Nur keine dualgeschlechtliche Panik !

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JasminRheinhessen
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Nur keine dualgeschlechtliche Panik !

Beitrag von JasminRheinhessen » 11 Apr 2015, 20:04

Inspiration: Sabine Hark "Nur keine heterosexuelle Panik!"
http://blogs.faz.net/10vor8/2014/12/10/ ... anik-3275/


Nur keine dualgeschlechtliche Panik !
Kritik an Frauen, die nur weil sie operiert sind, keine unoperierten Frauen als Frauen akzeptieren.

Neulich bin ich auf die Real-Society gestossen,
dass ist so eine Art dualgeschlechtlicher Altar,
die Gottheiten werden meist durch Chirurgen von Rang vertreten.

Ich finde, dass ist immer sehr spannend,
unfair zwar gegenüber Intersexuellen und Menschen,
die sich nicht über ihr Genital definieren,
und daher "außen vor" bleiben, sprich:
Trotz "klingeln an der "Himmelspforte" nicht reingelassen werden.
Aber die Unfairness versuche ich mit einem fair gehandelten Bioespresso zu
begegnen, schön gemahlen mit meiner Kaffeemaschine Namens "Silvia".

Beim Genießen des köstlichen Getränks bilde ich mir ein,
zu einer Spezies zu gehören, die wie Aliens als effektive Spaßbremse fungiert,
wie eine Partisanin sitze ich in den Büschen
und lauere dualgeschlechtlichen Anbeter_innen auf,
ihnen ihr Glück einfach zu zerstören.

Nicht dass ich ihnen etwas antun wollte,
es genügt, mich, natürlich imaginär, vor ihnen zu entblößen,
Brüste und Schwanz würden genügen,
allein schon in ihrer Vorstellung, einen kapitalen Kreislaufkollaps auszulösen.
Oder einen transphoben Anfall, was für diese Realo-Society Anhänger_innen
nur ein Synonym ist.

Die ist wirklich ganz schön mächtig, diese Guerilla-Partisanen-Funktion.
Oder Dysfunktion - von ihrer Seite aus gesehen.
Mädchen spielen nicht mit Puppen- und Jungen nicht mit Autos.
Aber wenn Mädchen einen Schwanz haben, ist es plötzlich völlig egal,
ob sie mit Autos oder pinkfarbenen Ponys spielen,
dann sind sie Jungen, oder Männer, so sagt es der Gott der Realo Society.
Das Skalpell des Chirurgen spricht eine deutliche Sprache.

Die geschlechtliche Identität - das Skalpell kann diese ändern,
ist das nicht faszinierend ?
Ein Gott kann ja viel. Man muss nur daran glauben.

Und dann bringt man diesen "Jungen" auch noch bei,
dass sie schwul wären, wenn sie einen Jungen lieben.
Klar, sie selbst sind ja hetero, das Skalpell hat ja ihr Geschlecht geändert,
somit stimmen sie ein in den harmonischen Klang
der heteronormativen Dualgeschlechtlichkeit.

Von dieser Musik entzückt, wettern sie gegen Frauen mit Schwänzen,
die nur Disharmonie in ihre Klangwelten bringen.
Transphobe Disharmonie - fast schon Lärm.

Das Thema Intersexuelle wird gemieden.

Sobald das Thema nur anklingt, flüchten die Diskutant_innen
in Polemik, oder lassen es nicht gelten,
das "andere" für die Intersexuellen sprechen,
sie (die Intersexuellen) wollten das gar nicht -
sagen sie dann, und sprechen dann wiederum selbst für sie (die Intersexuellen).

Wie ein Vampir beim Ersten Sonnenlicht, flüchten sie in die Dunkelheit,
schnell die Türe zumachend, den Sargdeckel,
das Licht der Wahrheit darf nicht hinein,
denn die Intersexuellen zeigen ihnen auch visuell,
dass ihr Glauben an das Skalpell, dass Geschlechter "hervorbringt",
zu ihrer Selbstbewältigung gehört.

Sie waren schon vor der Operation Frauen,
aufgrund ihres Gehirns,
dass zuzugeben, würde aber die Schwanzfrauen zu Frauen machen.
Klapp - der Sargdeckel ist zu. Die Wahrheit bleibt draussen.
Manchmal klappt der Deckel so schnell zu,
dass es immer etwas staubt,
dass fällt aber in diesem Ambiente des Konservativismus,
der wie ein Vorhang die Argumentation schützt, nicht weiter auf.

Ihre Bewältigungsstrategie benötigt leider,
andere Wesen, mit "unpassendem" Genital fremdzuzuweisen.
Pssst. Nicht Weitersagen.

Wer Homophobie und Transphobie gesellschaftlich wieder salonfähig macht,
ist gern gesehen.
Es wird mit dem Konservativismus gekuschelt und geflirtet,
dass es nur so eine Freude ist.
Man wird sogar zum Pegida-Freund. Auch die Pabst-Hostien sind willkommen,
die CDU/CSU "doch gar keine so schlechte" Partei.
Man ist ja nicht schwul, also kann man sie doch wählen.

Transphobie und Homophobie ist, unter dieser Problematik betrachtet,
eine gesellschaftliche Verteidigungsstrategie, um seine eigene Harmonisierung
zu bewerkstelligen - daher legitim und heilig.
Auf dem Altar darf also auch geopfert werden.
Das Gewissen bleibt rein.
Es ist legitim, andere durch Fremdbestimmung zu zerstören,
sofern es der eigenen Identitätserhaltung dienlich ist.

Das dadurch patriarchale Strukturen gestärkt werden,
und ganz nebenbei die Argumentation der Pathologisierung durch F64.0
gestützt wird, wird in Kauf genommen.

Ein Schwanz darf nicht unter den Rock wandern,
das Erkennungsmerkmal und der Ausweis, die Legitimation für das Patriarchat.

Auch die Normalitätskriterien, eingegossen in die Heterosexualität,
werden bestätigt.
Kein Problem- was interessiert uns die Unterdrückung (von LGBTTIQ),
was interessiert uns Stonewall - wir haben ja unsere (Neo)Vagina.

Auch können wir in den Tenor einstimmen, die "Familie" zu retten,
die in "diesen Zeiten angegriffen" wird.
Denn dazu (zur Normfamilie) gehören ja Mann und Frau, und die Reproduktion.
Das wir mit unserer Neovagina hier "eigentlich" nicht unter dieser
"schützenswerten" Definition fallen, weiß ja keiner. Pssssst.

Wir schwingen trotzdem die Plakate gegen den Bildungsplan.
Familie schützen, Schwanzfrauen schaden unseren "Adoptiv"-Kindern !

Wir sind die "wahren" Frauen, und dürfen auch
alle gesetzlichen Vorteile einer staatlich subventionierten Ehe nutzen.
Der Staat weiß was "richtig" und "falsch" ist.

Noch ein Abendgebet an den dualgeschlechtlichen Gott,
der immer ein scharfes Skalpell hat.

Gute Nacht.





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