Travestie - > Verdrängung

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JasminRheinhessen
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Travestie - > Verdrängung

Beitrag von JasminRheinhessen » 02 Jul 2017, 19:42

Die maximale Verdrängung authentischer Geschlechteridentitäten
wird durch das patriarchal-genitale Hetero-Konstrukt in der gewissensfreien Verleugnung transformiert,
die dieses Konstrukt Travestie-Kunst nennt.

Die erste Reaktion etwas maximal abzulehnen, ist darüber zu lachen.

Praktisch, wenn für diese Bewältigungsstrategie eine eigens geschaffene Kunstform ein Alibi bereithält.

Das benötigte Alibi war zuerst, dann entstand Travestie.

Travestie-Darsteller_innen spielen ja nur, und Zuschauer_innen müssen sich nicht rechtfertigen,
warum sie diese scheinbare Identitätswechsel besonders reizvoll finden. Es ist ja nur Spiel nicht wahr?

Nein, die magische Anziehungskraft, die Travestie in Filmen hat, spricht gegen diese lapidare eindimensionale Belustigung.
Vielmehr wirkt Travestie desshalb so stark auf Zuschauer_innen, weil es genau das möglich macht,
was der patriachale Alltag ihnen vewehren will: Ihre eigentliche Identität zu leben. In der Travestie-Darstellung finden sie
ihren Traum widergespiegelt. Und das nicht nur seit Filmen wie "Manche mögen's heiß", "Tootsie" oder Charlys Tante,
um nur drei von vielen zu nennen, die gerade wegen ihrer Travestierollen berühmt wurden. Denn der Travestie-Effekt wurde
bereits genutzt, bevor es Filme, Travestielokale und Cabaret's gab: In Opern und Operetten.

Und hier war es noch geschickter: Es musste nicht einmal die Kunstform Travestie bemüht werden, sondern die Komponisten
legten fest, dass eine männliche Rolle im Schauspiel eine Sopranlage zu singen hat, die dann von einer Frau gesungen werden.
Und schon war man im Identitätswechsel, die berühmte "Hosenrolle" war geboren. Männliche Partien, die von Frauen gesungen werden mussten,
da die Tonlage hoch angesetzt war. Als Beispiele für viele sei hier die Rolle des Octavian in "Der Rosenkavalier" von Richard Strauß genannt, der
die Feldmarschallin Fürstin Werdenberg vereehrt, und sich somit zwei Frauen auf der Bühne befinden dürfen, ohne dass sie als lesbisch gelesen
werden, oder heute eine von beiden zusätzlich als transsexuell. Gerade die sich ergebenden "gleichgeschlechtlichen Pärchen" waren ein
besonderer Reiz. Und es war zu diesen Zeiten unmöglich für Frauen, Hosen zu tragen. Auch der Hänsel bei Engelbert Humperdinck`s
"Hänsel und Gretel" ergibt ein Frauenpaar und bei meinem letzten Beispiel was ich hier nennen möchte, Adolf Hitler's Lieblingsoper Rienzi
von Richard Wagner, wird die Mezzosopran-Partie des Adriano von einer Frau besetzt.

Natürlich sind meine Ausführungen reine Theorie, Philosophie und Hypothese.

...die sich beim nächsten Kinofilm mit einer Travestierolle wieder bestätigen wird. Wetten?



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