzung um töten zu können,
ohne Gewissensbisse zu haben. Danach zu schlafen als wäre nichts geschehne.

Auch zu diesem Thema gehört die Art des Einbringens des Sperma in die Frau,
ohne sie zu fragen, sie quasi zu vergewealtigen.
Der Mann wurde (und wird) aufgrund seiner "Triebhaftigkeit" als Opfer dieses Triebes dargestellt.
Dies schlug sich in Stilblüten nieder, dass wir noch bis 1997 den 177er Paragraphen in der Form im Strafgesetzbuch hatten,
der Vergewaltigung nur ausserhalb der Ehe kannte.

Testo forciert Unterdrückung und Gewalt, je mehr Testo im System ist,
je mehr müssen wir uns wünschen, die Frau in der "Geschichte der O" sein zu dürfen, sonst haben wir ein Problem.

Ich für meinen Teil mag Frauen mit etwas mehr Testo im System dann, wenn sie das aktiver werden lässt,
wenn sie dazu motiviert werden, in Swingerclubs zu gehen, auch wenn es dort kein kostenloses Buffet gibt.
Auch wenn Testo Damenbart und Behaarung der Unterarme auslöst, diese Frauen machen auf mich einen sexuell aktiveren, glücklicheren Eindruck, nicht den, dass ihre Passivität sie dazu verdonnert, wie ein Mauerblümchen auf den Prinzen zu warten, der sie erlöst,
mangels Eigenantrieb.

Aber überhöhte Testosteronspiegel und Testowerte, das wie ein Gift einen Menschen zerstört, auch bei Männern zu sehen,
die nur noch triebgesteuert agieren, ist für mich kein Mittel, um zu Harmonie zu finden.

Vielleicht angebracht, wenn wir in die Schlacht wollen, bei der Kavallerie werden männliche Pferde eingesetzt,
weibliche rennen nicht gegen Kanonen an, und wenn wir ihnen noch so die Sporen geben.

Beim Stierkampf würde man auch nie eine Kuh in die Arena stellen,
sie wäre durch nichts zu bewegen, aggressiv zu werden, schon gar nicht durch ein rotes Tuch.

Die Autorin berichtet über Beziehungsprobleme, und dass es sich doch letzten Endes um Menschen handelt,
die sich hier zusammengefunden haben, und dass es um deren Charakter und ganzheitliche Individualität geht,
die doch über dem Thema "Frau/Mann-Kategorien und weitere Spektren" stehen sollte.

Wenn man die Hormone als Steuerungsmodule auch für Gefühle heranzieht, löst sich dieser Wunsch in Wohlgefallen auf.
Denn Gefühle lösen Hormonauschüttungen aus, wie auch umgekehrt Hormone Gefühle triggern.
Wir haben daher eben einen anderen Menschen vor uns, dessen Hormone sich, wie auch immer geändert haben,
desshalb spielen die Frau/Mann Kategorien (leider) eine entscheidende Rolle bei der Wahl des Partners, der Sympathie für ihn,
die wir empfinden können.

In diesem Absatz, indem die Autorin auf Beziehungsprobleme aus ihrer Biographie eingeht, kommt sie auch zum Ergebnis,
dass sich transspezifische Umfelder wieder mehr binären Denkmodellen annähern,
also weniger Platz für Queerness bieten.

Dies kann ich bestätigen, je stärker die Abgrenzung von Transfrauen sich vollzieht, je mehr wird wieder dem Genitalismus gehuldigt,
der binär daherkommt wie 0 und 1, wie schwarz und weiß.
Da fallen dann Abgrenzungsparolen wie: Du bist keine Frau, Du hast keine gaOP (geschlechtsangleichende Operation).
Das sind Abgrenzungen, die von völliger Intoleranz, Inakzeptanz und Empahielosigkeit gezeichnet sind,
von Logik und Rationalität ganz zu schweigen.


Der nächste Absatz beginnt mit "Es ist also nicht so, als hätte...",
ich möchte hier den gesamten weiteren Text umreissen mit dem Versuch der Autorin,
hier - und das ist die kürzeste Interpretation - in Richtung Zusammenhalt dejenigen Community zu appellieren,
die sich ausserhalb des Heterosexualitätskonstruktes bewegt, (für mich auch ausserhalb des Genitalismus).

Dieser Zusammenhalt würde aber eine Definition benötigen, unter der sich alle in einer Komfortzone befinden,
diesen Oberbegriff haben wir im Moment (leider) nicht.

Ich möchte an dieser Stelle einen Text einfügen in meinen Artikel, den ich in einem Buchprojekt
unter dem Kapitel LCXII mit dem Titel "Oberbegriff für LGBTTIQ ?" verfasst hatte,
der das Problem dieses Wunsches aufzeigt, denn der Wunsch nach Zusammenhalt,
bedeutet für mich auch ein Label, unter dem wir uns alle wohlfühlen könnten,
das wäre zumindest der Anfang, der erste Schritt.

Warum es dieses Label noch nicht gibt, und welche Probleme sich hier mit verknüpfen,
möchte ich hier darlegen und gleichzeitig meine Begeisterung an die Autorin übermitteln:
Ein Text, der alles andere als gewöhnlich ist, aussergewöhnlich.

Ein Buch über Transthemen, von der Autorin verfasst, würde neben meinem Kopfkissen liegen.

Zu Andrea Roedig noch der Hinweis, dass sie vielleicht das Thema Trans nicht nur dann aufarbeitet,
wenn es für sie Wichtigkeit erlangt, wenn sie, wie sie interpretiert, Butch-Frauen an die Transmann-Kategorie verlieren sieht.
Denn ich unterstelle hier, dass sie sich bisher nicht intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt haben kann.
Oder sie gibt die Meinung der Sexologen, und vieler SHGs wieder, die Trans als Option darstellen,
Trans als Wunsch darstellen, die soziale Geschlechterrolle in der Gesellschaft wechseln zu wollen.
Eine Fatale Beschreibung der Realität, dafür stürtzt sich niemand von der Brücke, oder legt sich auf den Operationstisch,
und unterzieht sich einer (nicht ungefährlichen) Operation, die das Leben gravierend verändern wird.

Trans ist angeboren, und dass es nun die Sichtbarkeit von Trans in der Öffentlichkeit erhöht wird, auch in lesbischen Räumen,
liegt einfach daran, dass wir in einer Zeit, in der ein Wesen wie Conchita Wurst einen internationalen Gesangswettbewerb gewinnt,
einfach weiter gekommen sind, zu mehr Selbstbestimmung, weg von Fremdbestimmung, dass diejenigen die für sie gevotet haben,
nicht nur ihr Kleid, ihr Lied, ihre Ausstrahlung gut fanden, ihre Sangeskünste und die Show, sondern für Selbstbestimmung gevotet haben,
dass sich heute in der Gesellschaft Frauen zu dem stellen, was sie fühlen und sind.
Es sind also nicht mehr Transmenschen geworden, sondern die Unterdrückung hat nachgelassen.
Da sie einfach weniger Angst haben, gesellschaftliche (noch grössere) Nachteile zu erfahren, als z.B. als Butch.

Und noch ein Gedanke an die Autorin:
Ich fühle es genauso wie Du schreibst, man hätte noch viel mehr auf diesen Artikel schreiben können,
auch wenn Dein Text die Komplexität des Sachverhaltes sehr kompakt fassen konnte,
es sind aber immer nur ein paar Sandkörnchen, die man über solche Gedanken streut,
man muss tatsächlich aber eine ganze Schippe Sand nehmen, um diese für mich auch falschen Gedankenansätze zuzuschütten.
Ein Buch ist hier obligatorisch.


Und nun am Schluss meines Artikels meine Gedanken zum Thema "Oberbegriff",
der den Appel der Autorin nach mehr Zusammenhalt reflektiert, da wir alle im Prinzip Menschen sind.


Oberbegriff für LGBTTIQ ?

Die Frage ist alles andere als uninteressant.

Ich halte sie für sogar sehr wichtig.

Denn:

Wer nicht weiß, wo er steht, kann sich nicht beschreiben,
bleibt orientierungslos, und das auch, wenn die Selbstfindungsphase
abgeschlossen wurde, und er für sein Ergebnis in der Gesellschaft
keine "Schublade" vorfindet.

Ich fühle mich zu keiner Schublade zugehörig,
wie TS, TG, TV, TI, CD, DQ, IS, Queeer, DWT usw usw.

In meiner Biographie gab es eine ca. 3-jährige Selbstfindungsphase,
die abgeschlossen ist,
danach kam die Phase, wo ich denn nun mein Ergebnis in
der Gesellschaft einzusortieren hätte.
Diese Phase ist nun auch abgeschlossen mit dem Ergebnis:
Keine Schublade vorhanden.

Es ist alles andere als angenehm,
sich von keinem Begriff beschrieben zu fühlen.

Ich beschreibe mich als biologische Frau im Sinne des in der Gesellschaft
verwendeten Begriffs "Frau", aber mit männlichem Genital.
Biologisch desshalb, und (nicht nur biologisch, weil zusätzlich auch identitär)
aufgrund meines pränatal geprägten Gehirns (Gehirngeschlecht), von dem ich Geschlechter ableite,
da diese für die Identitätsbildung ursächlich sind.

Jeder Artikel, jeder Film, jeder Bericht klingt für mich daher so,
als ob von anderen Menschen gesprochen würde,
aber nicht von mir.

Ein Oberbegriff wäre hilfreich,
aber nur in Verbindung mit "Unterbegriffen", die differenzieren,
denn es ist immanent,
ob Du nicht nur Fußballer,
sondern Verteidiger, Libero, Stürmer oder Torwart bist,
Rechts- oder Linksaussen spielst.
Das ist dann wichtig, wenn Du mit Menschen interagierst,
die diese Differenzbegriffe für sich brauchen,
wenn Du nur sagst, Du bist Fußballer, wissen sie zu wenig über Dich.

Durch diese Differenzierung kann Dich die Gesellschaft besser verstehen,
sie entsteht durch die Funktion, genauer durch Deine Identität,
die in der Gesellschaft eben funktioniert, oder nicht, bzw. auf welche Art nicht.

Alle aufgezählten Grujppen funktionieren mehr oder weniger schlecht als recht
in der Gesellschaft des Jahres 2016, desshalb ist die Position wichtig:
Wie schlecht funktioniert die Position, in der die Gesellschaft mich einsortiert ?
Wie ungüsntig ist der Grad der Schwierigkeit für mich, der dadurch entsteht ?
Welche Definition ist das "kleinste Übel ?"
Wie kann ich mich am besten an das annähern, was ich spüre,
aus dem Baukasten, den mir die Gesellschaft bereitstellt ?
Sind mir diese Bauklötzchen zu wenig, könnte es sein,
dass ich Transaktivistin werden möchte, und für mehr Bauklötzchen kämpfe.

Die Wichtigkeit dieses Diskurses,
sehen wir an den ständigen Diskussionen in Foren über dieses Thema.


Einen Oberbegriff nicht finden zu können,
drückt sich schon im Begriffskürzel
LGBTTIQ aus.
Und auch darin, wer heute beim CSD mitläuft und nicht.

Die Tatsache, dass sexuelle Präferenzen mit morphologischen Geschlechtervorgaben
bei der Geburt und Identitäten durcheinandergewürfelt werden,
liegt einfach daran, dass diese Begriffsüberlegungen aus
dem Heterosexualitätskonstrukt und dem binären. dualgeschlechtlichen Genitalismus abgeleitet werden.

Wenn wir diesen Genitalismus fallenlassen, müssten wir uns nicht extrem umständlich beschreiben.
Aber er ist immer präsent, und auch nicht grundlos präsent.
Das generische Maskulinum zeigt uns diese Präsenz jeden Tag,
eine Form der Unterdrückung der Frau durch das Patriarchat,
das Patriarchat benötigt wiederum den Genitalismus.
Kämpfen wir gegen diesen an, wie der Feminismus, müssen wir uns automatisch der genitalistischen Sprache bedienen,
um das Feindbild zu benennen.

Beispiel: Frauenquote

Sie heißt Frauenquote und nicht LGBTTIQ-Frauenquote

Wenn wir den Diskurs bei den "Frauen" verfolgen, lesen wir z.B. Begriffe wie schwule nichtcisweibliche Butch,
Und jetzt darf sich jeder überlegen, auf welches Genital sich die sexuelle
Präferenz schwul bezieht, wenn diese Butch von sich sagt, sie wäre ein "Transmann".

Begriffsdefinitionen, die alles vereinfachen würden,
wären hilfreich.
Aber solange unsere Sprache sich auf den binären Genitalismus bezieht,
brauchen wir Übersetzungs-Begriffe, denn der Begriff "Frau",
ohne Erklärung verwendet, ist genitalistisch, und würde für LGBTTIQ desshalb nicht zutreffen,
da ein Mensch ausserhalb dieser Community den Begriff "Frau" sonst verwerfen müsste, er würde meinen,
er wäre falsch verwendet worden.

Mit dem Begriff "Mensch" kommen wir auch nicht weiter,
da es von Interesse ist, welche Funktion dieser Mensch in der Gesellschaft einnimmt, bzw. selbst einnehmen will.

Für eine Orientierung beider Seiten, des Menschen selbst und deren Betrachter,
ist eine Beschreibung und Definition extrem wichtig.
Auch für das eigene Glück und die Harmonie mit sich selbst.




Bild

"Drusilla"
John William Godward
1906
Zuletzt geändert von JasminRheinhessen am 09 Jan 2016, 10:08, insgesamt 1-mal geändert.



Benutzeravatar
JasminRheinhessen
Beiträge: 619
Registriert: 11 Sep 2014, 19:18
Wohnort: Würzburg

Antje ist nicht Autorin der Reflektion

Beitrag von JasminRheinhessen » 09 Jan 2016, 10:06

Antje Schrupp hat von mir nun den Text per Twitter erhalten,
sie schrieb mir, dass sie nicht die Autorin des Textes ist,
es bleibt also spannend, wie Antje dieses Problemcocktail,
dass hier erörter wird sieht,
und was mich natürlich sehr interessiert,
inwieweit sie Biologismen, wie das Gehirn, als Faktor für diese Probleme
miteinzubeziehen bereit ist, oder ob sie diese Parameter eher ausschliessen würde.

Antworten

Zurück zu „antjeschrupp.com“