Gender meint nicht biologisches Geschlecht

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Gender meint nicht biologisches Geschlecht

Beitrag von Freeyourgender » 23 Jul 2019, 09:53

Neues vom Nichtwollen - oder die geschlechtliche Ohnmacht des Geschlechts außerhalb patriarchaler Normdefinitionen.

Das Patriarchat hält apodiktisch an seiner für sich lebenswichtigen Definition fest, wer ein männliches Genital hat, ist männlich,
wer keines hat, ist nicht männlich. Diejenigen, die keines haben, dürfen etwas mehr "ausbrechen",
aus der Sippenhaft der Fahnenträger männlicher Legitimation, den Rest unterdrücken zu dürfen.
Nichtpenisträger dürfen sich auch mal in der Öffentlichkeit küssen oder Hosen tragen, Händchen halten und für ihre
Rechte schreien.
Penisträger dürfen keine Röcke tragen, Händchenhalten würde sie diskreditieren und wenn ein Mann gegen seine Sippenhaft
anschreit, ist das in etwa so, als würde er sich als schwul outen wollen, auf Umwegen.

In diesem Gebräu der patriarchalen Magnetismusgesetze ist es fast unmöglich, auf das Menschenrecht zu pochen,
sagen zu dürfen, ich wäre eine Frau, trotz Penis.
Einfach selbstbestimmt, weil es geschlechtliche Normvariationen gäbe.
Ja - es müsste sie ja schließlich geben, sonst würden Forderungen in Bezug auf gleiche Rechte für dieselben ja obsolet. Was schließt geschlechtliche Normvariationen ein? Sind es auch Frauen mit Penis? Sind es auch Männer mit Vagina, Vulva?
Oder sind diese Variationen nichts anderes als das, was das Patriarchat bereits eingeräumt hat, was es gibt: Intersexuelle? Sind keine Frauen und Männer damit gemeint, die sich nicht als Zwischen verstehen, die sich eindeutig zu einem Geschlecht zugeordnet sehen wollen? Und ja, sind wirklich Geschlechter gemeint,
im Sinne von Frau und Mann, oder ist nur die Psyche gemeint, die Identität?

Wenn letzteres zutrifft, haben wir nichts erreicht. Denn dann gibt es weiterhin nur das duale Formelprinzip: Penis = Mann.
Wer keinen hat, ist kein Mann - siehe meine Definition in der Einleitung.

Der große Paradigmenwechsel, dass es Frauen mit Penis gibt, findet nicht statt in diesem Diskurs.
Und ich spiele jetzt nicht nur auf einzelne Begrifflichkeiten an, die keine geschlechtlich prägenden Gehirne mit beinhalten, und damit die genaue Zielgruppe, im Nebel des Begriffes verhüllt, und damit letztlich offen lässt, für wen diese stehen sollen, sondern auf den Diskurs in seiner Gesamtheit.

Das Gehirn ist das geschlechtsbestimmende Körpermerkmal. Die pränatal angelegte physische Prägung ist die Ursache unserer
Erkenntnis, dass es ein genaues Wissen über unser Geschlecht gibt, von jedem von uns, dazu braucht es keinen Blick zwischen
unsere Beine.
Wenn Reproduktionsfähigkeiten geschlechtsbestimmend wären, könnten Intersexuelle keine Aussage über ihr Geschlecht treffen,
aber die meisten können dies ganz genau. Wenn Reproduktionsfähigkeiten geschlechtsbestimmend wären, dürften Frauen mit
Turnersyndrom, die nur ein X Chromosom besitzen, und deshalb nicht schwanger werden können, nicht zu den Frauen gezählt werden, was sie aber aufgrund ihres Genitals werden.

Ich muss das Objekt, um das es geht, erst faktisch sichtbar machen, um mich für dieses einsetzen zu können. Niemand versteht den Sinn der Erweiterung des Begriffes Geschlecht, wenn ich die Begründung nicht mitliefere, warum ich diesen Begriff erweitern muss. Es ist doch nur logisch, dass ich auf Gegenwehr stoßen muss, wenn Menschen sich, in ihrem Verstehen, einer Beliebigkeit von Geschlechtern gegenübersehen. Wer hier auf einen kulturellen Lernprozess hofft, kann maximal Toleranz oder Akzeptanz bekommen, aber niemals das wichtigste, das Verstehen. Es wird toleriert, akzeptiert, aber das alte Denken nicht abgelöst und durch Wissen ersetzt.

Es gibt einen Streit darüber, wer sich Frau nennen darf, juristisch sich zu einer Frau "umschreiben" lassen darf,
es gibt aber keinen - immer noch keinen - Streit darüber, dass es biologisch nicht möglich ist, das Genitalien oder Chromosome allein
das Geschlecht beschreiben. Und ja - wenn wir Menschenrechte hinzuziehen sind wir bei der Seele, beim Gefühl, beim Schmerz und beim Leid,
und da sind wir automatisch im Kopf verankert, dort wo das Gehirn sitzt, und müssen dies zu unserem geschlechtsbestimmenden Merkmal
ernennen, zusätzlich zu den Genitalien, Gonaden, Chromosomen, der Hormonlage. Aber selbst wenn wir völlig unethisch und
empathielos unsere Seele und Gefühl außen vorlassen, also keine menschenrechtsrelevanten Bezüge herstellen, könnten wir dies
heute schon anhand der Indizien der Hirnforschung rein aus biologischer Betrachtung tun.

Nichts dergleichen passiert. Das Patriarchat lügt diese Tatsachen hinweg.
Das Patriarchat zerfällt ohne die Basis, dass ein Penis automatisch männlich bedeutet,
denn diese Definition weist aus, wer Herrscher ist und wer beherrscht wird.

Es lässt nur zu, dass wir über Geschlechter verhandeln dürfen, die sozial-, juristisch-, die identitätsrelevant sind,
das Geschlecht in seiner originären Definition, das biologische Geschlecht, bleibt stets unangetastet.

Jeder, der hier keine Fragen stellt, und das Thema auf der Genderebene reduziert führt, wird uns weiter dort im Verstehen lassen,
wo das Patriarchat uns im Geiste hinstellt. Wir wären angeblich Menschen, die sich etwas einbilden, die dann in eine Rolle "schlüpfen", sowie
in diejenige kontextsensitive "Kleidung", die je nach Einzelfall vorteilhafter empfunden wird, zurückhaltender oder klischeebetont.
Irgendwann bekommen wir auch das Bonbon auf dem Silbertablett serviert, dass wir unseren Personenstand ohne große behördliche Schikanen
ändern dürfen. Wer kann das dann als Sieg feiern, wenn diese Menschen als verkleidete Rollenschauspieler empfunden werden.
Wer kann diesen Sieg dann feiern, wenn das Verstehen, dass es Frauen mit Penis gibt, aus biologischen Ansatz her,
in den Köpfen der Menschen in keinster Weise weiter gereift ist?

Wir sollten beim Kampf um Rechte dieses Verstehen im Auge behalten, sonst schmecken die erkämpften Rechte wie Mitleid und "Toleranz".
Ein Faktum braucht keine Toleranz. Es ist. Es steht für sich und muss keine Zweifel erdulden.

Ich sehe die Regenbogenfahne als ein Zeichen dafür, dass dualgenitale, heteronormative Regelwerke ein Symbol der halben Wahrheit sind.

Wenn wir nicht länger als ungesehene Wahrheit mit unberücksichtigter Rechtestruktur bestehen bleiben wollen,
und weiterhin als ungesehene Wahrheit lediglich von einer unberücksichtigten Rechtestruktur
zu einer berücksichtigten Rechtestruktur kommen wollen, ohne die jetzige halbe Wahrheit zu erweitern,
um denjenigen Raum, den wir darstellen,
werden wir im besten Falle nur eine berücksichtigte Unwahrheit werden können.

Wir werden dann juristische Frauen und Männer, die verkleidet und umoperiert von denjenigen gesehen werden,
die die andere Hälfte der Wahrheit verdrängen müssen.

Und nein - es geht nicht darum zu sagen, wir sind doch alles Menschen, lassen wir die Definitionen einfach sein.
"Wir sind alles Menschen", das bringt uns keinen Millimeter weiter.

Die Birne weinte, und lehnte sich an die andere Birne an:
"Du musst nicht weinen, tröstete die Birne, wir sind einfach alles Obst, denke nicht in diesen Kategorien."

Die Birne war getröstet und lief in den Obstgarten, traf auf einen Apfel und rief:
"Wir sind alles Obst! Ist das nicht schön?"

Der Apfel antwortete:
"Ja - wir sind alles Obst, wunderbar, mein lieber Apfel."

Wenn wir den Paradigmenwechsel nicht schaffen, dass das Genital kein Geschlecht beschreiben kann,
sondern nur Aussagen über Reproduktionsfähigkeiten macht, wird die Selbstaussage:
"Ich bin eine Frau", inhaltsleer im Sinne deiner Aussage bleiben.

Ich möchte in einer Welt leben, in der die Menschen genau das gleiche verstehen wie ich selbst,
wenn ich sage, ich bin eine Frau.

Das alte Paradigma, dass uns sagen will, dass ein Geschlecht sich nur nach dem Genital oder Chromosomen definiert,
belässt uns dann in der Folge im zugewiesenen Genitalgeschlecht oder chromosomalen Geschlecht, obwohl wir über
unser Geschlecht eine andere Auskunft geben. Wir bleiben trotz unserer Aussage, trotz unseres Wissens über unser
Geschlecht, ein Wissen, dass durch unsere pränatale Prägung unseres Gehirns überhaupt erst entstehen kann,
immer im zugewiesenen biologischen Geschlecht definiert. Die weitere Folge dieser falschen Zuweisung ist dann,
dass wir nicht einfach Frau oder Mann genannt werden, sondern immer die Information mitgeliefert wird,
wie wir geboren wurden, sobald dieses biologische Geschlecht hinterfragt wird. Am einfachsten funktioniert diese
Abgrenzung von unserem wirklichen biologischen Geschlecht dadurch, in dem wir mit Begriffen beschrieben werden,
die alles bedeuten, aber nicht, dass wir eine Frau mit Penis wären, wir werden stattdessen, Transsexuelle, Transidente,
Transmenschen, Transpersonen, Transgender genannt. Sollten diese Transbegriffe nicht Verwendung finden, werden
sie im Verstehen leise mitgedacht. Ich bin aber kein Trans mit Stern, sondern eine Frau. Und als Frau wurde ich
bereits geboren.



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