kleine Zwischenbilanz zu Akzeptanz...

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JasminRheinhessen
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kleine Zwischenbilanz zu Akzeptanz...

Beitrag von JasminRheinhessen » 16 Nov 2014, 08:41

Jeder falsch zugewiesene Mensch (Frau wie Mann) benötigt Akzeptanz von außen, um in Harmonie zu kommen - gerade das soziale - die soziale Vernetzung ist sehr wichtig, da diese Menschen das große Bedürfnis haben, ihr Inneres, das nicht sofort erkannt und gesehen werden kann, mitzuteilen, sich erkennen zu geben (oft nur durch Kleidung möglich, nicht zu verwechseln mit Verkleidung), um mit ihrem sozialen Umfeld zu interagieren, mit ihrem inneren, ihrer Psyche mit dem äußeren Umfeld, den Menschen zu interagieren.

Ja - sie interagieren mit ihrer Psyche - denn die äußere Schale lässt für viele Außenstehende keine Interaktion zu.
Der unaufgeklärte Betrachter weist diesen Menschen automatisch und unbewußt das falsche Geschlecht zu.
Durch Assoziation - oder was genauso zu keinem Ergebnis führt ist wenn sie keine Assoziation mehr haben, also die Frage , ob es sich hier um einen Mann oder Frau handelt mit einem Fragezeichen für sich beantworten.

Heißt: der falsch zugewiesene Mensch hat ständig mit einem Außenstehenden zu tun, der mit seinem falsch zugewiesenen Geschlecht interagiert und zu kommunizieren versucht, und versucht nun diese Fehlkommunikation durch Kleidung, Verhalten (z.B. Sitzposition) zu korrigieren:
Er sendet Signale die sagen: Nein - ich bin nicht das, wofür Du mich hälst.

In meiner Zwischenbilanz möchte ich auf einen wesentlichen Punkt hinweisen:
Der Betrachter, der Außenstehende, hat die entscheidende Aufgabe zu lernen, nicht mit der Schale, der Hülle, dem Äusseren zu interagieren, was das Geschlecht angeht, sondern mit dem Inneren seines Gegenübers.

Mit der Psyche, also mit dem Kopfgeschlecht, dem gefühlten Geschlecht, und ja, letzhten Endes dem Gehirngeschlecht,
das für diese gefühlte Diskrepanz zwischen Körper und Fühlen verantwortlich ist.
Dies ist die wichtigste Vorraussetzung, die über allen stehen muss.

Es macht keinen Sinn, wenn ein falsch zugewiesener Mensch, Akzeptanz und Verstehen von Außenstehenden nur deshalb bekommen kann, wenn er dessen Assoziationen durch sein Äußeres "erkauft".
Betrachten diese sein Inneres ?
Haben sie das vor der Angleichung getan ?
Nein.

Werden sie das nach der Angleichung tun ?
Wieder nein. Warum sollten sie ihre Denkweise nun geändert haben ?

Denn das was sie dann akzeptieren werden, ist nicht das Innere, sondern das Äußere.
Das Äußere, mit dem sie evt., und das ist in keinster Weise sicher, für den falsch zugewiesenen Menschen
passendere Assoziationen verknüpfen.

Das Innere wird wieder nicht betrachtet und bewertet.

Diese Akzeptanz ist nichts wert - sie ist für die innere Psyche nur ein Placebo, sie ist absolut belanglos wenn wir sie hinterfragen.

Der Außenstehende, der Betrachter toleriert, akzeptiert, etwas, was er meint zu sehen und zu verstehen.

Nicht das eigentliche. Die weibliche oder männliche Seele. Nicht die Identität.
Den diese wird innerhalb dieser Kommunikation mit äußeren Prämissen nicht verhandelt.

Eine falsch zugewiesene Frau, die kein Passing hat, wird niemals diese Akzeptanz bekommen - da sich der Betrachter nicht mit ihrer Psyche befasst. Von wenigen Ausnahmen abgesehen. Aber nicht die allgemeine Mehrheit der Gesellschaft.

Hier wird Mitleid, Nase rümpfen, Ausgrenzung, Isolation und ignorieren erzeugt.

Die meisten Menschen gehen diesen falsch zugewiesenen Menschen aus dem Weg - Höflichkeit ist meist geheuchelt.

Sehen sie das Innere ? Nein.

Die Reaktionen beziehen sich rein auf das Äußere.

Kommt noch Transphobie und Homophobie dazu, hat der Betrachter noch Gefühle der Abneigung.

Aber darum geht es in diesem Artikel gar nicht, das sind weitere Probleme. Hier soll es um die ganz normale Akzeptanz gehen, die durch Assoziation des Äußeren geschenkt wird.
Und diese muss wertlos sein, wenn wir unterstellen, dass sie nur durch äußere Bewertung entstanden ist, nicht durch Spüren und Betrachten des Inneren, z.B durch hohes Empathievermögen.

Operationen, Angleichungen, egal welcher Art, und wenn wir es nur auf das Schminken des Gesichtes herunterbrechen, erzeugen eine Akzeptanz, die sich auf die Hülle bezieht, auf die "Maske", nicht auf meine Seele.

Will ich meine Seele akzeptiert bekommen - darf ich nicht angleichen, darf ich nicht gerecht werden - für mich selbst ja - aber nicht für die anderen.

Deshalb gilt es um Akzeptanz zu kämpfen in der Gesellschaft, Angleichung für Akzeptanz - um nicht aufzufallen - ist keine Lösung, - und bietet auch für falsch zugewiesene Menschen, die kein Passing erreichen können, keine Option.
Kein Passing zu haben, konfrontiert den Betrachter mit dem, was ist. Mit der Diskrepanz.

Die Gesellschaft muss lernen, auf das Innere zu fokussieren - das Innere zu bewerten und zu achten, zu lieben - äußeres darf hier keine Rolle spielen.

Deshalb: der ausgebeulte Rock, im Falle einer falsch zugewiesenen Frau, die ihren Penis als Kitzler begreift und nicht hasst, sondern liebt, ist sehr wichtig, um diesen Fokus auf die Diskrepanz zu legen, und auf das Innere.
Die Assoziationen nicht mehr als Entscheider für das Geschlecht zuzulassen, sie zu entmündigen.
Die Conchita Wurst der falsch zugewiesenen Menschen zu sein, erfordert beim Betrachter ein Umdenken seiner normalen Gewohnheiten, dieses Umdenken kann als Ergebnis haben, das Passing nicht mehr die Hauptrolle spielt, sondern nur noch unterstreicht, aber keine Bedingung mehr ist.

Der ausgebeulte Rock fordert die Akzeptanz, die auf das Innere schaut, sich damit mit dem Inneren auseinandersetzen muss. Verstecke ich den Penis, obwohl ich ihn liebe, habe ich den Effekt des geschminkten Gesichts:
Möchte ich das mein geschminktes Gesicht geliebt wird oder mein abgeschminktes ?

Können die Menschen, die mein abgeschminktes Gesicht lieben würden, meine Authentizität, mich überhaupt sehen, wenn ich geschminkt bin ?

Nein. Und hier meine ich mit geschminkt alle Veränderungen, als Metapher.
Alles was ich äußerlich mache, damit es zur Akzeptanz führen soll.

Auf Menschen die meine Masquerade lieben würden, verzichte ich gerne,
ich fokussiere auf Menschen, die sich nicht von meinem Äusseren abschrecken lassen, die ich gar nicht abschrecken kann, weil sie sich schon längst mit meiner Seele beschäftigen, während sie mich ansehen, beobachten - ohne das ich ein Wort gesprochen habe. Diese Menschen sind wertvoll, und dies sind meist Kontakte die nicht flüchtig sind, sondern die über Jahre andauern.

Diese Menschen können mich "sehen" und "finden", wenn ich mich nicht hinter einer "Schönheits" oder "Angleichungs"-Maske verstecke.

Eine äußere Angleichung ist legitim, wenn ich es nicht schaffe, mich selbst mit anderen Mitteln zu harmonisieren.
Ich sollte aber nicht den Fehler machen, meine Fremdwahrnehmung auf diese Basis zu stellen,
sonst bleibe ich immer ein Bittsteller, der mit Vorurteilen und Assoziationen des Betrachters verhandeln muß,
für viele ein auswegloses unterfangen.



Indizes:
Nichtakzeptanz - FYG0025
Passing - FYG0015
Stealth - FYG0020
Sichtbarmachung von Gehirngeschlechtern / Identitätsgeschlechtern - FYG0004
Genitalismus - FYG0005
geschlechtsangleichende Operation gaOP - FYG0009
Fremdbestimmung - FYG0019
Harmonisierung - FYG0010

Bild

"Yes or No"
John William Godward
1883



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